Machtkampf I Machtwechsel bei WMF

Von Antonia Lange

Viele Köche verderben den Brei. Dieses Sprichwort scheinen auch die Hauptaktionäre des schwäbischen Küchengeräteherstellers WMF zu kennen: Finanzinvestoren wollen sich die alleinige Macht bei den Schwaben sichern - und dazu die Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen drängen. Die Übertragung der Anteile sollte am Dienstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen werden.

Fragen und Antworten: Was ist los bei WMF?

Bei WMF tut sich momentan einiges. Zum einen baut die Konzernspitze das Traditionsunternehmen konsequent um. Hunderte Stellen sollen wegfallen und einzelne Marken abgestoßen werden, sofern sie sich untereinander Konkurrenz machen. Zum anderen wollen sich die Finanzinvestoren KKR und Fiba das Unternehmen komplett einverleiben und WMF von der Börse nehmen. Beide sind in der gemeinsamen Holdinggesellschaft Finedining Capital zusammengeschlossen.

Warum wollen die Investoren in der aktuellen Situation voll bei den Schwaben einsteigen?

KKR und Fiba sehen in WMF noch erhebliches Wachstumspotenzial. Durch eine Komplettübernahme wollen sie nach eigenen Angaben auch die Strukturen vereinfachen und Finanzierungskosten verkleinern. Auch die Expansion ins Ausland steht im Raum, etwa nach Asien und in die USA. Die Investoren wollen WMF von der Börse nehmen: Die Notierung beanspruche die Zeit des Managements unnötig und verursache vermeidbare Kosten.

Wie reagieren die Mitarbeiter?

Die beobachten die Veränderungen mit Sorge. Betriebsratschefin Martina Ende hatte Ende des Jahres von «schierer Angst» vor einer Zerschlagung und dem Verlust von Arbeitsplätzen gesprochen. Gewerkschafter zeigten sich enttäuscht, dass das Traditionsunternehmen von der Börse soll. Sie befürchten, dass die Finanzinvestoren so hinter verschlossenen Türen arbeiten könnten.

Wie schwer wird es für die Investoren, die Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen zu drängen?

Formell haben die Investoren schon die Kontrolle bei dem Hersteller von Besteck, Kochtöpfen und Kaffeeautomaten übernommen. In der gemeinsamen Holdinggesellschaft Finedining Capital hat das Investoren-Duo bereits rund 92 Prozent des Grundkapitals von WMF. Den verbliebenen Aktionären wollen KKR und Fiba nun per Barabfindung 58,37 Euro pro Aktie zahlen. Zuletzt zeigten sie sich siegessicher: Man sehe keinen Anlass das Angebot zu erhöhen.

Wie geht es weiter, wenn die Komplettübernahme erfolgreich ist?

Was genau danach passiert, ist noch unklar. Die Investoren erklärten zuletzt jedoch, dass sie nicht die Absicht haben, die bisherige strategische Ausrichtung oder die vom Vorstand eingeleiteten Maßnahmen zu ändern. Konzernchef Peter Feld hat ohnehin bereits einige Tochterfirmen untergebracht: Die unrentable Tochter Princess hatte WMF schon 2013 abgestoßen und die Marke Auerhahn-Besteck sollte bis Ende 2014 vom Markt verschwinden. Zuletzt trennten die Schwaben sich von Alfi, einem Spezialisten für isolierte Kannen und Becher. dpa