Kochende Diplomaten oder diplomatische Köche

Von Charles-Maurice de Talleyrand, dem französischen Außenminister aus der Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts stammt der Satz: "Gute Köche bringen gute Verträge." Das Essen mehr als nur die Zubereitung und der Verzehr von Nahrung ist, dieser Meinung sind sicherlich auch die Köche die sich da im Adlon versammelt hatten.

Allesamt die Chefs der Chefs. So der Name des wohl exklusivsten Kochklubs der Welt. Stehen diese Weißkittel doch sonst im Kreml, der Uno, in Königspalästen, dem Kanzleramt oder dem Weißen Haus am Herd.

Seit 1977 treffen sich die Chefs der Chefs regelmäßig. In diesem Jahr ist es ein Doppeltreffen. Berlin-Paris. Aber weil es eben um mehr als nur Essen geht, ist nicht all zu viel über die Gewohnheiten der Staatschefs zu erfahren. Die Köche sind eben auch Diplomaten.

Immerhin verriet der Koch des Kanzleramtes dass es beim Treffen und Essen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel Sauerkraut und Würstchen sowie Fisch und Gemüse gab. Ansonsten kein Wort zu den Gewohnheiten der Uckermärkerin.

"Ich koche natürlich möglichst mit regionalen Produkten und versuche bei Staatsbanketten die deutsche Küche wieder zu spiegeln", sagt Ulrich Kerz. Ein Satz übrigens der auf alle seiner Kollegen zutrifft. Mitunter hat er dabei Hilfe. Etwa von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann. "Ein gutes Essen kann locker machen, dazu vielleicht ein gutes Glas Champagner und schon geht die Politik leichter", lachte er.

Er freute sich besonders dass in Deutschland inzwischen das Niveau der Kochkunst sehr hoch sei. "Allerdings gibt es noch einiges zu tun", fügte er an. Besonders die jungen Leute müssten mehr an natürlich Produkte heran geführt werden und müssten wieder mehr kochen.

Anton Mosimann, der häufig für die Queen, Prinz Charles und auch in Downing Street Nr.10 kocht, erinnerte sich daran wie etliche Sicherheitsleute alles probierten als er das Mal für George Bush bereitete. Dies ist aber eher die Ausnahme. Vorkoster gibt es für die Staatsoberhäupter nicht.

Mit einer Ausnahme. Im Kreml wird jedes Gericht von Sicherheitsbeamten probiert. "So etwas gibt es bei uns nicht", so Kerz. "Ich kaufe alles selbst ein und die Kanzlerin vertraut mir." Dann verriet Kerz, der schon Gerhard Schröder bekochte, doch noch, dass die Chefin als Dessert am liebsten eine Käseplatte mag und dass er für Jaques Chirac immer Eisbein und Bier servieren musste.

Derlei kommt bei Cristea Comerford sicherlich nicht in Frage. Sie ist die Chefin über Pfannen und Töpfe des Weißen Hauses und bei ihr muss es vor allem eine leichte Küche sein, erzählte sie.

In Berlin genossen die Köche indes hauptstädtisches Flair. Zum Essen ging es neben Kanzleramt und Adlon ins Krongut Bornstedt und ins Café am Neuen See. Es muss eben nicht immer Caviar sein.

Bis später - bin dann mal wieder unterwegs

Euer Honza

Mit dabei aus dem "Club des Chef des Chefs":

AUSTRIA Rupert SCHNAIT Chef in charge of the Official Receptions

CANADA Tim WASYLKO Chef to the Prime Minister of Canada

CHINA Hou FANGJU and Zhao YONGLIANG Chefs of the Great Hall of the People in Beijing

DENMARK Jesper VOLLMER Chef to Her Majesty the Queen of Denmark

FRANCE Bernard VAUSSION Chef to the President of the Republic of France

GERMANY Ulrich KERZ Chef to the Chancellor of Germany

ISRAEL Shalom KADOSH Chef in charge of the Official Receptions of Israel

ITALY Federico IORI and Claudio GIUNTOLI Chef of the Quirinal

MONACO Christian GARCIA (President of the C.C.C) Chef to His Highness the Prince Albert II of Monaco

RUSSIA Vakhtang ABUSHIDI Executif Chef of the Kremlin

SOUTH AFRICA Hilton LITTLE Chef to the President of the Republic of South Africa

SRI LANKA Rohan FERNANDOPULLE Chef in charge of the Official Receptions of Sri Lanka

SWEDEN Magnus AKE REHBÄCK Chef to His Majesty the King of Sweden

SWITZERLAND Gregor ZIMMERMANN Chef in charge of the Official Receptions

UNITED NATIONS Daryl SCHEMBECK Chef of United Nations in New York

UNITED STATES Cristeta COMERFORD Chef to the President of United States

Klopse oder Currywurst - was Staatschefs lieben und hassen

Angela Merkel (58) muss eine gute Köchin sein. «Da braucht sie von mir keine Tipps», sagte Kanzleramts-Chefkoch Ulrich Kerz (51) am Donnerstag in Berlin. Die Kanzlerin möge Salate, Eintöpfe und regionales Gemüse. Ihre Leibspeise nennt Kerz aber nicht. «Wenn ich Ihnen das verrate, kriegt sie das überall in der Welt.» Das wolle er nicht.

Bodenständige einheimische Kost weiß auch die amtierende Kanzlerin besonders zu schätzen: «Ich koche eine ganz gute Kartoffelsuppe», verriet sie in einem Interview. Gäste schätzten überdies die von ihr selbst zubereiteten Rouladen mit Rotkohl.

HELMUT KOHL: Ohne den Ex-Bundeskanzler wäre der Pfälzer Saumagen vermutlich noch heute nur eine regionale Spezialität mit einem wenig appetitlichen Namen. Weil Kohl ausländische Staatsgäste gerne in seine Heimat einlud und Saumagen servieren ließ, wurde das Gericht auch überregional bekannt. Spaniens König JUAN CARLOS und Frau SOFIA genossen gar die verfeinerte Version: Saumagen «royal» mit Trüffeln.

ERICH HONECKER: Der Staats- und Parteichef der DDR liebte vor allem das Rustikale: Königsberger Klopse, Makkaroni, Grillwürstchen mit Specksoße und Püree. Auf Wunsch wurden die Klopse in der Kantine des SED-Zentralkomitees eigens für Honecker zubereitet, wie Mitarbeiter berichteten.

JACQUES CHIRAC: Der ehemalige französische Präsident ist für seine kulinarische Experimentierfreude bekannt. Für Eisbein mit Sauerkraut, das er bei seinen Besuchen in Berlin gern mit Bundeskanzler Gerhard Schröder verspeiste, kann sich Chirac ebenso begeistern wie für Schnecken in Knoblauchbutter oder die Feinheiten der chinesischen Kochkunst.

GERHARD SCHRÖDER wiederum machte mit seiner besonderen Liebe zur Currywurst von sich Reden. GEORGE W. BUSH: Dass der frühere US-Präsident nicht gerade zu den Feinschmeckern zählt, ist längst bekannt: Hamburger und Sandwich, Chili und Nachos - das ist seine kulinarische Welt. Gattin Laura hingegen bevorzugt gesunde und kalorienarme Kost, wie der ehemalige Präsidentenkoch Walter Scheib berichtete.

BILL CLINTON: Auch Bushs Vorgänger zeigte sich in seiner Amtszeit nicht eben als Liebhaber der europäischen Kochkunst. Chefkoch Pierre Chambrin warf schon bald das Handtuch, weil der Hausherr die französische Küche allenfalls in Form von «french fries» - Pommes Frites - gelten ließ und ansonsten Hamburgern den Vorzug gab. Seit seiner Bypass-Operation soll er sich allerdings gesünder ernähren. dpa