Reise durch Costa Rica

Text: Maren Landwehr

Fotos: Halina Hildebrand

Nebel, Regenschauer, Kälte: Die Wanderung um den 3432 Meter hohen Vulkan Irazú steht unter keinen guten Vorzeichen. Der grüne Krater ist nicht zu sehen. Der Ausblick auf beide Küsten bleibt verwehrt. Stattdessen erinnert der Wind eher an Novembertage in Deutschland als an das Naturparadies Costa Rica, das so groß wie Niedersachsen ist, aber eine einzigartige Artenvielfalt und unterschiedliche Klimazonen besitzt.

Das ist bereits bei der Fahrt hinab ins Tal bemerkbar: Die Sonne scheint, die Wolken sind verschwunden, auf den grünen Wiesen grasen Kühe und Rinder, Gemüsefelder, Baumfarne und Bromelien wechseln sich ab. Die drei eben noch benötigten Kleidungsschichten reduzieren sich angesichts von 28 Grad Celsius schnell auf T-Shirt und kurze Hose. Einheimische stehen am Straßenrand und bieten lautstark frische Erdbeeren und Cashewnüsse an.

 

Während des Ausflugs am nächsten Tag über den Panamerican Highway zum Cerro de la Muerte spricht niemand. Denn sonst ist in den riesigen Eichenwäldern der Quetzal-Vogel nicht zu hören. Er gilt als der Vogel der Götter der alten Kulturen Mittelamerikas und ist heute ein beliebtes Fotomotiv. Doch die Geduld der Besucher wird auf eine harte Probe gestellt. Erst nach einiger Zeit taucht der grün- und scharlachrot gefärbte Vogel in einer Baumkrone für einen kurzen Moment auf.

Nicht alle Tiere sind so scheu: Während eines Zwischenstopps raschelt es im Gebüsch am Straßenrand. Neugierige Nasenbären kommen aus den dichten Wäldern und hoffen auf ein Stück Banane. Die gibt es ebenso wie Mangos, Ananas und Papayas fast an jeder Ecke zu kaufen. Meist sind sie schon mundgerecht zerteilt und in einer Tüte abgepackt.

 

Gestärkt geht es weiter in die Nähe des Arenal Vulkans in der Provinz Alajuela im Norden des Landes. Der Vulkan gehört zwar mit 1633 Metern Höhe zu den kleineren, gilt aber als einer der aktivsten der Erde, obwohl er 400 Jahre lang ruhig war. Erst im vergangenen Jahr musste der Nationalpark wegen starker Eruptionen evakuiert werden.

Die großen schwarzen Gesteinsbrocken inmitten der grünen Wälder lassen seine Kraft erahnen. Beeindruckend ist der Arenal-See, mit 80 Quadratkilometern der größte Binnensee des Landes. Wasservögel wie Streifen- und Schmuckreiher sind hier ebenso heimisch wie Grünfischer oder Gelbstirn-Blatthühnchen.

Im angrenzenden Regenwald sind Affen in den Baumkronen unterwegs, doch angesichts vieler lautstarker Besucher, die sich über mehrere Hängebrücken bewegen, bleiben andere Tiere verschwunden. Dafür belohnt am Ende des drei Kilometer langen Rundwegs am Ausgang der Blick auf die majestätische Erscheinung des Arenal und auf verschiedene Papageien, die lautstark schreiend auf die parkenden Busse und Autos fliegen.

Wer sich nach diesen Ausflügen und Wanderungen erst einmal am Strand ausruhen möchte, fährt nach Playa Sámara an der Westküste der Nicoya-Halbinsel. Palmen, feiner Sand und ein sauberer Pazifik ziehen an dieser Bucht immer mehr Besucher an, die hier den Sonnenschein oder eine der vielen Strandbars genießen. Wer sich angesichts von 30 Grad tagsüber lieber nicht draußen aufhalten möchte, kann sich abends an den Strand setzen, um bei guter Sicht einen Sternenhimmel mit Milchstraßenschweif zu genießen.

Vor allem vor Vollmond findet ein ganz besonderes Schauspiel statt: die Eiablage der Wasserschildkröten. Im Dunkeln machen sich die rund ein Meter großen Tiere aus dem Wasser zum Strand auf, schieben dort emsig den Sand beiseite, bis sie ein Loch gebuddelt haben. Nach mehrmaligem Hin- und Herbewegen mit dem Unterteil ist die richtige Sitzposition erreicht. Erst dann fallen im Sekundentakt Tennisball große Eier in das Loch.

Selbst das Infrarotlicht des örtlichen Führers stört sie nicht. Die Schildkröten sind wie in einem Rausch, bis sie rund 50 Eier abgelegt haben. Dann buddeln sie die Löcher wieder zu, klopfen den Sand fest, bevor sie sich kurz ausruhen, um dann wieder im Wasser zu verschwinden.

Die Fahrt nach Monteverde im Nordwesten Costa Ricas lohnt sich nicht allein wegen des gleichnamigen Bergdorfes, sondern wegen des Nebelwaldes, der sich auf rund 1600 Höhenmetern befindet und in denen die Temperaturen ganzjährig nur zwischen 13 und 24 Grad betragen. Da sind dann auch die letzten 35 Kilometer auf einer holprigen Schotterstraße auszuhalten. Dieses rund 10 500 Hektar große biologische Reservat galt lange als Geheimtipp, ist aber inzwischen bei Touristen so bekannt, dass ein früher Aufbruch am Morgen ratsam ist.

 

Wer erst später aus dem Bett kommt, weicht am besten auf den angrenzenden Nationalpark Santa Elena aus. Hier können Reisende ebenfalls die Vielfalt des dicht bewachsenen urwaldähnlichen Nebelwaldes mit riesigen Farnen, Lianen, Würgefeigen oder mit Moos bewachsenen Bäumen erkunden und mit etwas Glück auch Vögel, Schmetterlinge oder Frösche sehen. Wer bei der Tierbeobachtung in freier Wildbahn kein Glück hat, sollte das Schmetterlings- und Froschhaus am Ortsausgang von Monteverde besuchen, in dem die Tiere zu sehen sind, die sich oft in der freien Natur angesichts der vielen Touristen verstecken.

Das ist auch im Tortuguero Nationalpark an der Karibik nicht anders. Rund 100 000 Besucher nehmen jedes Jahr eine bis zu vier Stunden lange Fahrt von Cariari oder Moín in einem kleinen Boot auf sich, um in das rund 19 000 Hektar große Naturschutzgebiet mit seinen Kanal- und Lagunenlandschaften zu einem der Hotels oder Dschungellogdes zu gelangen, die angesichts ganzjährig hochsommerlicher Temperaturen selten Fenster, aber dafür Fliegengitter haben.

 

Umso lauter erscheint am Morgen das Konzert der Brüllaffen, das durch Vogelgezwitscher bereichert wird. Da macht der tägliche Regen dann nichts aus, der eine Stunde oder auch schon mal einen Tag dauern kann. Störend ist allein die anschließende hohe Luftfeuchtigkeit, da der Regen nicht kühlend wirkt, sondern einem Aufguss in der Sauna ähnelt. Einen Ausgang gibt es leider nicht.

Dem Rat der Einheimischen, die Fahrt in die Mangroven um 6.00 Uhr zu beginnen, sind auch andere gefolgt. Bereits um diese Zeit sind viele Boote mit Touristen unterwegs, die in die verschiedenen Kanäle im Nationalpark fahren, um Palmen, Stelzwurzelbäume und Farne sowie Papageien, Affen, Kaimane und Spitzkrokodile aus der Nähe zu sehen - oder um den Pfeilgiftfrosch zu suchen.

Dieses rot-blaue rund fünf Zentimeter große Tier ist nur nach längerer Beobachtung an bestimmten Stellen im Park zu sehen, auch wenn es von seiner Art noch andere Exemplare in anderen Farben gibt. Doch ganz nahe sollte dem niedlich aussehenden Tier niemand kommen. Über seine Haut sondert er ein Sekret ab, das giftig ist.

Vorsicht gilt auch beim Baden. Die starken Strömungen und hohen Wellen sind an bestimmten Stellen für Schwimmer gefährlich und nur etwas für erfahrene Surfer, worauf einige Schilder hinweisen. Wer trotzdem noch ein bisschen Strandleben, Restaurants und Geschäfte an der karibischen Seite genießen möchte, fährt rund 160 Kilometer nach Puerto Viejo.

Die Naturliebhaber sollten den Cahuita-Nationalpark und den Gandoca Manzanillo-Nationalpark besuchen. Leguane, Affen und Waschbären begegnen den Wanderern, das Korallenriff schimmert vom Strand aus, Palmen und Bäume sowie die Meeresbrise sorgen für eine leichte Kühlung und lassen verschwitzte T-Shirts schnell trocknen.

Den Moskitos ist der Körpergeruch gleichgültig. Vor allem in der Karibik sind sie treue Begleiter. Doch angesichts der farbenfrohen Tukane, niedlichen Pippi-Langstrumpf-Äffchen, immer lächelnden Faultieren und Regenwälder mit bunten Schmetterlingen und einzigartigen Blumen ist das Jucken nur manchmal spürbar. Was nicht für die Sonne gilt. Auch wenn sie um 18.00 Uhr senkrecht am Horizont untergeht und es schlagartig dunkel ist. Nur leider nicht kühler. dpa

 

Reise nach Costa Rica

Anreise: Condor fliegt zweimal pro Woche von Frankfurt am Main nach San José. Die tägliche Anreise nach Costa Rica ist zum Beispiel mit Iberia über Madrid und mit US-Fluggesellschaften über Drehkreuze in den USA möglich. Ein Visum ist für Touristen nicht nötig.

Reisezeit: Die Wahl der Urlaubszeit sollte von der Region abhängig gemacht werden. Es gibt zwei Jahreszeiten: die Trockenzeit von Dezember bis April und die Regenzeit von Mai bis November. Reisende sollten berücksichtigen, dass an der Karibikküste durchschnittliche Temperaturen von rund 30 Grad herrschen, es aber fast jeden Tag unterschiedlich lang regnen kann. Zwischen Juni und November gibt es an den Küsten auch Stürme. Im Hochland bewegen sich die Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad. In der Nacht kann es auch kühl werden. Generell kann Costa Rica ganzjährig bereist werden.

Informationen: Botschaft von Costa Rica, Dessauer Straße 28-29, 10963 Berlin, Tel: 030/26 39 89 90, besuchensiecostarica.com