Grandhotels der Schweiz

Von Daniela David

«Der Gast ist nie zufrieden», sagt Evelyne Lüthi-Graf. «Er will ein besseres Zimmer - und das billiger. Außerdem möchte er mehr essen für weniger Geld.» Und das war schon immer so, wie Briefe von Hotelgästen in Montreux aus der Zeit von 1904 bis 1909 zeigen, welche die Leiterin des Hotelarchivs Schweiz in Lausanne vor kurzem ausgewertet hat.

Die Fachfrau für Hotel- und Tourismusgeschichte hat sich ausführlich mit den Anfängen des Urlaubs beschäftigt. Im späten 19. Jahrhundert kamen viele wohlhabende Reisende oft für wochenlange Aufenthalte in die Schweiz.

«Neben den zahlreich erhaltenen Gästebüchern der Hotels dienen die Fremdenzeitungen als hervorragende Quelle», sagt Lüthi-Graf. «Sie waren eine Art 'who is who' der Hotelgäste.» So wusste jeder, wer wo logierte und wer sich welches Hotel leisten konnte.

«Vor 1914 muss man sich die feinen Hotels als eine Bühne vorstellen», erklärt Lüthi-Graf, «alles war inszeniert.» Bei allein reisenden Frauen hätte es sich entweder um Witwen gehandelt oder um Gouvernanten. «Die kamen viel herum, während unverheiratete Frauen nicht alleine reisen durften.»

Adelige stiegen unter Pseudonym ab, doch die Fremdenzeitungen enttarnten sie. Die Hotelgäste sprachen bei ihrem Aufenthalt damals nicht von Urlaub. «Viele der reichen Leute arbeiteten nicht. Sie besaßen Güter, die das Geld einbrachten. Je nach Jahreszeit wählte man seinen Aufenthaltsort.»

Laut Lüthi-Graf lassen sich die Reisenden in drei Gruppen aufteilen. Zuerst kamen die Entdecker und Sportler, die ein Ziel hatten und nicht lange blieben. «Das waren einzelne Männer und nur wenige Frauen, die bis etwa 1870 noch in Pensionen wohnten.» Danach blieben die Reisenden länger, ein bis zwei Wochen.

Die ersten Grands Hotels wurden gebaut und ab 1890 die noch größeren Palast-Hotels. «1910 und 1912 war die Schweiz total ausgebucht», erzählt die Historikern. «Montreux etwa zählte 1912 etwa 12000 Einwohner und 8000 Gäste aus dem Ausland.» dpa