Diskussion Frühes Weihnachtsgeschäft ärgert Kunden

Von Teresa Fischer

Draußen fallen gerade erst die Blätter, doch in vielen Supermärkten ist schon Advent. Zwischen den Sonderangeboten und der Gemüsetheke eines Berliner Discounters stapeln sich in weihnachtlich roten Pappkisten Lebkuchen, Butterstollen, Schoko-Weihnachtsmänner und Adventskalender. Menschen in leichter Herbstkleidung schlendern an aufgedruckten Christbaumkugeln, Schneeflocken und goldenen Sternen vorbei. Eine Kundin dreht kritisch eine knisternde Packung Plätzchen in ihrer Hand. «Ich finde es ein bisschen früh», meint sie, «das nimmt die Vorfreude.»

Den meisten Bundesbürger geht es ähnlich. Fast 63 Prozent sind genervt, dass schon jetzt Festtagsnaschereien in den Regalen stehen oder die Post mit ihren Weihnachtspostämtern wirbt. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa unter mehr als 1000 Menschen. Fast jedem Zweiten verderben frühe Weihnachtsangebote die Vorfreude auf das Fest - mit 56 Prozent vor allem den 45- bis 54-Jährigen.

Bei fast jedem dritten Befragten ist der Frust über den frühen Start in den Weihnachts-Wahnsinn sogar so groß, dass er sich ein Verbot in den Läden vor einem bestimmten Stichtag im Jahr wünscht. Ginge es nach den meisten Befragten, würde die Vorweihnachtszeit mit Märkten, festlicher Dekoration und Angeboten erst im November beginnen. 59 Prozent sind aber gegen ein Verbot frühzeitiger Angebote und Lieder.

Woanders hat der Gesetzgeber die Möglichkeiten der Händler bereits beschnitten. So hat der Staat einem ausufernden Silvester-Geschäft den Riegel vorgeschoben. Der Verkauf der meisten Feuerwerkskörper und Böller ist nur in der Zeit vom 29. bis 31. Dezember erlaubt. Im Gegensatz zu Feuerwerkskörpern geht von den weihnachtlichen Kalorienbomben allerdings eher wenig Gefahr aus.

Der Handel hält von einem Verbot des frühen Weihnachtsgeschäfts wenig. «Ich denke, die Leute sollten die Sachen dann kaufen können, wenn sie sie kaufen möchten», sagt der Sprecher des Handelsverbands Deutschland, Stefan Hertel. Und die Kunden greifen bei Spekulatius, Glühwein und Stollen zu. «Die Weihnachtsware läuft ab September schon ganz gut, deswegen liegt sie auch jedes Jahr wieder um diese Zeit in den Regalen.» Regalplätze seien den Händlern lieb und teuer. «Sie legen da nichts hinein, was sie nicht verkaufen können.»

Die Jüngeren nehmen den frühen Startschuss in den Weihnachtswahnsinn gelassener. Bei den 18- bis 24-Jährigen fühlen sich nur 33 Prozent belästigt. «Ich hätte keinen Hunger drauf. Aber wenn sie es verkaufen wollen...», sagt eine junge Frau über die frühe weihnachtliche Pracht in dem Berliner Supermarkt. Ihre Begleiterin dagegen würde spontan zum Spekulatius greifen.

«Ich finde Lebkuchen ab Sommer schon ok. Dann aber bitte auch mit seichter «Last Christmas»-Untermalung», witzelt ein Twitter-Nutzer. Wie vor Angeboten und Dekoration gibt es auch vor dem Dauerbrenner von Wham! bereits wochenlang vor dem Fest kein Entrinnen. Das Lied läuft jedes Jahr rauf und runter - zum Leidwesen vieler Hörer. dpa

Advent - Vorweihnachtsrummel verdrängt Besinnlichkeit

In den Adventswochen stimmen sich die Menschen auf das Weihnachtsfest ein. Ursprünglich war der Advent eine Buß- und Fastenzeit. Heute sind es Wochen übervoller Weihnachtsmärkte mit Glühwein und Bratwurst. Mit Lichterketten und Tannengrün geschmückte Einkaufsstraßen locken zum Kauf von Geschenken.

Stille und Besinnlichkeit kommen oft zu kurz, kritisieren vor allem die Kirchen. Die zunehmende Kommerzialisierung der Vorweihnachtszeit habe einen Zwang nach «immer früher und immer mehr» geschaffen. Lebkuchen, Zimtsterne und Schoko-Nikoläuse stehen oft schon drei Monate vor dem Fest in den Regalen. Die Initiative «Alles hat seine Zeit! Advent ist im Dezember» der Evangelischen Kirche fordert eine Rückbesinnung auf die ursprungliche Bedeutung der Zeit.

Advent (vom lateinischen «adventus» = Ankunft) ist für Christen das Warten auf die Ankunft Jesu. Jeder der vier Sonntage vor Weihnachten hat seine eigene Bedeutung: Der 1. Advent steht für den Einzug Jesu in Jerusalem, der 2. Advent ist der Wiederkunft Christi gewidmet, der 3. Advent erinnert an Johannes den Täufer und der 4. Advent an Maria. Erste Belege für eine Adventsliturgie kommen aus dem 5. Jahrhundert.

Im 16. Jahrhundert schrieb die Kirche eine vierwöchige Adventszeit vor, beginnend mit dem vierten Sonntag vor dem ersten Weihnachtstag.