Mindesthaltbarkeitsdatum für Nudeln und Reis soll fallen

Das Mindesthaltbarkeitsdatum für langlebige Nahrungsmittel wie Nudeln und Reis wird möglicherweise verschwinden. Die EU-Agrarminister diskutieren am Montag in Brüssel über einen entsprechenden Vorschlag Schwedens und der Niederlande. Damit soll die Verschwendung von Lebensmitteln reduziert werden. Tonnenweise werde in der EU völlig einwandfreie Nahrung weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.

In der EU werden jährlich 89 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, heißt es in dem Papier für die Ministerrunde. Der Vorstoß wird von Dänemark, Deutschland, Österreich und Luxemburg unterstützt. «In vielen Ländern sorgt die Kennzeichnung von Lebensmitteln für unnötige Verschwendung», heißt es in dem Brief. Es gebe vermutlich eine ganze Reihe von Produkten, die von der Vorschrift über Mindesthaltbarkeitsdaten ausgenommen werden könnten.

Über die Pläne hatte auch die «Bild»-Zeitung (Samstag) berichtet. Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace fordern solche Maßnahmen seit längerem. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) könnte der Verpackungsaufdruck «mindestens haltbar bis» demnach künftig für Tee, Kaffee, Reis, trockene Pasta und Hartkäse entfallen.

«Das ist ein sinnvoller Schritt, um Lebensmittelabfälle zu verringern», sagte HDE-Geschäftsführer Kai Falk der «Bild»-Zeitung. «Oft werden Lebensmittel einfach aus Unsicherheit weggeworfen. Viele Verbraucher verwechseln das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verfallsdatum.»

Bisher müssen nur wenige Produkte kein Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen: frisches Obst und Gemüse, das ohnehin rasch verbraucht wird, Wein und hochprozentiger Alkohol, Backwaren, Essig, Speisesalz, Zucker in fester Form und Kaugummi. «Die Leute werfen einwandfreie Nahrung weg, weil sie nicht genau wissen, was das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Packung bedeutet», sagte die niederländische Agrarministerin Sharon Dijksma nach Angaben ihres Ministeriums. «Für sehr langlebige Waren wie Nudeln und Reis wäre es besser, ganz auf das Datum zu verzichten als ein völlig bedeutungsloses Datum auf die Packung zu drucken.» In den Niederlanden würden jedes Jahr pro Person 47 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen.

Entscheidungen sollen am Montag noch nicht fallen. Der deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) wird mit seinen Amtskollegen auch über einen besseren Tierschutz bei Transporten sprechen. dpa

Viele Lebensmittel sind problemlos auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrbar. 6 Fragen, 6 Antworten:

Was besagt das Mindesthaltbarkeitsdatum?

Bis zum Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sollte ein Produkt normalerweise in Top-Zustand sein - also seinen vollen Geschmack behalten oder nicht matschig werden. Das setzt natürlich sachgemäße Aufbewahrung und eine intakte Verpackung voraus. Vor allem langlebige Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Tee können aber auch weit über das MHD hinaus noch ohne Bedenken genießbar bleiben.

Wann sollte man Lebensmittel besser wegwerfen?

Wenn das Verbrauchsdatum erreicht ist - Kunden erkennen es am Aufdruck «zu verbrauchen bis». «Das Verbrauchsdatum haben wir auf solchen Produkten, die sehr sensibel sind, weil sie aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihrer Herstellungsweise für mögliche Keimbelastung anfällig sind», erklärt Christian Böttcher vom Handelsverband HDE.

Bei welchen Waren ist besondere Vorsicht geboten?

Als Beispiele nennt Böttcher frisches Geflügel- oder Hackfleisch. «Das Verbrauchsdatum sollte der Kunde auch wirklich sehr ernst nehmen und diese Produkte nach dem Verbrauchsdatum nicht mehr verwenden.» Das Bundeslandwirtschaftsministerium rät: «Wenn Sie deutliche Veränderungen in Farbe, Konsistenz, Geruch oder Geschmack entdecken, sollten Sie die Produkte besser entsorgen.»

Ist Lebensmittelverschwendung ein großes Problem?

Geschätzte 89 Millionen Tonnen Lebensmittel werden nach einem Papier der niederländischen und schwedischen Regierungen jedes Jahr in Europa verschwendet. Die EU-Kommission redet gar von 100 Millionen Tonnen - dies entspreche einem Drittel der Nahrung für den menschlichen Gebrauch. Nicht alle Lebensmittelabfälle landen dabei in der privaten Mülltonne - manche Produkte erreichen den Verbraucher erst gar nicht, weil sie schon beim Transport beschädigt werden oder weil bei Veranstaltungen Reste auf dem Buffet übrigbleiben.

Welche Änderungen sind jetzt im Gespräch?

Die Regierungen Schwedens und der Niederlande wollen prüfen lassen, ob weitere haltbare Produkte von der Pflicht zum Mindesthaltbarkeitsdatum befreit werden könnten. Schon heute muss das Datum nicht auf jede Packung: Wein, Kaugummi, frisches Obst und Gemüse und einige weitere Lebensmittel sind von der Vorschrift ausgenommen. Deutschland unterstützt die Pläne. «Wir verschwenden Lebensmittel und das ist auch ethisch nicht begründbar», sagt Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU).

Was passiert jetzt?

Das ist noch nicht absehbar. Zunächst einmal müsste die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung der relevanten EU-Verordnung machen. Bis sich die Vorschriften ändern, könnte es unter Umständen noch Jahre dauern.