Immer mehr Supermärkte setzen auf Gastronomie

Von Erich Reimann

Wer bei Edeka-Zurheide im Düsseldorfer Süden einkaufen geht, hat die Wahl: Nicht nur zwischen Zehntausenden von Produkten wie in jedem großen Supermarkt, sondern auch zwischen vier Gastronomieangeboten. Der Kunde kann im Gourmet Bistro eine Bouillabaisse genießen, an der Sushi Bar, im Steak House oder im Café Platz nehmen. Alle Angebote sind nahtlos in den Verkaufsraum integriert.

Der Edel-Edeka ist damit Vorreiter eines Trends. Mehr und mehr Händler versuchen mit integrierten Restaurants Kunden in die Läden zu locken. Für viele normale Restaurants und Gaststätten könnte das gefährlich werden.

Der Innovationsschub bei Rewe und Co ist nicht ganz freiwillig. Die klassischen Supermärkte stehen gleich doppelt unter Druck. Auf der einen Seite sind die Discounter wie Aldi oder Lidl aggressiv wie lange nicht mehr. Sie haben ihre Filialen aufgemöbelt und bieten inzwischen längst auch frische Brötchen, Delikatessen und Bio-Produkte an. Auf der anderen Seite schneiden sich die Online-Händler immer größere Stücke von den Umsätzen der Lebensmittelhändler ab.

«Für uns ist es wichtig, den Kunden beim Lebensmitteleinkauf etwas besonderes zu bieten», begründet denn auch Geschäftsführer Rüdiger Zurheide das üppige Gastronomie-Angebot. Dies helfe auch im Kampf gegen die Online-Konkurrenz. Einfach sei der Schritt in die Gastronomie allerdings nicht. «Wir machen das Ganze seit über 10 Jahren. Die ersten Jahre haben uns ganz viel Lehrgeld gekostet», räumt der Händler ein. Doch inzwischen rechne es sich.

Auch Rewe-Chef Alain Caparros will die Supermärkte des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers künftig mit Gastronomieangeboten attraktiver machen. «In Zukunft wird der Supermarkt ein Ort der Begegnung sein», glaubt er. Der Handelsriese testet deshalb derzeit an drei Standorten in Deutschland ein neues Restaurant-Konzept, das in Zukunft Einzug in viele Läden der Kette halten könnte: «Made by Rewe».

An rustikalen Holztischen kann man dort Nudeln, Pizzen oder indische Currys essen. Auch ein Frühstücksbuffet ist im Angebot. Doch noch ist vieles in der Testphase. «Wir probieren bis zum Frühherbst das Verschiedenste aus. Da wird noch das eine oder andere dazukommen oder wegfallen», sagt der zuständige Rewe-Manager Christoph Wenisch beim Ortstermin im Kölner Lokal. Fest steht schon: Die optisch reizvolle, chromglitzernde Selbstbedienungs-Espressomaschine wird wohl wieder aus dem Kundenbereich verschwinden - die Bedienung ist zu kompliziert.

Grundsätzlich sieht Wenisch gute Chancen für das Konzept. «Das Konsumverhalten ändert sich. Viele gehen am Abend, bevor sie nach Hause gehen, noch kurz etwas essen und trinken.» Dafür sei ein solches Angebot prädestiniert.

Auch der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH), Kai Hudetz, sagt: «Es spricht einiges für einen Erfolg der Gastronomiepläne von Edeka, Rewe und Co.» Supermärkte könnten den Kunden in ihren Restaurants ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Außerdem sei es bequem, wenn man den Restaurantbesuch zusammen mit dem Einkauf erledigen könne. Das gelte für Berufstätige, aber auch für Senioren. «Heute gehen viele ältere Leute zum Arzt, weil sie soziale Ansprache suchen. Warum sollen Sie nicht in Zukunft in den Supermarkt gehen?»

Für den Handelsexperten Jochen Pinsker vom Marktforschungsunternehmen npdGroup steht fest: «Die Gastronomie ist im Umbruch. Es ist ein Verdrängungswettbewerb. Die Supermärkte könnten mit ihren Gastronomieplänen zu den Gewinnern gehören.»

Doch das bedeutet auch: Etliche normale Restaurants und Gaststätten werden wohl die Verlierer sein. dpa