Menschen für Menschen feiert 30 Jahre

Von Sabine Dobel

Der Gründer der Äthiopienhilfe «Menschen für Menschen» (MfM), Karlheinz Böhm, hat zum 30-jährigen Bestehen der Stiftung die Leitung an seine Frau Almaz abgegeben. Die 47-Jährige übernahm am Samstagabend bei einer Feier anlässlich des Jubiläums in München den Posten als Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Der 83-jährige Böhm selbst nahm an der Gala aus gesundheitlichen Gründen nicht teil.

«Mein augenblicklicher Gesundheitszustand erlaubt mir dies leider nicht», las sein Sohn Nicolas aus einem Brief Böhms an die rund 300 Gäste vor. «Ich hatte keine Vorstellung, welche Dimension unsere Arbeit einmal bekommen würde», schrieb Böhm weiter. Nun übernehme praktisch die zweite Generation die Verantwortung.

Almaz Böhm sagte, sie stelle sich der Weiterentwicklung der Stiftung voller Stolz und Dankbarkeit für das bisher Erreichte. Das größte Problem ihres Heimatlandes sei die tief verwurzelte Armut, begründet durch schlechte Infrastruktur, geografische Lage und fehlende Bildungschancen. «Ziel ist, dass die Menschen aus der Armut herauskommen und dass sie ohne fremde Hilfe zurechtkommen.» Sie wagte keine Prognose, wie lange das dauern könnte.

Karlheinz Böhm ist nun Ehrenvorsitzender der Stiftung. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) würdigte ihn als Vorbild und ersten Preisträger einer neuen Medaille der Stiftung, der Amesegenalehu-Medaille (deutsch: Danke). Diese Medaille soll künftig regelmäßig an engagierte Persönlichkeiten vergeben werden.

Karlheinz Böhm habe es anders als mancher sogenannte Wutbürger geschafft, seine Wut über die Ungerechtigkeit in Engagement und Nächstenliebe umzusetzen, sagte Ude. Er habe in Äthiopien mehr Schulen gegründet als es einigen hiesigen Kultusministern vergönnt sei, mehr für die Entwicklung der Landwirtschaft tun können als mancher Agrarminister, und durch «das Licht der Aufklärung» gegen die Beschneidung von Frauen mehr erreicht, als es hierzulande viele Gleichstellungsstellen könnten.

Der MfM-Landesbeauftragte in Äthiopien, Berhanu Negussie, sagte, Böhm sei stets mit der Einstellung eines Sokrates in sein Land gekommen: «Ich weiß, dass ich nicht weiß.» Das habe ihm einen besonderen Blick ermöglicht, und seine Sprache sei die des Herzens gewesen. Die Äthiopier hätten ihn sehr akzeptiert. «Er ist wie ein Vater.»

Prominente Botschafter der Stiftung, unter ihnen Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann mit seiner Tochter Véronique, Fernsehkoch Mike Süsser, die Rockband Killerpilze, die Schauspielerin Dennenesch Zoudé und das Model Sara Nuru - beide äthiopischer Abstammung - sowie der Schauspieler Wolfgang Stumph, würdigten bei der Gala die Arbeit von MfM. Mit einem «30-Euro-Schein» wirbt die Stiftung zum Jubiläum um Spenden.

«Das ist kein Falschgeld, das ist gut angelegtes Geld», sagte Stumph, der im TV als Kommissar Stubbe ermittelt, bei dem Fest im HypoVereinsbank Forum. «Die Rendite ist hier viel höher als bei den Banken.» Sie zahle sich aus in Solidarität und Humanismus.

Video-Grußbotschaften kamen unter anderem von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), Ex-Bundespräsident Horst Köhler sowie Frank Elstner, in dessen «Wetten, dass..?»-Sendung Böhm der Grundstein für die Gründung der Stiftung gelegt hatte. «Ich werde nie vergessen, wie Du neben mir standest», erinnerte Elstner sich an die Sendung am 16. Mai 1981.

«Was ist daraus für ein Projekt geworden!» Aufgewühlt durch Berichte über Hunger und Not in Afrika wettete Böhm, damals besonders bekannt durch seine Rolle in Sissi-Filmen an der Seite von Romy Schneider, dass nicht jeder Zuschauer eine Mark, einen Franken oder sieben Schilling für die notleidenden Menschen spenden würde. Böhm behielt recht, dennoch kam ein Millionen-Betrag zusammen. Am 13. November 1981 gründete er «Menschen für Menschen».

Seitdem hat die Organisation nach eigenen Angaben rund 4,5 Millionen Menschen geholfen. Zusammen mit der Bevölkerung wurden 285 Schulen gebaut, 1600 Brunnen gebohrt, Tausende Hektar Land wieder nutzbar gemacht und Dutzende Gesundheitsstationen eingerichtet. Die Stiftung unterstützt gibt darüber hinaus mit einem umfangreichen Programm von landwirtschaftlichen Schulungen bis zur Familienplanung den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. dpa