Facettenreiche Genussregion Emilia Romagna

Gardasee, Venedig, Toskana - das sind sicherlich die Regionen, die den meisten auf Anhieb zum Thema Italien einfallen. Aber Emilia Romagna? War da etwas? Land mit Seele ist der offizielle Werbespruch der an der Po Ebene gelegenen Region im Norden Italiens. Land mit viel PS und mit vielen Köstlichkeiten könnte es indes auch heißen. Kommt doch aus der Gegend zwischen Parma, Modena und Reggio Emilia vieles, was auf der ganzen Welt mit dem Stichwort Italien verbunden ist.

Maserati, Lamborghini, Ferrari und Ducati zum Beispiel. Motorfreunde können dies auch in jeweils eigenen Museen bestaunen. Außerdem Aceto Traditionale, Parmigiano Reggiano (er trägt sogar den Namen der Region) und Lambrusco. Letzter hat nun - zugegeben - nicht eben den besten Ruf in Deutschland. So hat etwa der in einem Lied der Kölner Rocker von BAP besungene Penner Jupp eine "Mamutflesch Lambrusco". Nicht gerade der beste Ruf für das prickelnde Getränk.

Dem will man entgegen wirken. Etwa auch mit dem alljährlichen Lambrusco Wettbewerb. Im Theater von Reggio Emilia wurden kürzlich die besten gekürt. Und in der Tat - es ist eigentlich unverständlich, dass das Getränk nicht mehr Beachtung findet. Für Lambrusco Neulinge ist es erst einmal schwer, sich an ein rotes, schäumendes Getränk zu gewöhnen. Man ist Spumante, Prosecco oder auch Franciacorta gewöhnt. Diese gibt es maximal in Rosé. Aber tief rot?!

Gut 250 verschiedene standen der Jury zur Auswahl. 90 hatten es ins Finale geschafft. Immerhin - die Auswahl ist riesig und auch die Geschmacksstufen. "Aber sie haben recht", erzählt mir einer Verantwortlichen bei der Feier. "Wir haben ein Problem mit unserem Image." Kurz zuvor hatte ich auf der Bühne meinen Eindruck geschildert, dass es Lambrusco in Deutschland eben ein wenig schwer hat. Wegen der genannten Vorurteile. Dazu gibt es kaum Restaurants, die den Wein wirklich anbieten. Hier und da gibt es ihn auf der Karte. Aber eigentlich doch ungeliebt.

Dabei ist dies wirklich zu beklagen. Das wird etwa bei einem Besuch des Caffé Arti e Mestieri im Zentrum von Reggio Emilia deutlich. Schon der mittelalterlich verwunschen wirkende Hof ist einen Besuch wert. Dazu dann noch die Küche von Gianni d'Amato, der immerhin zwei Michelin-Sterne sein eigen nennt. Er setzt bewusst auf Lambrusco zu seinen Kreationen. Ganz falsch kann er ob seiner beiden Sterne damit nicht liegen. Vielleicht einen Anregung für so manch' italienisches Restaurant hierzulande.

Zu einem Besuch der Region gehört aber eben auch ein Besuch in einer der vielen Orte des Agritourismus. Etwa auf der Agricola La Razza. Paulo, der Chef, fertigt in dritter Generation die drei Haupterzeugnisse: Lambrusco, Parmigiano Reggiano und Aceto Traditionale. Und natürlich kommen auch alle Grundprodukte aus der eigenen Landwirtschaft.

Immerhin 600 Liter Milch sind nötig, um einen jener bekannten Parmigiano-Leibe zu produzieren, in dem dann vielleicht später die Pasta mit Trüffeln angerichtet wird. 18, 24 oder 36 Monate reift der Käse. Genau überwacht vom Consortium. Übrigens schon im Jahr 1250 erwähnt Boccaccio den Parmigiano in seinem Decamerone.

Noch ein wenig älter ist die Tradition des Aceto Traditionale. Und noch immer wird er genau so hergestellt wie vor 1000 Jahren. In fünf bis sieben Fässern, die zusammen Batterie genannt werden und in denen der Most immer wieder reduziert wird. Der mit dem Gold-Label bring es auf 30 Jahre, bis er fertig ist.

Viele Familien legen solch eine Batterie an, wenn Kinder geboren werden. "Das ist dann ein schönes Geschenk zur Hochzeit", erzählt Alessandra Medici auf ihrem Hof Medici Ermete. Mitten in Feldern von Wein gelegen, bietet auch diese Anlage ein Bild wie aus dem Katalog. Doch egal, ob nun bei La Razza oder Medici oder einer anderen Agricola. Eigentlich ist es schade, dass nicht mehr Lambrusco Einzug in die hiesige Gastronomie und in den gehobenen Handel findet. Verdient hätte er es allemal.

Übrigens: Genussreich ist die Region auch durch viele andere Produkte: Salt, Mortadella, Schinken ... mehr als 20 Festivals gibt es dazu. Frischer und authentischer kann man doch wohl kaum genießen. 

Bin dann mal wieder unterwegs

www.concorsolambrusco.it, www.travelemiliaromagna.com, www.emiliaromagnaturismo.com