G7-Gipfel Garmisch-Partenkirchen mit positiver Tourismusbilanz

Von Paul Winterer

Noch immer sind viele Kanaldeckel in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung versiegelt - Überbleibsel des gigantischen Sicherheitsaufwandes beim G7-Gipfel Anfang Juni auf Schloss Elmau. Die schmutzig-weißen Klebefolien wollen sich einfach nicht auflösen. Doch das Treffen von US-Präsident Barack Obama, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den anderen fünf G7-Staatenlenkern ist Geschichte. Darüber, ob die Region von dem Ereignis profitiert, gehen die Meinungen allerdings auseinander.

In Garmisch-Partenkirchen, wo das internationale Pressezentrum und das gerichtlich durchgesetzte G7-Protestcamp angesiedelt waren, fällt zumindest die Tourismusbilanz positiv aus. Von Januar bis einschließlich Oktober dieses Jahres stieg die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 66 000 - ein Zuwachs von 5,3 Prozent. Ein Grund dafür dürfte sein, dass in den Tagen um das Gipfeltreffen fast alle Betten mit Tausenden Regierungsbeamten, Polizisten und Journalisten belegt waren.

Für 2016 wagt Stephanie Vogel vom Tourismusbüro aber noch keine Prognose, ob die in alle Welt gesendeten Bilder vom G7-Gipfel auch tatsächlich zu mehr Buchungen führen. Viele Polizeibeamte hatten nach ihrem beruflichen Einsatz angekündigt, zu Füßen der Zugspitze auch einmal Ferien mit der Familie machen zu wollen.

Krüns Bürgermeister Thomas Schwarzenberger (CSU) plant längst eine Dokumentation über den G7-Gipfel. Der Ortsteil Klais, wo Schloss Elmau liegt, gehört zu seiner Gemeinde. Und vor dem Rathaus von Krün fand das legendäre Weißwurstfrühstück von Obama und Merkel statt. Im Idealfall soll es sogar zwei kleine Museen geben. «Im Rathaus könnte an das Weißwurstfrühstück erinnert werden», so Schwarzenberger. An der Bundesstraße in Klais schwebt ihm eine Ausstellungsfläche zum G7-Gipfel selbst vor. Im Bundespresseamt in Berlin warb er schon für seine Idee, auch beim Freistaat bettelt Schwarzenberger um Geld.

Eine Kopie jener Sitzgruppe vor dem Rathaus, an der Obama wenige Schlucke alkoholfreies Bier trank und einige Bissen Weißwurst aß, erinnert bereits seit Sommer an das Ereignis vom 7. Juni. Auf die Tischplatte ist eine Tafel aus Acryl geschraubt, darunter ein Foto von Obama inmitten seiner Gastgeber und ein erläuternder Text. Auch der Eintrag des US-Präsidenten samt Unterschrift ins Goldene Buch der Gemeinde ist abgedruckt.

Für den Besitzer von Schloss Elmau (Foto) war der G7-Gipfel in jedem Fall ein Erfolg, «vor allem aber für unsere Bundeskanzlerin», wie Dietmar Müller-Elmau meint. Merkel persönlich hatte sich das entlegene Hotel als Tagungsort gewünscht. «Deutschland, Bayern und die Region haben sich in Schloss Elmau von ihrer besten, weltoffenen und modernen Seite gezeigt», sagt Müller-Elmau.

Steigerungen der Übernachtungszahlen in seinem Fünf-Sterne-Haus führt er aber in erster Linie auf die Eröffnung eines zweiten Hotels kurz vor dem Gipfel zurück. «Wir können leider nicht feststellen, welchen Anteil der G7 daran hat», so der Schlossherr.

Für Naturschützer Axel Doering war der G7-Gipfel indessen «zu groß, am falschen Ort und zur falschen Zeit». Er erinnert daran, dass viele Tiere mitten in der Brutzeit durch den kilometerlangen Zaun um Schloss Elmau gestört worden seien. «In der Kinderstube der Natur wurde grober Unfug getrieben.» Brütende Adler seien vom ständigen Hubschrauberlärm aufgeschreckt worden, erläutert Doering.

Krüns umtriebiger Bürgermeister Schwarzenberger hütet derweil einen besonderen Schatz. Obama hatte den Rathausplatz am 7. Juni noch nicht verlassen, da heimste auf sein Geheiß hin schon jemand das Glas ein, aus dem Obama so zaghaft Weißbier trank. Es steht seitdem streng gehütet im Büro des Rathauschefs.

Und die Holzbank vor Schloss Elmau, wo das berühmt gewordene Foto von Obama und Merkel entstand - er lässig sitzend, sie davor stehend und auf den US-Präsidenten einredend, beide die Arme weit ausgebreitet, die Alpen im Hintergrund? Müller-Elmau: «Sie steht da, wo sie schon vor dem Gipfel und während des Gipfels stand.» dpa