Harald Wohlfahrt contra Heiner Finkbeiner Wohlfahrt im Gespräch

update: Das sagt Heiner Finkbeiner

Spitzenkoch Harald Wohlfahrt hat sich im Streit um seine Weiterbeschäftigung als Küchenchef im Drei-Sterne-Lokal «Schwarzwaldstube» überraschend mit seinem Arbeitgeber geeinigt. Das teilte das Arbeitsgericht Pforzheim am Dienstag im voll besetzten Sitzungssaal mit. Die Einigung sei einvernehmlich, erklärte im Anschluss der Anwalt des Hotels Traube Tonbach, zu dem das Feinschmecker-Lokal in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) gehört.

Wohlfahrt wird demnach jedoch nicht als Küchenchef in die «Schwarzwaldstube» zurückkehren. Ihm bleibe aber die Option, als kulinarischer Direktor dort weiterzuarbeiten, erklärte Wohlfahrt. «Die Zukunft ist offen», sagte er dpa. «Ich bin unheimlich froh über die Einigung.» Sie sei im besten Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter.

Weitere Details zu der Abmachung wurden nicht genannt; es sei Stillschweigen vereinbart worden. Wohlfahrt, dessen Erscheinen eigentlich angeordnet gewesen war, erschien angesichts der Einigung nicht vor Gericht. Er hatte seinen Eilantrag zuvor zurückgezogen. Auch Hotelinhaber Heiner Finkbeiner war nicht anwesend. «Wir werden das große kulinarische Erbe von Harald Wohlfahrt, das seit Anfang letzten Jahres in der Küchenleistung seines Nachfolgers Torsten Michel eine würdige Fortsetzung findet, immer hochhalten», erklärte Finkbeiner schriftlich.

Wohlfahrt hatte sich mit seinem Eilantrag eigentlich dagegen gewehrt, als «kulinarischer Direktor» und betraut mit repräsentativen Aufgaben in der «Schwarzwaldstube» zu arbeiten. Das Prozedere rund um die im Mai verkündete Nachfolge, bei der sein langjähriger Souschef Michel als Küchenchef übernahm, sei nie klar ausformuliert worden, hatte Wohlfahrt der dpa kurz vor vor dem Gerichtstermin gesagt. Seine künftige Tätigkeit sei nicht konkret benannt gewesen.

Zwischenzeitlich hatte Wohlfahrt von der Hotelleitung sogar Hausverbot für die Räumlichkeiten der «Schwarzwaldstube» bekommen. Das sei aufgehoben, sagte eine Hotelsprecherin. «In diesem Sinne bin ich mit Blick auf die Zukunft sehr froh, dass sich alles zum Guten gewendet hat», sagte Hotelchef Finkbeiner.

Wohlfahrt hatte rund 40 Jahre in Baiersbronn für die «Schwarzwaldstube» gearbeitet. Die letzten 25 Jahre erkochte er jedes Jahr drei «Michelin»-Sterne für das Feinschmecker-Lokal. Vor der Übernahme von Michel hatte Wohlfahrt seinen Souschef jahrelang auf den Posten des Küchenchefs vorbereitet und im vergangenen Jahr das Restaurant gemeinsam mit ihm in einer Doppelspitze geführt.

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Ende gut, alles gut

Der kleine Sitzungssaal im Arbeitsgericht Pforzheim platzt aus allen Nähten. Das Medieninteresse ist riesig, die Spannung groß. Die Richter betreten am Dienstag den Raum, scherzen mit den Fotografen und verkünden alsdann: Frieden.

Spitzenkoch Harald Wohlfahrt hat im Streit um seine Weiterbeschäftigung als Küchenchef in der "Schwarzwaldstube" in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) den Eilantrag gegen seinen Arbeitgeber zurückgezogen und eine Einigung erzielt. "Ende gut, alles gut", sagt er im Anschluss hörbar erleichtert am Telefon der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Ich bin sehr glücklich und sehr dankbar über diese Entwicklung."

Die gütliche Einigung mit dem Hotel Traube Tonbach, zu dem die "Schwarzwaldstube" gehört, dürfte im Sinne aller Beteiligten sein. Zu sehr hatten der schwelende, wochenlange Streit, das enorme Medienecho und die bevorstehende Verhandlung an den Nerven Wohlfahrts und auch denen der Hotelier-Familie Finkbeiner gezehrt. Der Ruf des als bescheiden und loyal geltenden Spitzenkochs stand ebenso auf dem Spiel wie jener des renommierten Spitzenlokals und der Inhaber-Familie.

"Gemeinsam haben wir 40 Jahre für die Schwarzwaldstube gewirkt und blicken auf eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zurück", erklärte Hotelbesitzer Heiner Finkbeiner am Dienstag schriftlich. "Unser Wunsch war immer eine gemeinsame Zukunft mit Harald Wohlfahrt, so wie wir es zusammen viele Jahre geplant und vorbereitet hatten. Dafür haben wir immer alle Türen offengehalten." Weder er noch Wohlfahrt waren angesichts ihrer Einigung noch vor Gericht erschienen.

Zuvor hatten Weggefährten und Wohlfahrt-Schüler wie Peter Hagen, der das Zwei-Sterne-Lokal "Ammolite" in Rust führt, die traurige Eskalation der letzten Wochen bedauert. So recht hatte sich niemand in der Branche erklären können, wie es die beiden Parteien soweit hatten kommen lassen können. "Traurige Sache", sagte Hagen. "Die denkbar schlechteste aller Entwicklungen" nannte sie Zwei-Sterne-Koch Jörg Sackmann vom Gourmetrestaurant "Schlossberg" in Baiersbronn.

Doch nun scheinen die Wogen geglättet, der Streit ist beigelegt. Das Hausverbot für Wohlfahrt, letzter kläglicher Höhepunkt in der unguten Auseinandersetzung, wurde nach Worten einer Hotelsprecherin bereits aufgehoben. "Alle können sich in die Augen sehen", sagte sie. Es sei eine sehr gute Einigung. Sie war nach Angaben der Beteiligten am Dienstagmorgen erzielt worden.

Der Posten des Küchenchefs bleibt bei Torsten Michel, der das Amt schon im Mai übernommen hatte. Welche Rolle Wohlfahrt künftig in der Schwarzwaldstube spielen wird, blieb am Dienstag offen. Details zu den getroffenen Abmachungen waren nicht mitgeteilt und Stillschweigen vereinbart worden. "Die Zukunft wird es weisen", sagte Wohlfahrt. Das Angebot seitens des Hotels an ihn, als "kulinarischer Direktor" zu wirken, stehe weiterhin.

Rund vier Jahrzehnte stand Wohlfahrt in der Schwarzwaldstube am Herd und hatte dem Restaurant die vergangenen 25 Jahre in Folge jedes Jahr drei Michelin-Sterne erkocht - ein einsamer Rekord. "Die Schwarzwaldstube ist mein Leben", sagte er. "Ich war bald mehr mit ihr verheiratet als mit meiner Frau." Er freue sich unendlich, sagte er und klang dabei am Dienstag ziemlich glücklich. dpa