2. Verkauf des Grand Hotel Heiligendamm

Nachdem der Ende Mai 2013 unterzeichnete Kaufvertrag mit der Berliner Investorengruppe seine Gültigkeit - durch das Ausbleiben der vereinbarten Kaufpreiszahlung - verloren hat, übernimmt am heutigen Donnerstag Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski aus Hannover die traditionsreiche Immobilie an der Ostsee.

Morzynski ist unter anderem Aufsichtsratschef der Halloren Schokoladenfabrik AG in Halle an der Saale und hatte schon in der ersten Phase der Käufersuche sein Interesse angemeldet. Paul Morzynski sieht vor, das Haus weiterhin als Luxushotel, mit dem bestehenden Betriebskonzept zu betreiben.

Daraus ergibt sich unter anderem, dass das bisherige Management in der Verantwortung bleibt. Auch eine Änderung des Namens Grand Hotel Heiligendamm ist nicht vorgesehen. Für alle Mitarbeiter des Grand Hotel Heiligendamm bleibt der Arbeitsplatz gesichert. Das Hotel wird weiterhin im Ganzjahresbetrieb geführt.

Geschäftsführer der Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co. KG. ist Bankkaufmann Patrick G. Weber. Er antwortete auf die Frage nach dem eventuellen Verkauf einzelner Gebäude des Hotelkomplexes: "Wir wollen das wunderbare historische Ensemble erhalten. Ein Verkauf einzelner Gebäude ist nicht geplant". Es sind vielmehr umfangreiche Modernisierungen im Gastbereich, wie beispielsweise die Erneuerung von Fassaden, TV-Geräten, Teppichen etc. vorgesehen.

Ebenso nahm der neue Investor zur Frage Stellung, die sich mit der Öffnung des Hotelkomplexes beschäftigt. "Dies ist kein Problem, wir haben uns im Rahmen des B-Planes 25 dazu verpflichtet", erklärte Weber.

Die Hintergründe zum 1. Verkauf:

Der Verkauf des insolventen Grand Hotels Heiligendamm an eine Berliner Investorengruppe war am Dienstag geplatzt. Wie eine Sprecherin des Insolvenzverwalters Jörg Zumbaum sagte, sei der vertraglich vereinbarte Kaufpreis bis zur letzten Frist am Montag 24.00 Uhr nicht überwiesen worden.

Dem Sender NDR 1 Radio MV sagte Zumbaum, dass er am Dienstagnachmittag vom Verkauf des Hotels an die Resort Heiligendamm GmbH & Co KG, eine gemeinsame Gründung der Berliner Beratungs- und Immobilienfirma Palladio AG und der Investitionsgesellschaft De & De Holding GmbH, endgültig zurückgetreten sei. Damit verliere der Käufer alle Rechte an dem Hotel.

Als Kaufpreis war in der Öffentlichkeit eine Summe von 30 Millionen Euro kursiert; dies wurde jedoch nie bestätigt. Ein Sprecher der Investorengruppe wollte das Geschehen nicht kommentieren.

Zumbaum wollte noch am Dienstagabend weitere Verhandlungen mit weiteren Investoren beginnen und deren Ergebnisse am Donnerstag in einer Pressekonferenz präsentieren. Zuvor wolle er die 240 Mitarbeiter informieren, nach der Pressekonferenz tritt noch der Gläubigerausschuss zusammen. Wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr, erscheint dort eine Zustimmung zu Zumbaums Plänen als sicher. Der Insolvenzverwalter ließ am Dienstag allerdings offen, mit wem er verhandeln wollte.

Die Präsidentin des Tourismusverbands, Sylvia Bretschneider, sagte, niemand könne über diese Entwicklung glücklich sein. «Wer ernsthafte Absichten und Möglichkeiten für den Standort offenbar nur vorgibt, vergeht sich an der Belegschaft des Hotels. Ein solches Handeln können wir nicht akzeptieren. Heiligendamm braucht Verlässlichkeit und tragende Konzepte.» Sie gehe davon aus, dass bald ein seriöser Investor in die Bresche springe und Heiligendamm wieder zum Aushängeschild für den Tourismus im Nordosten mache.

Einer der Interessenten ist der Aufsichtsratschef des Hallenser Schokoladenproduzenten Halloren, Paul Morzynski. Er sagte jüngst der Zeitschrift «SUPERillu»: «Wir wollen mit der Immobilie nicht spekulieren, vielmehr soll das Hotel sensibel um- und ausgebaut und gegebenenfalls der Wellnessbereich erweitert werden.» Morzynski hat bereits Erfahrung in der Hotelbranche, er ist an dem Kühlungsborner Hotel Upstalsboom beteiligt. Seit kurzem ist beim Amtsgericht Hannover eine Firma «Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co KG» eingetragen, mit der gleichen Adresse wie Morzynskis Gruppe in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Die Investoren der Resort Heiligendamm GmbH & Co KG waren nach der Präsentation Ende Mai nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Ein Sprecher von Palladio hatte im Mai gesagt, hinter der Investorengruppe stünden türkische Geldgeber. Die Käufer waren Anfang Juli in die Schlagzeilen geraten, als deren Büros und Wohnräume in Berlin durchsucht wurden. Laut Rostocker Staatsanwaltschaft wurden Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges gegen sechs am Hotelkauf beteiligte Personen eingeleitet. Darunter soll auch ein Berliner Notar sein, der den Käufern eine falsche Finanzierungsbestätigung ausgestellt haben soll.

Das Hotel hatte im Juni sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Ende Februar 2012 hatte die Grand Hotel Heiligendamm GmbH & Co der Jagdfeld-Gruppe als Hotelbetreiber Insolvenz angemeldet, Zumbaum hatte dann die Regie des Hauses an der Ostseeküste übernommen.

Höhepunkt in der Geschichte des 2003 eröffneten Hauses war die Ausrichtung des G8-Gipfels im Jahr 2007. Allerdings litt das Hotel stets unter einer zu geringen Auslastung. Wie eine Hotelsprecherin am Dienstag aber berichtete, ist das Hotel seit Wochen ausgebucht. GW/dpa