Reiner Calmund liebt die Sterneküche im Saarland

Von Jörg Fischer

«Calli» ist auch in seiner neuen Heimat bekannt wie ein bunter Hund. Ob in der Saarlouiser Kneipe «Auberge Marechal Ney» oder beim Beach-Sports-Festival am Rande der Stadt, kommt er kaum voran. Das liegt weniger an seinem immensen Körperumfang. Immer wieder muss er für ein Foto posieren - mal mit jungen Mädels, mal mit gestandenen Männern, mal mit betagten Senioren.

Dennoch ist die Hoffnung, die der rastlose 64-Jährige und seine mehr als 20 Jahre jüngere Frau Sylvia mit ihrem Umzug von Köln ins Saarland verbunden haben, ein gutes Stück weit aufgegangen.

«Entschleunigung ist schwer», sagt der 64-Jährige. «Aber hier sind wir glücklich.» Der Terminkalender des Ex-Fußballmanagers und TV-Moderators ist weiter prall gefüllt. Der Rheinländer reist immer noch durch die ganze Republik oder in der Welt herum: Talk-Shows, Kochshows, Interviews, Fernsehauftritte, Wohltätigkeits-Veranstaltungen sowie Sozialprojekte rund um Fußball und Kinder. Jetzt nimmt er sich aber längere Pausen bei der Familie. «Er nimmt sich viel häufiger eine Auszeit. Hier kann er nicht mal kurz was dazwischenschieben», sagt Ehefrau Sylvia.

Klar kann «Calli» auch im Saarland nicht einfach über die Straße gehen, ohne erkannt und fürs gemeinsame Foto gestoppt zu werden. «Aber das tut er gern. Und er weiß, dass der Fußball nichts ohne die Leute ist», sagt sein alter Freund und Manager Klaus Hoffmann. «Die Menschen sind weniger aufdringlich als im Rheinland», hat Calmund festgestellt. Und vor allem ist er im Kölner Raum «stark vernetzt» und konnte zum Schluss dort kaum mehr zur Ruhe kommen. «Ich kann schlecht Nein sagen», weiß der 64-Jährige um seine Schwäche.

Vor zwei Jahren stand für ihn auch ein Umzug nach Berlin zur Debatte. Und so ganz hat die Hauptstadt ihn noch nicht losgelassen: «Ich hab da noch einen Koffer stehen.» Aber dann haben sich Sylvia und er doch für das Saarland entschieden. Treibende Kraft war damals sein Manager, der Saarländer ist. Hoffmann pries den Calmunds seine Heimat als idealen Wohnhort an und suchte gemeinsam mit Sylvia das neue Domizil in Saarlouis, für Sylvia eh schon so etwas wie «ein Urlaubsort».

Auch mit Saarlouis hat sich der 64-Jährige schon intensiv beschäftigt. Gern führt er Gäste durch die Altstadtgassen, wo sich unweit seines neuen Domizils Restaurants und Kneipen aneinanderreihen. Mit Leidenschaft erzählt er über die Geschichte der früheren Garnisonsstadt. Stolz zeigt er das als Restaurant genutzte Geburtshaus von Napoleons Marschall Ney (1769-1815 - Napoleon: «Der Tapfere der Tapferen») und die alten Festungsanlagen.

Für das kleinste deutsche Flächenland ist «Calli» als eines der prominentesten Gesichter eindeutig ein Gewinn. «Mit seiner rheinischen Frohnatur passt Reiner Calmund zu den geselligen Saarländerinnen und Saarländern. Das Saarland hat in der Bundesrepublik an Gewicht zugenommen», glaubt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die auch schon gemeinsam mit dem Schwergewicht gekocht hat.

Essen ist die große Leidenschaft des Rheinländers. Dabei fühlt er sich im Dreiländereck Saarland/Luxemburg/Frankreich gut aufgehoben. Nicht nur gibt es im Saarland die größte Dichte an Sterneköchen, sondern der Genuss wird in der Region insgesamt hochgehalten. Für «Calli» steht seine alte Freundin Lea Linster (Foto) aus Luxemburg immer noch an der Tabellenspitze der Spitzenköche, gefolgt von Christian Bau (Perl-Nenning) und Klaus Erfort (Saarbrücken).

Aber für den Genuss muss es für ihn nicht immer vom Feinsten sein. «Die Stimmung und das Ambiente ist für mich das Wichtigste.» Er genießt genauso das Essen in einfacheren Restaurants etwa in der «Auberge Marechal Ney». Auch eine Lieblingswurst hat er im Saarland schon gefunden. Die «grobe Bratwurst» von der Saarlouiser Metzgerei Pieper steht bei ihm gleich hinter den Curry-Würsten aus Wolfsburg und Berlin mit auf dem Siegertreppchen.

Zum Familienglück trägt jetzt maßgeblich seine knapp dreijährige Adoptivtochter bei. Die schwarzäugige Nisha haben seine dritte Frau Sylvia und der bereits fünffache Vater bei einem Besuch in einem thailändischen Waisenhaus ins Herz geschlossen und Anfang des Jahres nach Saarlouis geholt. Wenn das kleine Thai-Mädchen in den Raum kommt, hat er erstmal nur noch Augen für seine «süße Prinzessin».

Gewichtsmäßig bekommt dem bekennenden «Vielfraß» das Saarland «nicht gut». Aber dafür speckt er nach eigenen Worten immer wieder in Thailand ab, wenn er sich der 150 Kilo-Marke nähert. Dort besucht er zwei bis dreimal im Jahr Freunde, schwimmt nach eigenem Bekunden täglich im 60-Meter-Pool und speist zum Frühstück «Obst statt Eier und Speck». «Da nehme ich wieder 10 Kilo ab, ohne mich einzuschränken», freut sich Calmund auf seine gerade wieder anstehende fernöstliche Reise. dpa

Hintergrund: Reiner Calmund sitzt mit Gastrokritiker Heinz Horrmann und Food-Journalistin Katja Burghardt unter anderem in der Jury der Promi Kocharena, die gestern mit Frank Buchholz auf Vox gesendet wurde.