Grand Hotel in Heiligendamm Wo hat die Kanzlerin geschlafen?

Von Joachim Mangler

Im Grand Hotel Heiligendamm herrscht dieser Tage reger Betrieb. Im gleißenden Sonnenlicht kommen die weißen Bauten voll zur Geltung - so wie 2007 in den TV-Aufnahmen vom G8-Gipfel, die das Luxushotel weltweit bekanntmachten. Noch immer profitiert das Haus vom größten Event der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns. "Wir sind als das "G8-Hotel" bekannt", sagt Hotelchef Thomas Peruzzo. Ein positives Flair hafte dem Haus an - und es sei noch in ganz Europa spürbar. "Fast jeder Gast, der zum ersten Mal da ist, fragt: "Wo haben die Kanzlerin oder George Bush geschlafen?"", berichtet er. Das werde aber nicht verraten. Der Wert der anderen Zimmer solle nicht verringert werden.

Auch damals strahlte die Sonne über der Ostseeküste, während die kleine Ortschaft ein Hochsicherheitsgebiet war. Sie war von einem knapp zwölf Kilometer langen Zaun umgeben und wurde von Tausenden Polizisten geschützt. Drinnen beriet Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihren Staatsgästen etwa über das Weltklima oder Hilfen für Afrika, draußen protestierten Tausende Menschen.

"Im Hotel und um das Hotel erinnert nichts mehr an den Gipfel", sagt Hotelgeschäftsführer Patrick Weber. Dem Hotel sei damals zugutegekommen, dass es nach millionenteuren Umbauarbeiten erst 2003 eröffnet worden war. Es musste nichts neu gebaut werden. Dass es 2012 trotzdem in die Insolvenz gehen musste, sei auch auf strategische Fehler der damaligen Betreiber zurückzuführen, betont Weber.

Das Hotel zeigt sich heute in gutem Zustand. Der Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski aus Hannover hatte es 2013 erworben. Laut Weber steigen die Auslastungszahlen ebenso wie die Rendite. Das sei 2008 anders gewesen. Im Jahr nach dem Gipfel sei der Umsatzhöchststand registriert worden. "Es wurde aber kein Geld verdient."

"Unser Land hat überregional auf sich aufmerksam gemacht, G8 hat den Bekanntheitsgrad Mecklenburg-Vorpommerns als Urlaubsland gesteigert", erklärt Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) acht Jahre danach. Das Land habe gezeigt, dass es in der Lage ist, Veranstaltungen von globaler Bedeutung zu stemmen.

Vor allem die Infrastruktur rund um Heiligendamm ist seit 2007 in nahezu exzellentem Zustand. Der Ausbau der Zufahrtsstraßen wurde vorgezogen. "Wir sind insgesamt zufrieden", sagt Bad Doberans Bürgermeister Thorsten Semrau (parteilos). Heiligendamm ist ein Stadtteil von Bad Doberan. Das komplette Telekommunikationsnetz musste den Anforderungen des Gipfels angepasst werden. Der riesige Tross der Gipfelteilnehmer und rund 5000 Journalisten aus 73 Ländern mussten kommunizieren können. Kein Funkloch belästigt heute die Heiligendammer und die Gäste.

Der Sprecher des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf, berichtet, dass G8 ein Meilenstein der touristischen Entwicklung war. Schätzungen zufolge hat er 100 000 zusätzliche Übernachtungen für das Land und Einnahmen von rund 25 Millionen Euro generiert. Viel wichtiger seien aber die Berichte vom Gipfel bei bestem Wetter. Rund 1000 Beiträge seien weltweit mit touristischem Bezug gezählt worden. "Wenn wir hätten Werbung machen müssen, hätte das fünf Millionen Euro gekostet", sagt Woitendorf. Und viele der rund 17 000 Polizisten kämen immer wieder: Tausenden Beamten sei damals touristisches Material zugesteckt worden. "Das zeigt immer noch Wirkung." dpa