Kochen mit Erdbeeren und Rhabarber

Von Aliki Nassoufis

Sie werden häufig sehnsüchtig erwartet, lassen sich bei uns aber meist nur für ein paar Wochen im Jahr blicken: Erdbeeren und Rhabarber. Tatsächlich gelten beide als ideale Sommer-Lebensmittel, schmecken sie doch frisch und sind gesund und leicht. «Neben anderen Obst- und Gemüsesorten eröffnen Erdbeeren und Rhabarber im Frühjahr das Angebot an Obst und Gemüse aus heimischem Anbau», sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik in Aachen. «Wer dieses saisonale Angebot nutzt, kann sich abwechslungsreich mit frisch geerntetem Obst und Gemüse versorgen.»

Einen entscheidenden Unterschied gibt es jedoch: Erdbeeren zählen zum Obst, während Rhabarber Gemüse ist. Außerdem sind Erdbeeren meist beliebter als Rhabarber. So wurden allein im vergangenen Jahr 156 000 Tonnen Erdbeeren erzeugt und weitere 98 000 Tonnen eingeführt, wie Jörg Disselborg, Geschäftsführer der Fachgruppe Obstbau im Bundesausschuss Obst und Gemüse in Berlin, sagt. Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind dabei die wichtigsten Bundesländer für den deutschen Erdbeeranbau - mit zusammen mehr als 60 Prozent der Anbaufläche.

«Rhabarber ist bei uns dagegen ein wichtiges Nischenprodukt», sagt Jochen Winkoff von der Fachgruppe Gemüseanbau im Bundesausschuss Obst und Gemüse. «Rhabarber ist wegen seiner Frische zwar sehr beliebt, wird aber lange nicht so viel verbraucht wie Erdbeeren.» Das Gemüse könne eher nicht auf Sandboden angebaut werden, wachse an anderen Stellen jedoch gut, solange es ausreichend Licht und Wärme habe. Das Rheinland beispielsweise sei ein bekanntes Anbaugebiet.

Beide Lebensmittel sind Lieferanten wichtiger Nährstoffe wie Vitamin C und Kalzium. «Erdbeeren zum Beispiel enthalten mehr Vitamin C als Apfelsinen und Zitronen und haben mit 65 Milligramm pro 100 Gramm einen hohen Folsäuregehalt», sagt Diätassistentin Morlo. «Außerdem ist der Kaloriengehalt sehr gering». So hätten 100 Gramm Erdbeeren 32 Kilokalorien, dieselbe Menge Rhabarber sogar nur 13. Der Fettanteil liege bei 0,4 Gramm für Erdbeeren und 0,1 Gramm bei Rhabarber.

Beide Lebensmittel sollten möglichst frisch gegessen werden. «Erdbeeren sind sehr empfindliche Früchte und sollten daher möglichst frisch vom Feld gekauft werden», rät Morlo. Zur Erdbeerzeit verkaufen die Anbieter die am Tag gepflückte Ware.

Rhabarber dagegen ist weniger empfindlich. Wer ihn nach dem Kauf noch etwas aufbewahren möchte, kann ihn in Plastiktüten legen, gut verschließen und in den Kühlschrank legen. «So hält er einige Tage frisch», erklärt die Kochbuchautorin Beatrice Aepli. «Beim Kauf sollte man allerdings darauf achten, dass die Stängel noch knackig sind und nicht weich.» Außerdem seien dünne Stangen schmackhafter als dicke.

Zum Essen gibt es verschieden Möglichkeiten. «Erdbeeren können direkt nach dem Waschen roh verzehrt werden», sagt Morlo. Sie können gut alleine gegessen werden. «Sie schmecken aber auch sehr gut in Kombination mit Quark, Joghurt oder Sahne.» Rhabarber dagegen habe einen herben Geschmack und verlange nach Ausgleich. «Darum passt er gut zu süßen Früchten wie Erdbeeren und schmeckt gut in Kombination mit Vanillepudding, auf einem Kuchen oder als Kompott.»

Aepli empfiehlt einen Rhabarber-Erdbeertrifle: «Das ist ein sehr einfaches Rezept, das auch Gäste verblüfft und erfreut.» Dafür wird Rhabarber kurz mit Orangensaft gekocht. «Halb Erdbeeren mit Honig, restliche mit Quark oder Mascarpone pürieren - und dann wird daraus ein klassisches Trifle hergestellt, also schichtweise Erdbeerpüree, Rhabarberstücke und Löffelbiskuits in ein Glasgefäß eingeschichtet.» Der Clou daran seien Orangen: Sie passten zu Erdbeeren, ebenso aber auch zu Rhabarber. dpa

Schälen oder nicht?

Immer wieder wird betont, dass Rhabarber Oxalsäure enthält, die den Kalziumstoffwechsel im Körper stören kann - in größeren Mengen. Die Diätassistentin Margret Morlo rät daher: «Die Menge in den Stängeln ist zwar geringer als in den Blättern der Rhabarberpflanze, aber dennoch so hoch, dass man Rhabarber nicht roh essen sollte.» Sie sagt, Rhabarber sollte nach dem Waschen immer geschält und nach Möglichkeit blanchiert werden.

Die Kochbuchautorin Beatrice Aepli meint dagegen: Anders als in älteren Kochbüchern empfohlen, sollte Rhabarber nicht geschält werden. «Sonst werden wichtige Vitamine unnötigerweise in den Abfall geworfen.» Indem man das Gemüse kocht oder mit kochendem Wasser überbrüht - also blanchiert - werde die Oxalsäure reduziert. Außerdem ist es ratsam, Rhabarber mit kalziumreichen Lebensmitteln zu kombinieren, zum Beispiel Milch, Joghurt, Quark, Vollkornbort, Orangen oder Erdbeeren.