Nördlichstes Weinanbaugebiet Deutschlands Weinlese auf Sylt hat begonnen

Die raue Nordsee liegt nur 300 Meter entfernt, und ein böiger Wind trägt das Rauschen der Brandung hinüber zu den Keitumer Weinbergen: Zur Weinlese auf Sylt am Sonnabend gab es eine typisch norddeutsche Atmosphäre. Es ist die zweite reguläre Lese im nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands, sagte der Rheingauer Winzer Christian Ress.

Dieses Jahr wird der Sylter Wein erstmalig auch auf der Nordseeinsel gekeltert und darf sich damit Schleswig-Holsteinischer Landwein nennen. Obwohl der Keitumer Weinberg auf Sylt steht, darf der Name der Nordseeinsel als Herkunftsbezeichnung nicht auf dem Etikett erscheinen. Das ist nur möglich bei einem Wein, der in einem der 13 deutschen Anbaugebiete erzeugt wird, erklärt Ress: "Sylt gehört zu keinem dieser Gebiete."

Auf Sylt zählen die Meteorologen im Jahr insgesamt 1714 Sonnenstunden, im Rheingau - dem Stammsitz der Firma - sind es nur 1587, berichtete Ress. Vor fünf Jahren pflanzte der Winzer gemeinsam mit seinem Vater auf der Nordseeinsel 1625 Rebstöcke. Es sind Reben der Sorte Solaris - eine Züchtung, die speziell an Standorte im hohen Norden angepasst ist. Die Trauben reifen sehr früh. Außerdem ist die Frucht pilzresistent.

Im vergangenen Jahr ernteten sie rund 800 Kilogramm Sylter Trauben, füllten daraus 709 Flaschen. "Dieses Jahr erwarten wir das Doppelte." Und das bei guter Qualität. "Ein realistisches Ziel unter den klimatischen Bedingungen hier", meint der Winzer. Mittelfristig solle der 3000 Quadratmeter große Weinberg auf Sylt 1500 Flaschen jährlich bringen.

"Wir haben reife und gesunde Trauben", sagt Ress. Im vergangenen Jahr habe das Mostgewicht bei über 80 Grad Oechsle gelegen. "Im Rheingau hätte das locker für einen Kabinett gereicht." Die Sylter Trauben wachsen jedoch nicht in einem gesetzlich definierten "bestimmten Anbaugebiet", so dass der Wein auf den Flaschen nicht als Kabinett deklariert werden darf, erklärt der Winzer.

Ress erwartet auch in diesem Jahr guten Sylter Weißwein mit dem Namen Söl'ring. "Es sieht alles großartig aus, weil der Sommer auf Sylt besser war als bei uns im Rheingau", sagt er. "Wir freuen uns jetzt schon drauf, das im nächsten Jahr zu schmecken." dpa