Bouvet Ladubay Crémant de Loire

Es ist eine zu schöne Geschichte und man fragt sich, wieso man das noch nicht als Film gesehen hat. Ein eher ärmlicher, durch ein Ohrenleiden taub gewordener Arbeiter, wird zum Patriarchen des größten Schaumweinhauses seiner Zeit. Durch Zufall. Oder eben, wie man es in Saumur erzählt, durch einen versteckten Schatz.

Zunächst heiratet er die Tochter des Dorfbäckers Ladubay. Und 1851 kauft Etienne Bouvet im Alter von 23 Jahren (!) eine großangelegte Kelleranlage und gründet die Maison Bouvet-Ladubay. Die beeindruckenden kilometerlangen Kellergewölbe gruben einst Mönche, um mit dem Tuffstein ihre Abtei "Die Schöne von Anjou" zu bauen.

Durch gute Produkte und Marketing, wie die Möglichkeit, dass Kunden ihre eigenen Etiketten gestalten konnten, ging es bergauf. Je erfolgreicher er wurde, desto mehr soziale Errungenschaften führte er ein, so etwa ein Theater und Wohnungen für die Mitarbeiter. So ging es sprunghaft aufwärts, bis die Firma um die Jahrhundertwende 1900 der größte Schauweinproduzent der Welt war.

Dass sein Erfolg einfach etwas mit Intuition zu tun haben könnte, mochte man nicht so recht glauben. So kam die Legende auf, Bouvet hätte in einem der Keller den Schatz der Mönche von Saint Florent gefunden, den diese dort während der Französischen Revolution versteckt haben sollen.

Eine schöne Geschichte, die durchaus wahr sein könnte, oder war es nur eine weitere Marketingmaßnahme des Herrn Bouvet? Übrigens hat dies den Historiker Geoffrey Ratouis zu seinem historischen Roman "Ogmius oder Das Geheimnis des Etienne Bouvet" inspiriert.

Schätze indes gibt es heute in der Region immer noch. Allerdings lagern diese in Fässern und Flaschen: Crémant de Loire. Doch längst sind die Keller zu klein geworden. Vor einigen Jahren eröffnete Bouvet Nachfolger Patrice Monmousseau die modernste Schaumweinabfüllanlage Europas. Fast sieben Millionen Flaschen gehen von dort aus Jahr für Jahr auf die Reise in die Welt.

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire

Monmousseau ist seit 1972 Chef des Traditionshauses. Er führte es durch schwierige Zeiten und bringt es nun zu einstiger Größe zurück. In 47 Ländern wird Bouvet getrunken. Angeführt von Deutschland. Gut 600 Medaillen gab es bei Wettbewerben in den vergangen 50 Jahren.

Stolz steht Monmousseau in seiner Abfüllanlage und prüft die Qualität einer Flasche. "Das ist mir das wichtigste", erzählt er. "Qualität. Und diese muss zu einem angemessen Preis zum Kunden kommen." Überteuerte Weine oder Champagner findet er überflüssig. "Ein guter teurer Wein kann vielleicht mal 50 oder auch 100 Euro kosten", sagt er. "Aber alles was darüber hinaus geht ist Mystik", erzählt er abends am Ufer der Loire.

Unsere Lieblings-Weine in der Verkostung:

Bouvet Saphir - frisch, resch, zart wie Seide, schöne Mineralität, perfekter Einstieg

Bouvet Brut de Luxe: charming, tolles Preis-Leistungs-Verhältnis (ca 13-15 Euro)

Bouvet Tresor Brut Rose: sehr schön, frisch, lang - wo bleibt der Sommer?

Saumur Rose Stillwein: herb, geradeaus, toller Trinkfluss, herrlich erfrischend!

Crémant de Loire Rosé Louis Vernant: harmonisches Spiel von Frucht, Säure & Gerbsäure

Bouvet Zero: ohne Dosage, exzellent, sehr herb, Mineralität ohne Ende, top!

Ogmius aus Magnum-Flaschen: komplexe Eleganz, gute Würze und Länge, Potenzial!

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire

Ein paar Kilometer flussabwärts liegt das Lokal La Route de Sel. Das ausgezeichnete Restaurant mit Blick über die Loire gehört seiner jüngsten Tochter Marie. Und natürlich gibt es auf der Weinkarte Bouvet. Jedoch nicht nur den Crémant - auch den stillen Wein in Weiß und Rot. Eher so ein Hobby vom Chef.

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire

Mit dabei auch seine ältere Tochter Juliette, die Mit-Chefin ist und das Unternehmen einst übernehmen wird. Eine Familientradition geht also weiter. Familiär ist auch die Stimmung, wenn man die Produktion oder den Firmensitz besucht. Man spürt die Leidenschaft und Freude die die Mitarbeiter bei der Arbeit haben. Alles zusammen Längst ist Bouvet ein Markenzeichen.

Reise an die Loire und durch Saumur

In der Tat ist das Tal der Loire eine der schönsten Gegenden Frankreichs. Vielleicht auch weil es touristisch im Vergleich mit anderen Regionen noch etwas ruhiger zugeht. Das wird auch am Place Saint Pierre im Zentrum Saumurs deutlich. Seit Jahren ist die Turmuhr kaputt. Frankreich eben.

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire

Eine Tour mit einem alten Gabarre genannten Boot auf dem Fluss, Radfahren auf einem der extra angelegten Radwege an und in der Umgegend der Loire, dazu die Weinberge und der Besuch in einem der Weingüter der Region. Etwa auf der Domaine de Roche Ville. Philippe Porché ist nicht nur Chef des Unternehmens. Er ist auch Präsident der Saumur Weine. Bei ihm ist alles hyper-modern und leidenschaftlich versucht er, für seine Region und seine Kollegen zu trommeln.

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire

Nicht zuletzt sind da die Schlösser der Loire und die Abtei Abbaye Royle de Fontevraud. Eine riesige Anlage mit Museum, Hotel und Sterne-Restaurant. Man kann unter anderem den Sarkophag Richard Löwenherz besichtigen. Loire lohnt sich: Es sind 80 Schlösser und 346 Weingüter auf der offiziellen Touristenkarte verzeichnet.

Bouvet Ladubay | Crémant de Loire Fotos: Honza Klein/Nikolas Rechenberg