Internationale Filmfestspiele Berlin Berlinale Kamera 2015

Bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin wird der Regisseur Marcel Ophüls mit der Berlinale Kamera geehrt

Marcel Ophüls ist einer der bedeutendsten Filmemacher, Chronisten und Aufklärer der Gegenwart. Bereits in den 1960er Jahren machte er sich einen Namen als Dokumentarfilmer. Sein Weg dahin führte über den Fernsehjournalismus und Regieassistenzen bei John Huston, Julien Duvivier und seinem Vater, dem bekannten Theater- und Filmregisseur, Max Ophüls. In seinen dokumentarischen Arbeiten greift er immer wieder Themen des Nationalsozialismus auf und sucht nach den Wurzeln des Totalitarismus. 1989 präsentierte Ophüls im Programm des Forums den Film Hotel Terminus - Leben und Zeit des Klaus Barbie über das Leben des Gestapo-Kommandanten Klaus Barbie, der mit dem Friedensfilmpreis und dem Oscar für den Beste Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Ein weiteres Mal war Marcel Ophüls 1991 mit Novemberdays (Novembertage - Stimmen und Wege) im Forum zu Gast. Darin dokumentiert er ein Jahr nach dem Mauerfall in Berlin Reaktionen und Meinungen derer, die er in Filmaufnahmen vom 9. November 1989 entdeckte.

Zuletzt stellte Marcel Ophüls 1995 Veillées d'armes (The Trouble We've Seen), in dem er die Kriegsberichterstattung kritisiert, ebenfalls im Forum vor. In The Memory of Justice (Nicht schuldig, 1976) besucht Marcel Ophüls Angeklagte der Nürnberger Prozesse, Vietnamkriegs-Veteranen und Überlebende des Algerienkrieges und versucht dabei das Bewusstsein von Schuld und Verantwortung zu erforschen. Anlässlich der Ehrung zeigt die Berlinale das fast fünfstündige Monumentalwerk, das von Martin Scorseses Film Foundation und mit Unterstützung von Transit Film für die Berlinale Premiere restauriert wurde.

Die Verleihung der Berlinale Kamera an Marcel Ophüls findet am 11. Februar 2015 um 15:00 Uhr im Haus der Berliner Festspiele statt, die Laudatio hält die Filmkritikerin Katja Nicodemus. Im Anschluss an die Dokumentation The Memory of Justice (Nicht schuldig, 1976) wird ein Filmgespräch stattfinden, das Sandra Schulberg moderiert. Schulbergs Vater Stuart Schulberg hatte 1948 den ersten Dokumentarfilm über die Nürnberger Prozesse, Nuremberg, gemacht, dessen Restaurierung Sandra Schulberg 2011 verantwortete. Neben Marcel Ophüls nehmen die Scorsese-Produzentin Margaret Bodde und Hamilton Fish, Präsident von The Film Foundation, teil.

Berlinale Kamera 2015: Ehrung für Naum Kleiman

Bei den 65. Internationalen Filmfestspielen Berlin wird der Filmhistoriker und ehemalige Leiter des Moskauer Filmmuseums Naum Kleiman mit der Berlinale Kamera geehrt. Der 1937 in Kischinijow im heutigen Moldawien geborene Filmhistoriker, Publizist, Dozent und Kurator Naum Kleiman ist einer der bedeutendsten Verfechter der Filmkultur im heutigen Russland. Er war Mitbegründer und von 1967 bis 1985 Leiter des legendären Sergei-Eisenstein-Archivs. 1989 gründete er die Moskauer Cinemathek, das Musej Kino, dessen Leitung er 1992 übernahm. Dieser Ort hatte große Bedeutung für das Moskau der Wendejahre und eine ganze Generation junger russischer Filmschaffender. 2005 wurde das Musej Kino Opfer eines Immobilienskandals und existiert seither nur noch als Archiv. Von 2005 bis 2014 kämpften Naum Kleiman und sein Team darum, ein neues Gebäude zu erhalten. Mit unermüdlichem Engagement hielten sie die "Cinemathek im Exil" am Leben, indem sie nahezu täglich Filmvorstellungen in Kinos und Museen in ganz Moskau organisierten. Im Juli 2014 wurde Naum Kleiman vom russischen Kulturminister durch eine neue Direktorin ersetzt. Unter Protest gegen deren Geschäftsführung trat im Oktober des Jahres die gesamte Belegschaft von ihren Posten zurück.

Die Verleihung der Berlinale Kamera an Naum Kleiman findet am 12. Februar 2015 um 16:30 Uhr im Delphi Filmpalast statt. Im Anschluss wird der Dokumentarfilm Cinema: A Public Affair von Tatiana Brandrup gezeigt.

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Berlinale 2015: Internationale Jury

Unter dem Vorsitz von Regisseur Darren Aronofsky (Foto oben) entscheidet die Internationale Jury über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären imWettbewerb der Berlinale 2015. Die weiteren Jury-Mitglieder sind Daniel Brühl, Bong Joon-ho, Martha De Laurentiis, Claudia Llosa, Audrey Tautou und Matthew Weiner.

Darren Aronofsky, Jury-Präsident, USA

Darren Aronofsky, in Brooklyn geboren und aufgewachsen, gab 1998 sein Regiedebüt mit System im Chaos, wofür er den Preis für die beste Regie beim Sundance Festival sowie einen Independent Spirit Award für das beste Drehbuch gewann. Der Oscar-nominierte Nachfolger Requiem for a Dream feierte 2000 beim Filmfestival in Cannes Premiere, sein Kultfilm The Fountain 2006 beim Filmfestival in Venedig. Den Goldenen Löwen von Venedig erhielt der Amerikaner 2008 für The Wrestler, mit dem Hollywoodstar Mickey Rourke ein fulminantes Comeback feierte. Black Swan mit Natalie Portman bescherte Aronofsky 2011 nicht nur seine erste Oscar-Nominierung für die beste Regie, sondern auch Nominierungen für den Golden Globe, den BAFTA und die Directors Guild of America. Zuletzt brachte er 2014 das bildgewaltige Epos Noah mit Russell Crowe in die Kinos.

Daniel Brühl, Deutschland

Daniel Brühl gehört zu den deutschen Stars, die zugleich auch eine erfolgreiche internationale Karriere aufgebaut haben. Nachdem er 2002 für Das weiße Rauschen, Vaya con Dios und Nichts bereuen mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, feierte er im Jahr darauf seinen Durchbruch mit Good Bye, Lenin!, der im Wettbewerb der Berlinale lief. Für die Rolle erhielt er neben einem weiteren Deutschen Filmpreis auch den Europäischen Filmpreis. Internationale Rollen hatte er u.a. in Anton Corbijns A Most Wanted Man, Quentin Tarantinos Inglorious Basterds, Bill Condons Inside Wikileaks - Die fünfte Gewalt und Michael Winterbottoms Die Augen des Engels. Zuletzt wurde Brühl nach zahlreichen Produktionen in Deutschland, Spanien, Frankreich oder den USA für Ron Howards Rush - Alles für den Sieg u.a. für den Golden Globe nominiert. Seine jüngste Rolle war an der Seite von Helen Mirren in Simon Curtis' Woman in Gold.

Bong Joon-ho, Südkorea

Der 1969 im koreanischen Seoul geborene Bong Joon-ho studierte zunächst Soziologie, bevor er die Korean Academy of Film Arts (KAFA) absolvierte. Anfangs arbeitete er als Drehbuchautor und Regieassistent, während er parallel zahlreiche Kurzfilme inszenierte. Sein Langfilmdebüt Hunde, die bellen, beißen nicht kam 2000 in die Kinos. Für Memories of Murder wurde er anschließend unter anderem beim Filmfestival in San Sebastián mit mehreren Preisen ausgezeichnet. 2006 wurde The Host nach seiner Weltpremiere in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes zum besucherstärksten Film Südkoreas aller Zeiten. Mit Mother wurde Bong Joon-ho erneut zum Festival nach Cannes eingeladen, dieses Mal in die Reihe Un Certain Regard. Sein englischsprachiges Debüt Snowpiercer mit Chris Evans, Tilda Swinton und John Hurt lief 2014 im Forum der Berlinale.

Martha De Laurentiis, USA

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Dino gründete Martha De Laurentiis 1980 ihre heute unter dem Namen De Laurentiis Company bekannte Produktionsfirma. Seither zeichnete sie für die Produktion von über 40 Spielfilmen und Fernsehserien verantwortlich, darunter Stephen Kings Regiedebüt Rhea M - Es begann ohne Warnung, Das Schlafzimmerfenster von Curtis Hanson, Michael Ciminos 24 Stunden in seiner Gewalt, Breakdown und U-571 von Jonathan Mostow oder Brett Ratners Roter Drache. Die von ihr produzierte Bestseller-Adaption Hannibal von Ridley Scott lief 2001 außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale. Als Executive Producer ist sie auch an der gleichnamigen Serie mit Mads Mikkelsen beteiligt, deren dritte Staffel 2015 in den USA anläuft. Über letztere sprach De Laurentiis auch 2014 als Gast der Berlinale Talents.

Claudia Llosa, Peru

Die in Peru geborene Claudia Llosa studierte zunächst Kommunikationswissenschaften in Lima und anschließend Drehbuch an der Escuela TAI in Madrid. Ihre Karriere begann sie mit Werbearbeiten, bevor sie schließlich ihre eigene Produktionsfirma gründete. Ihren ersten Spielfilm Madeinusa brachte sie 2006 ins Kino. Drei Jahre später wurde sie mit dem vom World Cinema Fund geförderten Film La teta asustada (Eine Perle Ewigkeit) in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen und dort mit dem Goldenen Bären sowie dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde der Film als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. 2012 war sie mit dem Kurzfilm Loxoro zu Gast im Programm der Berlinale Shorts und gewann den Teddy Award. Ihr englischsprachiges Debüt Aloft mit Jennifer Connelly, Mélanie Laurent und Cillian Murphy nahm 2014 am Berlinale-Wettbewerb teil und wurde 2015 im Sundance Spotlight gezeigt.

Audrey Tautou, Frankreich

Gleich für ihre erste Kinorolle in der Komödie Schöne Venus wurde Audrey Tautou für den französischen Filmpreis César ausgezeichnet. Der weltweite Durchbruch gelang ihr in der Titelrolle von Jean-Pierre Jeunets Die fabelhafte Welt der Amélie, für den sie 2001 eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis sowie 2002 Nominierungen für den César und den BAFTA erhielt. Zu ihren weiteren Filmen gehören neben Cédric Klapischs erfolgreicher L'auberge espagnole-Trilogie, Not on the Lips von Alain Resnais, Salvadoris Liebe um jeden Preis oder Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft auch internationale Produktionen wie The Da Vinci Code - Sakrileg oder Kleine schmutzige Tricks von Stephen Frears. Zuletzt drehte die Französin unter anderem mit Claude Miller (Thérèse) und Michel Gondry (Der Schaum der Tage).

Matthew Weiner, USA

Seit 2007 verantwortet Matthew Weiner als Creator, Executive Producer und Autor die erfolgreiche und von der Kritik gefeierte Serie Mad Men, die aktuell mit ihrer siebten und letzten Staffel im US-Fernsehen ausgestrahlt wird. Bislang wurde er für seine Arbeit an der Serie mit neun Emmys, zwei BAFTAS, drei Golden Globes, mehreren Preisen der Writers Guild of America sowie zahlreichen weiteren Ehrungen ausgezeichnet. Regelmäßig steht Weiner für die Serie auch als Regisseur hinter der Kamera und wurde dafür bereits zweimal für den Directors Guild of America Award nominiert. 2013 feierte sein Spielfilmdebüt Are Your Here mit Owen Wilson und Amy Poehler Premiere beim Toronto International Film Festival. Als Drehbuchautor war der US-Amerikaner außerdem an Fernsehserien wie Becker, The Naked Truth oder The Sopranos beteiligt. Für letztere zeichnete er außerdem als Executive Producer verantwortlich.

Premiere: Fifty Shades of Grey