Hotelmarkt Business Travel in China wächst stark

Mit 527 Bauprojekten in China der zweitrößte Markt für Hotelentwicklungen - nach den USA (dort werden derzeit 621 neue Hotels gebaut). Dies teilte TOPHOTELPROJECTS (www.tophotelprojects.com) mit. Der Fokus beim Hoteklbau verlagert sich aber zunehmend auf Städte im Inland. Die Bevölkerung des Reichs der Mitte gilt als die reisefreudigste der Welt, und das Land könnte bis 2016 zum größten Markt für Geschäftsreisen aufsteigen, lauten die Prognosen.

Die Deutschen wurden 2013 als Reiseweltmeister von den Chinesen abgelöst. Im Reich der Mitte selbst sind schon länger riesige Reisebewegungen im Gange, mehrere hundert Millionen sind zum chinesischen Neujahrsfest und zum Mittherbstfest unterwegs. Stand in der Vergangenheit für praktisch alle der Heimatort auf dem Ticket, hat sich auch im Inland ein reger Tourismus entwickelt. Gekoppelt mit den zahlreichen Geschäftsreisen - nicht zuletzt ist China die größte Handelsnation der Welt - hat dies das Hotelgewerbe in den vergangenen Jahren stark befördert.

Ende 2013 warteten 2,7 Millionen Zimmer in 11.700 Hotels auf Gäste, und eine große Zahl kommt gerade im Luxussegment dieses und kommendes Jahr auf den Markt. Die Umsätze von 40 Milliarden US-Dollar lagen allerdings 2013 unter dem Vorjahr, und die Branche fuhr nach offiziellen Statistiken einen satten Verlust ein. Dies zeigt die neue Realität des langsameren Wachstums, für die verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht werden. Die allgemein gemächlichere Konjunktur, weniger ausländische Touristen, mehr Wettbewerb und vor allem die Kampagne der Regierung gegen Verschwendung, führen Hoteliers an. AT Kearney prognostiziert den Markt bis 2022 auf 100 Milliarden US-Dollar.

Teilweise sehen Analysten den Hotelmarkt als gesättigt an, dafür spricht die sehr schlechte Ertragslage 2013, als die Branche einen Verlust von 2,1 Milliarden Renminbi (RMB) verbuchen musste. Allerdings liegt die "Durchdringungsrate", also wie viele Hotelzimmer pro 1.000 Einwohner zur Verfügung stehen, noch deutlich unter der in entwickelten Märkten. Während diese in den USA bei 20 und in Großbritannien bei zehn steht, liegt die Zahl in China bei nur knapp zwei. Würde der Sektor wie erwartet wachsen, stünden bis 2022 mit 6,3 Mllionen Zimmern pro 1.000 Einwohnern rund acht Zimmer zur Verfügung.

Die Belegungsrate hat in den vergangenen Jahren abgenommen, 2012 lag sie bei 59 Prozent (2011: 62%), und für 2013 wurde sie auf 61% geschätzt. In Ost-, Nord- und Zentralchina war sie niedriger, dagegen wurden in Westchina sowie insbesondere Südchina mit über 65 Prozent höher Werte erreicht. Die Zimmereinnahmen machen aber nur knapp die Hälfte des Umsatzes aus, Nahrungsmittel und Getränke stehen für über 40 Prozent, wobei der Anteil mit höherer Sternezahl weiter ansteigt.

Besonders das Bankett- und Konferenzgeschäft ist für die hochwertigen Hotels ein wichtiger Einnahmenbringer, weshalb die Kampagne gegen Regierungsverschwendung von der aktuellen chinesischen Regierung diese besonders getroffen hat. Nicht nur trauen sich Parteikader nicht mehr in Fünfsternehotels, sondern auch Firmen sprechen weniger Einladungen aus, ordern preiswertere Menüs und insbesondere alkoholische Getränke.

Dies führte dazu, dass manche Hotels die Herabstufung auf Vier-Sterne-Status beantragt haben. Damit wollen sie - ähnlich wie im Falle der Umbenennung der First Class der Fluglinie China Southern in Business Class - bei gleichbleibendem Service weniger "verschwenderisch" wirken, um Buchungen anzuziehen. In der Vergangenheit konnten zum Beispiel Hotels auf der Urlaubsinsel Hainan zu den Hauptreisezeiten das drei- bis vierfache ihrer üblichen Raten verlangen, da die Zimmer vorgebucht wurden und als "Gefälligkeit" für einflussreiche Parteikader zur Verfügung gestellt wurden.

Anti-Korruptionskampagne trifft Luxushotels

Die Stimmung unter den Hoteliers ist daher nicht gerade euphorisch, allerdings ist der Trend zu Anfang 2014 deutlich besser als noch im Sommer 2013. So erbrachte eine Umfrage vor allem für Ostchina einen Umschwung. Besonders in Shenzhen, Shanghai und Sanya waren die Hoteliers optimistisch, während Beijing, Tianjin und Chongqing die schlechtesten Ergebnisse zeitigten.

Die Experten von AT Kearney erwarten eine Konsolidierung des Sektors, vor allem im High-End- und im mittleren Segment steht dies an. Im Budget-Sektor hat eine gewisse Bereinigung bereits stattgefunden, so zum Beispiel von Home Inn, eJia Express, Motel 168 und Top Star Hotels.

Strukturell ist allerdings noch Wachstumspotenzial vorhanden. So ist die Kaufkraft in den Städten der zweiten und dritten Reihe in den letzten Jahren stark gestiegen, was das Geschäft für hochpreisige Hotels interessanter macht. Daneben hat China Flughäfen und Hochgeschwindigkeitsstrecken im Inland ausgebaut, was die Anbindung für Geschäftsreisende und Touristen deutlich verbesserte. Zudem entdeckt eine größere Mittelschicht ihre neue Lust am Reisen.

Internationale Ketten expandieren

Die internationalen - und auch lokalen - Hotelketten expandieren daher weiter. Ende 2012 hatten alleine Marriott, Starwood Hotels, die InterContinental Hotels Group und Accor zusammen rund 400 Hotels in Entwicklung. Dabei spielt auch die Auslandsreiselust eine Rolle, denn im Ausland werden chinesische Reisende bekannte Marken buchen. Und von ihrem Spitzenrang als Reiseweltmeister dürften sie so schnell nicht verdrängt werden.

Während fast 30 Prozent der Hotels von Staats- und Kollektivunternehmen betrieben werden, stehen ausländische Investoren nur für einen kleinen Anteil. Das Bild ändert sich aber, wenn man auf die Fünf-Sterne-Häuser blickt: hier haben ausländische und Hongkonger Firmen 20 Prozent der Betriebe unter ihrem Management.

Für neue Betriebe kommen nach den Metropolen der zweiten Reihe nun zunehmend die Städte der dritten und vierten Reihe in den Fokus. Im Sommer 2013 hat zum Beispiel Kempinski in Taiyuan, Hauptstadt der Provinz Shanxi, ein Haus eröffnet. 2014 sollen vier weitere Hotels dazukommen, was einem Drittel der weltweiten Eröffnungen entspricht. Im August 2014 wurde in Changsha bereits ein Hotel für Gäste geöffnet, Beijing und Dalian folgen im vierten Quartal.

Auch Shangri-La zielt vor allem auf Städte der zweiten und dritten Reihe. Durch die größere Konkurrenz in den wichtigsten Zentren wird die Ertragslage schwieriger, daher will das Hongkonger Unternehmen neue Märkte erschließen. Während ein Betrieb in Tianjin im Sommer 2014 eröffnet wurde, folgen in der zweiten Jahreshälfte Qinhuangdao, Nanjing und Sanya. Für die derzeit 51 Hotels stehen vor allem einheimische Touristen im Fokus, entsprechend würden die neuen Standorte ausgewählt. Daneben zielt das Branding auf ein weniger luxuriöses Image, gab die Hotelgruppe auf einer Verkaufstour im August 2014 bekannt. Es soll mehr auf die Durchschnittsbevölkerung ausgerichtet werden - unter Beibehaltung des hohen Qualitätsversprechens.

Städte der dritten Reihe im Fokus

Der Accor-Konzern hat bereits 128 Hotelfilialen in Festlandchina, 2014 kommen Neueröffnungen auf Hainan, ein Haus an unbekanntem Ort in Zentralchina und ein Wintersportresort nahe der Grenze zu Nordkorea hinzu. Ritz-Carlton setzt auf unverminderte Reiselust und die Beliebtheit des Golfsports in China. Ende 2015 wird in Haikou auf der Ferieninsel Hainan ein Golf-Resort mit 201 Zimmern und 21 Privatvillen eröffnet. Die ebenfalls geplante öffentliche Golfanlage soll mit zehn Plätzen die größte der Welt werden. Der Betreiber Mission Hills Golf Club hat Erfahrung, in Shenzhen wird bereits die größte derartige Anlage der Welt betrieben.

Starwood Hotels wird alleine im September drei neue Häuser eröffnen. Das St. Regis in Chengdu ist Teil einer Gemischtnutzung im Huahzi-Plaza mit 279 Luxuszimmern, das Azure Qiantang soll 205 Zimmer im Shangchen-Bezirk in der wohlhabenden Stadt Hangzhou zur Verfügung stellen. Auch Beijing bekommt ein weiteres W-Hotel im Chang'an-Distrikt mit 349 Zimmern. Derzeit öffnet in China fast alle drei Wochen ein Starwood-Hotel, zum Beispiel in Wuhan, Shaoxing, Nanchang, Zhengzhou und Qingdao. Bis 2017 sollen mindesten 13 neue Häuser entstehen.

Die InterContinental Hotels Group (IHG), nach eigenen Angaben die erste internationale Gruppe in China, unterhält in Greater China bereits 200 Hotels und plant, 180 weitere hinzuzufügen. Im Januar 2013 hatte Hilton 35 Hotels in China, bis 2015 soll die Zahl auf 100 hochschnellen. Marriot hatte zum gleichen Zeitpunkt 61 Häuser und plant, dies bis 2016 auf 125 zu steigern. Marco Polo wird im Laufe 2014 drei neue Hotels in China eröffnen, in den kommenden fünf Jahren sollen sieben weitere hinzukommen, - in Chengdu, Guiyang, Wuxi, Chongqing, Tianjin, Suzhou und Changsha.

Mandarin Oriental, das erst 2009 mit einem Hotel auf Sanya nach China kam, hat in den vergangen Jahren im Land expandiert. Anfang 2013 wurde in Shanghai und Guangzhou eröffnet. In den kommenden drei Jahren sollen Shenzhen, Chengdu und Chongqing folgen und dann insgesamt elf Häuser in China betrieben werden.