Neue spanische Küche Restaurante TriCiclo in Madrid

Von Cathrin Brandes

Das Restaurant TriCiclo hat seit seiner Eröffnung in 2013 die kulinarischen Herzen der Madrider im Sturm erobert. Die kulinarischen Führer der Stadt loben es, die Tageszeitungen berichten positiv darüber, die Food-Blogger kriegen sich gar nicht mehr ein und die jungen aufstrebenden Köche der Stadt lassen sich dort sehen. Es ist fast schon unheimlich.

Natürlich wollte ich bei meinem letzten Madrid Besuch auch hin. Aber selbst im August, dem Monat in dem die Einwohner Madrids ihre Stadt fluchtartig in Richtung Küste verlassen, war es schwierig abends einen Tisch zu ergattern. Dienstag mittag ging noch was. Da war ich dann nicht wähleri sch, sondern habe zugegriffen und mich zusammen mit meinen reizenden Eltern auf den Weg in das Barrio de las Letras gemacht. Das Barrio de las Letras ist ein charmantes Viertel mitten im Herzen von Madrid mit vielen Ausgehmöglichkeiten.

In meiner immer ferner zurückliegenden Jugend bin ich hier auch des öfteren mit meinen Freundinnen um die Häuser und in die Bars gezogen. Nun also ein Mittagessen im TriCiclo. Mit meinen Eltern. Die Zeiten ändern sich.

Der Name TriCiclo bedeutet Dreirad auf Spanisch und ist eine Anspielung auf das Trio junger Gastronomen, die das Restaurant betreiben. Das Konzept des Restaurants ist herzerfrischend einfach und im wahrsten Sinne des Wortes gastfreundlich: es bietet Bestes zu fairen Preisen und die Möglichkeit von allen Speisen drei unterschiedliche Portionsgrössen zu bestellen. Man kann sich also hemmungslos durch einen Großteil der bewusst kleingehaltenen und saisonal wechselnden Speisenkarte probieren und braucht sich vor der Rechnung nicht zu fürchten.

Ein Blick in die Karte offenbart schon gleich eine erste Schwierigkeit: die Qual der Wahl. Leiden auf hohem Niveau.

Die Speisenkarte ist in drei Kapitel unterteilt. Unter der Überschrift "Mit dem Dreirad auf den Markt" findet man Speisen deren Zutaten durch Frische und Qualität bestechen und möglichst in naturbelassenem Zustand serviert werden. In der Kategorie "Ein Spaziergang mit dem Dreirad" werden klassischere Gerichte mit einem neuen "Dreh" angeboten. Und unter dem Motto "Eine Reise mit dem Dreirad" gibt es Ausblicke in die Küche anderer Länder, ein bisschen Fusion und kulinarische Abenteuer.

Während wir die Karte studieren, stellt das sehr unkompliziert freundliche und aufmerksame Personal eine Karaffe mit Leitungswasser auf den Tisch (ein hervorragend gastfreundlicher Ansatz, wenn auch das Madrider Leitungswasser nicht sooo besonders schmeckt), bringt überraschend gutes Brot und einen enttäuschenden Gruß aus der Küche, den ich mittlerweile schon erfolgreich verdrängt habe. Ach doch, jetzt fällt es mir wieder ein! Es waren so kleine kalte Kartoffelhälften mit einem uninspirierenden Dip. Komplett unnötig. Ein freundlicher Kellner erschwert uns gemeinerweise die Auswahl der Speisen, indem er noch eine Reihe von Tagesgerichten anbietet, die nicht auf der Karte stehen. Dann legen wir intrafamiliär eine möglichst große Auswahl fest und bestellen immer die halben Portionen. Wir müssen danach ja auch noch irgendwie nach Hause kommen.

Die Weinkarte ist überraschend international. Sogar ein deutscher Riesling ist hier zu finden. Wir entscheiden uns für einen frischen Rose aus Grenache Trauben von Artazuri aus Navarra, ein himbeeriger Wein mit einer feinen Säure, der sich als hervorragender Speisenbegleiter entpuppte. Nur beim Käse machte er nicht mehr mit. Aber da war er eigentlich auch schon alle.

Wir legen los mit einem Thunfisch-Kartoffel Ceviche, gegrilltem Sommergemüse und einer grünen Gazpacho mit Auster. Beim Ceviche ist der exzellente rohe Thunfisch auf einer Art kaltem Kartoffelbrei drapiert. Kalter Kartoffelbrei hört sich erstmal nicht soo sexy an. Aber die seidige Kartoffelmasse ist mit einem kräftigen pikanten Olivenöl angemacht und leicht mit Knoblauch und Kreuzkümmel gewürzt. Das überzeugt! Das gegrillte Sommergemüse trumpft schlicht mit Geschmack. Im Einfachen liegt hier entschieden das Gute. Aromatisches Gemüse mit Biss, ein sehr grasiges Oli venöl, etwas Meersalz und etwas Pfeffer, ein paar frische Kräuter. Das ganze schön angerichtet. Mehr braucht es nicht. Die Gazpacho aus grünen Tomaten und Honigmelone schmeckt eindeutig nach grünen Tomaten und Honigmelone. Das hat man ja auch nicht immer. Die dicke Auster setzt einen frischen meerigen Kontrapunkt.

Weiter geht es mit einer mutigen Kombination aus nur leicht glasiertem schmelzigen Bacalao und frittierten sehr knusprigen Schweineohren, die ich sofort in mein Herz schliesse, weil sie so absurd und gut ist. Da wir alle so gerne Bacalao essen haben wir gleich noch eine eher herbstliche Kombination aus Lauchcreme, Bacalao und Trüffeln bestellt. Das war nicht falsch. Extrem richtig war auch die Bestellung der galizischen Kuh. Galizische Kühe liegen eindeutig im Trend, je älter desto besser. Kurz auf den heißen Grill gelegt, etwas Meersalz drüber, fertig! Und perfekt. Wer braucht in Spanien schon Waguy, wenn es die galizische Kuh gibt? Das Fleisch der achtjährige Kuh schmilzt dank der hohen Fettabdeckung am Gaumen, es ist intensiv aromatisch und leicht milchig. Oder ist das Einbildung? Jedenfalls sind wir ziemlich betrübt, nur die kleine Portion geordert zu haben. Aus Kapazitätsgründen war das allerdings nur vernünftig.

Zum Abschluss bestellen wir Torrijas, das sind Arme Ritter und eine Käseauswahl. Die zimtigen Torrijas werden mit einer sehr sahnigen Eiscreme serviert und sind sofort verschwunden. Sie waren aussen knusprig und innen sehr cremig. Wir lecken am Löffel. Die Käseauswahl ist eher uninspiriert und hinterlässt eine kleine Enttäuschung zum Schluss. Warum hier auch Brie, Gorgonzola und ein undefinierter Bergkäse auf die Platte gekommen sind, ist angesichts der vielen traditionellen und immer noch handwerklich hergestellten spanischen Käsesorten ein wirkliches Rätsel. Schade. Aber eine Enttäuschung mit der wir insgesamt umgehen können.

 

Habe ich schon erwähnt, dass das TriCiclo auch optisch was hermacht? Die schlichte Einrichtung mit Bistro und Landhaus-Elementen ist gut durchdacht und unaufdringlich stilvoll. Sogar die Toiletten sind ein Hingucker.

Kürzlich wurde der Rockstar unter Spaniens Drei-Sterne-Köchen David Muñoz in einem Interview gefragt, wo er denn gerne selber hingeht zum Essen. Da hat er das TriCiclo an erster Stelle genannt. Ich denke, das will doch was heißen!

Eine Reservierung ist besonders am Wochenende oder Abends unbedingt empfehlenswert.

Restaurante TriCiclo, C/ Santa María 28, 28014 Madrid, eltriciclo.es

Auf Cathrin Brandes Blog Berlin Tidbits finden sich die aktuellen gastronomischen Trends für das Jahr 2015 - also mal reinschauen!