Cocktails zur EM 2016 Moscow Mule

Von Teresa Tropf

Wenn der Kupferbecher über den Bartresen gereicht wird, erkennt der Cocktail-Experte sofort, welches Getränk bestellt wurde: ein Moscow Mule. Beim Servieren im Kupferbecher spielen geschmackliche Gründe keine Rolle, sondern die Geschichte.

Der Legende nach soll der Cocktail eine Gemeinschaftsproduktion dreier Freunde gewesen sein. Alle drei wollten ihre Produkte an den Mann bringen: der eine Wodka, der andere Ginger Beer, der Dritte seinen Überschuss an Kupferbechern. "Alle drei Teile kombiniert, bekommt man den bekannten Cocktail", erklärt Jonas Kaiser, Bar-Manager im "Le Méridien Grand Hotel" in Nürnberg.

In den 1940ern soll die Mischung aus Wodka und Ginger Beer - also würziger Ingwerlimonade - erstmals im "Cock'n Bull Pub" in Hollywood an Gäste ausgeschenkt worden sein. Was neben der schmackhaften Rezeptur zum durchschlagenden Erfolg beigetragen haben dürfte, war der markante Kupferbecher.

Seit rund zwei Jahren ist der Cocktail in den USA wieder modern, seit etwa einem Jahr auch in Deutschland. "Der Geschmack trifft den Zeitgeist des heutigen Gaumens der Menschen", meint Gregor Dill, Barkeeper in der "Sra Bua Bar" im Berliner Hotel "Adlon Kempinski". Der Moscow Mule passe perfekt zu lauen Sommernächten, Gartenpartys und frühen Diskostunden.

"Aromatisch, würzig, frisch und dezent lieblich macht der Moscow Mule Spaß und Appetit auf mehr", sagt er. Wegen seiner Säure und der leichten Schärfe ist das sehr leichte, aber dennoch würzige Getränk auch ein idealer Aperitif. Der Wodka beschwingt, ohne den Kopf schwer werden zu lassen - sofern man ihn in Maßen genießt.

Der Moscow Mule passt eigentlich immer, meint Cocktail-Experte und Buchautor Helmut Adam. "Das ist ein schöner Drink zum Einläuten des Feierabends, aber auch gut, wenn man in eine überfüllte Bar kommt und nicht zu lange auf einen Cocktail warten möchte", sagt er. Einen Moscow Mule kann der Barmann nämlich mit wenigen Handgriffen zubereiten.

Dazu gehören: 1 Zentiliter frisch gepresster Limettensaft, 5 Zentiliter Wodka, 15 Zentiliter Ginger Beer (das anders, als der Name vermuten lässt, keinen Alkohol enthält) und zur Deko am Rand des Longdrinkglases eine Scheibe Salatgurke oder die Spalte einer Limette.

"Wichtig: Der Cocktail darf nur gerührt werden, nicht geschüttelt", sagt Barkeeper Kaiser. Außerdem muss auf die Qualität der Zutaten geachtet werden: "Dieser Drink hat eigentlich nur Schwächen, wenn man schlechtes Eis verwendet und einen billigen Fusel als Basis", warnt Adam. Idealerweise wählt man einen kräftigen osteuropäischen Wodka auf Roggenbasis. Darüber hinaus große kalte Eiswürfel - am besten ohne Loch und kein Crushed Eis, das den Cocktail schnell verwässert.

Gutes Ginger Beer sei in Deutschland noch bis vor wenigen Jahren kaum bekannt und verfügbar gewesen. "Das hat sich geändert, und heute ist das ganz klar einer der populärsten Longdrinks in den Bars", sagt Adam. Im breiten Angebot von Ingwerlimonaden müsse man etwas probieren: viel Schärfe, diverse Kohlensäurestärken oder wenig Süße - der persönliche Geschmack entscheidet.

Wichtig und oft verkannt wird auch die Frische der Zutaten. "Besonders den Limettensaft muss man direkt pressen, da sonst der Geschmack sehr schnell metallisch wirkt", rät "Adlon"-Barkeeper Dill. Selbst mit Spirituosen, die für den Privatgebrauch sind, erhält man somit ein passables Ergebnis.

Eine Variante: In München wird der Moscow Mule gerne auch als Munich Mule serviert. Dafür einfach Gin anstelle von Wodka als Basis verwenden. Wer den Wodka gegen aromatischen braunen Rum austauscht, erhält im Handumdrehen einen Dark 'n' Stormy, das Nationalgetränk der Bermuda-Inseln.

Wer einen ähnlichen Geschmack mit weniger Promille oder auch alkoholfrei will, kombiniert Ingwerlimonade mit viel Eis im Longdrink-Glas, dazu etwas frischen Limettensaft und eine frische Limettenspalte. "Etwas frischer Ingwer, etwas Orangenschalenabrieb und Lavendel sind eine schöne Ergänzung", sagt Cocktail-Kenner Dill. Wer es süß mag, kann auch einen Schuss Honig dazu mischen.

In Cocktail-Bars hat man auf die Konsumenten des Moscow Mule übrigens ein besonderes Auge: Die rund 20 Euro teuren Kupferbecher sind ein begehrtes Souvenir. "Man muss schon darauf aufpassen, die Becher auch wieder zu bekommen", weiß "Le-Méridien"-Barkeeper Kaiser aus eigener Erfahrung. dpa