Flugzeug gegen Hagel im Weinbau

Von Isabell Scheuplein

Kleinflugzeug gegen Hagelschäden: Winzer in der Pfalz wollen die Gefahr millionenschwerer Unwetterfolgen verringern. Dazu haben sie einen Verein gegründet, um den Betrieb eines sogenannten Hagelfliegers zu finanzieren. Das dazu umgebaute und in der Pfalz stationierte Kleinflugzeug sei startklar, sagt der Vereinsvorsitzende Reinhold Hörner. Drei Piloten sind demnach künftig abwechselnd in Bereitschaft, um bei Hagelwarnung mit der Cessna loszufliegen und den Wirkstoff Silberjodid in die Wolken zu sprühen.

Das soll die Hagelkörner deutlich verkleinern oder ganz auflösen. Die Winzer arbeiten dazu mit einer Wetterstation in Karlsruhe zusammen. Die Technik wird laut Hörner teilweise schon seit Jahrzehnten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz angewandt - mit Erfolg: Die Hagelschäden seien in den Regionen spürbar zurückgegangen. «Ich bin von dieser Sache überzeugt», betont der Vereinsvorsitzende.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist es allerdings nicht, dass die Hagelabwehr aus der Luft hilft. «Es gibt Hinweise, dass es funktioniert, aber einen Beweis kann niemand liefern», sagt der Meteorologe Klaus Dieter Beheng vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Es gebe keine zwei identische Wolken, weshalb keine zwei Versuche gemacht werden könnten, um zu sehen, wie groß die Hagelkörner einmal mit und einmal ohne Silberjodid ausfielen. Das bedeute aber auch nicht, dass die Methode nicht funktioniere, erklärt der Professor.

In der Pfalz ist zunächst eine zweijährige Testphase mit wissenschaftlicher Begleitung geplant, wie Hörner berichtet. Mehr als 120 000 Euro wird dies den Verein voraussichtlich kosten; vom Land Rheinland-Pfalz kommt kein Geld. Der Trägerverein zählt derzeit rund 450 Mitglieder, darunter neben Winzern Landwirte, Kommunen und Firmen wie Autohäuser.

Der Vorsitzende rechnet mit weiteren Eintritten: «Ich bin zuversichtlich, dass wir bald ein zweites Flugzeug einsetzen können», sagt Hörner. Dann könne der Anti-Hagel-Einsatz bis Rheinhessen ausgedehnt werden. Wenn die Testphase erfolgreich ende, stehe auch dem Einsatz eines weiteren Flugzeugs für die Moselregion nichts entgegen, ergänzt der Winzer aus Hochstadt. dpa

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