Rare Bordeaux Weine Das Landpartie-Tasting

Von Nikolas Rechenberg

Was für ein wunderbarer Bordeaux-Event! Auf der Landpartie Burg Adendorf in Wachtberg präsentierte Elke Drescher (Rare-Bordeaux-Weine.de) an vier Tagen eine atemraubende Bordeaux-Probe der Superlative. Im traumhaften Ambiente der Lifestyle-Messe wurden die Tastings mit hervorragenden Speisen von Stivie Kimmig gepaart, was für ein vollendeter Genuss!

Landpartie Burg Adendorf

Tag 1: Mouton Rothschild

Champagner Dom Perignon Rosé 2003: ein faszinierend kräftiger Rosé, tief dunkel, mit angenehmen Sherry-Tönen, männliche Frucht, Kräuter, Zigarre, zupackend und herb! 96-98 Punkte

Elke Drescher (Rare-Bordeaux-Weine.de)

Champagner Dom Perignon 1990: großes Kino, kandierte Früchte, Gugelhopf, ein touch Mandarine, mineralisch, seidig, sehr elegant, 96-98

Mouton Rothschild 1982: ein wenig müde, der Klassiker! Weich, Herbst, noch sehr saftig, aber erstaunlich sanft und geradezu soft, 92-94

Mouton Rothschild 1983: etwas rostiger in der Farbe, herbstliche Pilze, robust und etwas Likör, aber sehr angenehm zu trinken, 88-90

Mouton Rothschild 1985: Beeren und wilde Kräuter, kräftig, ein Schuss Paprika, besser als erwartet 94

Mouton Rothschild 1986: nicht die erhofften 100 Punkte, Tabak, und Zeder, Johannisbeere, ausgezeichnete Struktur und Balance, auch Eleganz, immer noch sehr jugendlich, es fehlt aber die Kunst der Verführung und der Sex einer 100er-Flasche vor einigen Jahren, 96

Mouton 1986

Mouton Rothschild 1988: Herbst. Sonniger Herbst. Schöne Säure, steht aber nicht mehr richtig, etwas karg, 86-88 (zum Ragout vom Eifler Brachthahn, Maikrautfleckerl und Pfifferlingen aber die perfekt Wahl!)

Mouton Rothschild 1989: sehr gute Flasche! Ein Hauch von Eukalyptus, Samt und Seide, leichte Bitter-Schoko-Töne, steht tadellos, tolle Balance und Harmonie, einer meiner besten 89er, 95+

Mouton Rothschild 1990: Menthol, sehr dunkel, nicht gerade der Kraftprotz, Bitterschoko, könnte etwas läng im Abgang sein, 92-93

Mouton Rothschild 1994: adstringierend, Holz, ein Klapper-Skelet mit 80 Punkten

Mouton Rothschild 2000 Magnum: mindestens 15 Jahre zu früh getrunken, Babyspeck, sehr smooth, irgendwie kalifornisch, 90++ mit großem Potential

Mouton Rothschild 2002: sehr trinkreif, macht Spaß, schöne Würze, jetzt perfekt zu trinken 92

Tag 2: Bordeaux 2000er

Mouton 2000 siehe oben

Latour 2000: dicht, tief, streng, tabak, etwas Zeder, männlich, viel Bleistift, lange Zukunft 95-96

Pichon Longueille-Baron 2000: leider Kork!

Lynch-Bages 2000: Wellness für den Gaumen, Sojasauce, Peacan-Nüsse, schlank und elegant, sehr schöner Wein, jetzt gut zu trinken 92

Gazin 2000: Eine Entdeckung! Feine Kräuter, ein Hauch Marzipan, überraschend viel Eleganz und Struktur, groß, 95-96

Angelus 2000: Lakritz und roter Vermuth, Amarone, etwas too much, 90

Cheval Blanc 2000: Nase verhalten, herrliche Würze, Lakritze, dicht, tief, perfekte Säure, Balance und Harmonie 98-100

Pavie 2000: ein Nasen-Monster, aber dann eher kurz am Gaumen, sehr alkoholisch, später etwas besser 92-93

Latour 1961 

Tag 3: Bordeaux Raritäten – Der Hammer-Tag!

Latour 1961 aus der halben Flasche: dunkel, nur leicht braun, Maulbeere, tolle Dichte und Tiefe, noch nicht mal Herbst, tolle Säure, Nougat und Kokos und Walnuss, Tabak und Likör und Mokka, exzellente Balance und Struktur, langer Abgang, hat noch viele Jahre vor sich, Flasche war aber keine 100, sondern 97-98

Petrus 1949 Demi, Vandermeulen: helles Rost-Rot, sehr mild, Kakao, immer noch schöne Säure, eingelegte Früchte, Nelken und Rumtopf 92-94

Margaux 1947 Vandermeulen: dunkler, dichter, schöne Frucht, und Säure, steht wie eine Eins, verführerisch, Johannisbeere, Kräuter, Lakritz und Tabak, etwas medizinisch, groß, lang ohne Ende, viel Charme, am Schluss Port, 100

La Mission Haut-Brion 1955 Vandermeulen: heller, süßlicher, Tabak, touch Bitterschoko, männlich, 94-96

Palmer 1978: leichte Ziegeltöne, jugendlich, etwas robust, es fehlt die Sonnenpower, Stilistik alter Madeira, 86-88

Cheval Blanc 1966: dunkel mit hellem Rand, rund und süß, Seide, langer Abgang, Raffinesse und Eleganz 94-96

Angelus 1953: voll und kräftig, saftig, Herbst und Süßholz 92

Tag 4: Cheval Blanc in den Notizen von Elke Drescher

Cheval Blanc 1950 war Cheval in Perfektion, ich erinnerte mich mit Freuden an das Feuerwerk im Dezember 2014 als wir eben diese Cheval nebeneinander hatten. Eine irre durchdringende Frucht, Maulbeeren und dann war dieser Wein noch so jugendlich. Fast noch eine Spur von Cassies. Er hat diesen typischen Cheval Blanc Schmelz und wenn mich jemand fragt, ob ich diesen Wein so schnell nochmal haben möchte, natürlich am liebsten sofort.

Daneben eine Cheval Blanc 1950 Händlerflasche, die aber nicht an dieses Chateau Format heranreichte, das erinnerte dann doch schon etwas an Pferd, wie treffend. Cheval Blanc 1953 war an diesem Mittag ein wundervoller Balsamicoessig, das passiert leider und zum Glück geht dieser Kelch meist an mir vorrüber und an diesen 4 Tagen Probenfest war es auch der einzige schmerzliche Ausfall.

Cheval Blanc 1955 entschädigte in gewohnter Manie. Dieser Wein wird immer noch unterschätzt, dabei kann er dem 1950 das Wasser reichen, ein ebenso eleganter Wein mit sehr gut eingebundener Frucht, das macht so viel Freude. Ja, wir wollten unseren Probensieger schon jetzt ausmachen, aber nicht mit Cheval Blanc 1959, Nougatschokolade, schwarze Beeren, wieder diese Eleganz, was für eine Mittag.

Sehr überraschend 1970 und 1971 Cheval Blanc, die sich in Kräuterfrucht zeigten und wieder ein maskuliner 1966 der mir richtig gut gefällt und wie schon am Vortag eine Überraschung war. 1988 und 1990 wirkten dagegen noch sehr verschlossen, aber später am Abend gönnte ich mir noch einen Schluck 1990 Cheval Blanc und blickte sehr zufrieden auf diese tollen vier Tage der Landpartie zurück.

Wir sehen uns im kommenden Jahr!

Zum Programm der Landpartie vom 5. bis 8. Mai 2016

Cos 1981 Doppelmagnum