Olivenöl von Millenniumbäumen

Von Theo Peters

Schon im Mittelalter lieferten sie das für die spanische Küche unentbehrliche grüngelbe Speiseöl. Tausend Jahre später werden von den Bäumen mit ihren bizarr geformten Stämmen noch immer Oliven für die Produktion von Öl geerntet. Nicht weniger als 30 Euro kostet ein Liter des von Experten und Feinschmeckern hoch geschätzten Öls mit dem typischen milden Geschmack. Für den Export wird mindestens das Doppelte verlangt.

Nirgendwo auf der Welt gibt es eine so große Konzentration an diesen «Millenniumsbäumen» wie im Nordosten Spaniens: In einem Gebiet rund um den Fluß Sénia zwischen den Regionen Katalonien, Aragon und Valencia gibt es auf einer Fläche von gut 2000 Quadratkilometern unweit der Mittelmeerküste mehr als 4000 geschützte Exemplare dieser monumentalen Bäume. In anderen Regionen Spaniens ist der Bestand in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen.

Schuld daran sind nicht nur urbanistische Projekte oder Straßenbauarbeiten: Die meisten der mehrere hundert oder tausend Jahre alten Bäume, die verpflanzt werden, erkranken oder sterben. Aber viele sind auch durch den Anbau rentablerer Olivenarten verdrängt worden. Viele Exemplare wurden zudem für mehrere tausend Euro pro Stück an städtische Gartenliebhaber verkauft.

Im Landkreis Taula del Sénia dagegen wurde unter anderem mit finanzieller Unterstützung des Umweltministeriums im Jahr 2009 ein Programm für die Bestandsaufnahme und den Schutz der ältesten Bäume auf der iberischen Halbinsel gestartet. Tausende zu diesem Kulturgut gehörende Olivenbäume, die einen Umfang von bis zu 10 Metern erreichen, konnten so gerettet werden. Aber nicht nur das: Die empfindlichen Früchte wurden erneut für die Produktion und Vermarktung von insgesamt acht Olivenölsorten geerntet, die vor allem bei renommierten spanischen Restaurants heiß begehrt sind.

Fast alle Millenniumbäume in der Region verdanken ihre Langlebigkeit der uralten Olivensorte Farga, die immer von Hand geerntet werden muss. Sie zeichnet sich durch eine hohe Widerstandskraft gegen Kälte, Frost und Trockenheit aus. Von daher ist die Farga besonders langlebig. Sie neigt zu Wildwuchs und muss stark beschnitten werden.

Die Ölproduktion der Millenniumbäume in Taula del Sénia ist ziemlich niedrig: Im Jahr 2010 waren es nur 6000 Liter. Um so höher einzuschätzen sind Qualität und Image. Nach Angaben der Betriebsleiterin der regionalen Genossenschaft von Olivenbauern, Pepi Cid, haben inzwischen auch die asiatischen und amerikanischen Märkte den einzigartigen Ruf des spanischen Millennium-Olivenöls entdeckt. Die Preise für das außergewöhnliche Luxusprodukt werden infolgedessen sicherlich noch mehr in die Höhe schnellen. dpa