Branche auf ITB in Feierlaune

Von Birthe Blechschmidt

Die Deutschen sind so reiselustig wie noch nie. Im vergangenen Jahr machten die Bundesbürger mehr Urlaub als je zuvor. Auch die Aussichten für dieses Jahr sind angesichts gut gefüllter Urlaubskassen glänzend. Die weltgrößte Touristikmesse ITB in Berlin begann deshalb am Mittwoch in bester Stimmung.

Im vergangenen Jahr erreichten die Urlaubsausgaben nach der jüngsten Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) mit gut 64 Milliarden Euro einen Rekordwert. Jeder Bundesbürger ließ sich im Durchschnitt seine Reise 906 Euro kosten. Bereits knapp ein Drittel der Reisen wird online gebucht.

Knapp 55 Millionen deutsche Urlauber waren 2013 unterwegs und unternahmen fast 71 Millionen Reisen von fünf Tagen und mehr. Hinzu kamen knapp 76 Millionen Kurzreisen von zwei bis vier Tagen, wie die FUR in ihrer Analyse ermittelte, die sie auf der ITB vorstellte.

Die weltgrößte Reisemesse (bis 9. März) öffnete zunächst für Fachbesucher. Erwartet werden insgesamt 170 000 Gäste. Am Wochenende können sich private Besucher informieren und auch Reisen buchen.

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft rechnet für dieses Jahr mit einem weiteren Umsatzplus von 1,5 bis 2 Prozent. Das Reiseland Deutschland bleibt aus Sicht der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) insbesondere bei ausländischen Gästen beliebt. Die Zahl der Übernachtungen internationaler Besucher werde 2014 um ein bis drei Prozent auf 72,6 bis 74,1 Millionen steigen, sagten die Tourismuswerber der Bundesrepublik am Mittwoch voraus. «Die Märkte, die jetzt aufbrechen und reisen, haben Deutschland im Fokus», bemerkte DZT-Chefin Petra Hedorfer.

Die Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), forderte die Branche auf, die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Viele Betriebe zahlten gut, aber nicht überall würden die Beschäftigten anständig entlohnt «Sie sollen mit dem, was sie verdienen, auch selbst einmal Urlaub machen können.»

Am Vorabend eröffnete erstmals Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die Messe. Der Tourismus habe großes Potenzial für Wachstum und Beschäftigung, hob Gabriel hervor. Reisen bedeute Lebensqualität und dürfe nie wieder zum Privileg für die Reicheren werden. Er lobte, dass sich immer mehr Reiseveranstalter zu umweltverträglichem Tourismus verpflichtet hätten.

Nach einer Umfrage ist jeder dritte bereit, mehr Geld für umweltfreundlicheres Reisen auszugeben, die meisten von ihnen wollen aber nicht mehr als zehn Euro drauflegen, wie eine repräsentative Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen zu Jahresanfang ergab. Die Stiftung wurde vom Tabakkonzerns British American Tobacco gegründet.

«Die Deutschen verreisen, egal ob es wirtschaftliche oder gesellschaftliche Probleme gibt oder nicht», erklärte Professor Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft FUR. Das Reisen habe für die Deutschen einen sehr hohen Stellenwert.

Beliebtestes Reiseziel bleibt für die Deutschen das eigene Land mit einem Anteil von 30 Prozent. Dahinter folgten erneut Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Zu den Gewinnern zählte 2013 aber auch Griechenland, das deutlich zulegte. Ägypten fiel dagegen weiter zurück.

Beliebt sind weiter Hochseekreuzfahrten. Die Reedereien in Deutschland konnten im vergangenen Jahr einen Passagierrekord verbuchen. Die Zahl der Gäste stieg um 9,2 Prozent auf 1,69 Millionen, der Umsatz lag bei 2,5 Milliarden Euro, wie aus einer Studie des DRV und des Kreuzfahrtverbandes CLIA hervorgeht. Auch für 2014 rechnen die Verbände mit einem weiteren Wachstum.

Die Urlauber favorisieren weiter Pauschalreisen und das Reisebüro. Dennoch sei ein Strukturwandel zugunsten der Einzelbuchung zu beobachten, heißt es in der Reiseanalyse. So buchen die Verbraucher ihre Reisen immer häufiger online. Das zeigt die Zunahme der Onlinebuchungen von 11 Prozent aller Reisen im Jahr 2005 auf 31 Prozent im Jahr 2013. dpa