Reisebericht Kuba Daiquiri mit Hemingway

Von Honza Klein

Der 20 Kilometer lange Strand von Varadero gleicht einer Galerie. Jedenfalls wenn man die vielen sich im Meer und am Strand tummelnden Menschen betrachtet. Irgendwann sagte mal jemand, er tätowiere sich, um seine Individualität zu unterstreichen. Heute indes ist es wohl eher individuell, nicht mit Farben und Mustern auf bzw. unter der Haut bestückt zu sein. Übrigens vor allem bei nicht eben schlanken Menschen. Da ist eben auch mehr Hautfläche da, die bemalt werden kann. Doch das nur am Rande bzw. als eine erste offensichtliche Beobachtung am längsten Strand der größten Karibikinsel.

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Schon der chilenische Dichter Pablo Neruda schwärmte vom „unaufhörlichen Schimmern des Phosphors und des Mondes“. Und in der Tat. Das Türkis des Meeres ist bilderbuchreif. Und zu Zeiten Nerudas mag das ganze noch ein wenig schöner gewesen sein. Lange vor dem Massentourismus, wie er nun nach und nach die Küste erobert.

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Mit dabei auch einer der größten deutschen Reiseveranstalter alltours. Immerhin fast 50 Hotels haben die Düsseldorfer unter Vertrag. Strand oder auch Havanna, Rundreisen und sogar eine Kreuzfahrt rings um Kuba mit Ausflug nach Jamaika ist im Angebot. In der Saison 2016 gab es zweistelliges Plus. Die Touristen wollen Kuba vielleicht noch einmal sehen bevor … ja aber wovor eigentlich?

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Selbst die meisten Kubaner scheinen davon keine Vorstellung zu haben. Ein Taxifahrer in Varadero meint: „In einem Jahr ist alles anders“. Ein anderer ist hingegen skeptischer: „Wenn der nächste Castro nicht mehr da ist, kommt eben irgendeiner aus der Familie oder aus seinem Umfeld, und alles bleibt wie es ist“. Diese beiden Pole treffen ungefähr die Stimmungslage auf der Insel. Nichts Genaues weiß man nicht. Eines indes sagen die meisten: „Starbucks und McDonalds wollen wir hier nicht so bald sehen“. Das ist ja vielleicht nicht die schlechteste Aussicht. Darin sind sich die Einheimischen wohl auch mit den Touristen einig.

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Und die kommen in Scharen, was zu steigenden Preisen führt. 3,5 Millionen Besucher waren es aktuell. Die meisten aus Kanada, gefolgt von den deutschen Reiseweltmeistern. Noch dürfen US-Bürger nur unter bestimmten Umständen kommen. Als Gruppe oder auf Studienreise zum Beispiel, wie zwei junge Leute aus Tampa/Florida, die in der Altstadt von Havanna ihren Cuba Libre trinken „Wir sind gespannt wie Trump mit dem Embargo umgeht“, meinen sei. Und der Barmann sagt dazu: „Unsere Regierung ist doch gar nicht so unglücklich über das Embargo. Je mehr Touristen aus den USA kommen, je mehr werden sie auch das Denken der Kubaner verändern. Und davor hat die Regierung Angst.“

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Andrerseits hat man an manchen Orten das Gefühl, als würde man warten. Am Ende der Halbinsel Varadero liegt eine nagelneue Marina. Sie sieht genau so aus wie man es aus Florida kennt. Schmucke Hafenhäuser mit Geschäften, Restaurants und Bars, unzählige Steganlagen. An einigen liegen Katamarane für die Touristenausflüge. Doch weiter hinten sind hunderte Anleger frei. Man kann sich gut vorstellen wie irgendwann dort Yachten aus Florida oder von sonst wo anlegen.

Varadero ist schließlich nur gut 150 Kilometer von den USA entfernt und damit der nächstgelegene Ort zum Nachbarn im Norden. Viele kennen vermutlich die Säule in Key West, die eben dies kennzeichnet. Vom Stützpunk in Guantanamo mal abgesehen. Aber bis dahin ist es von Varadero aus auch viel weiter. Lang streckt sich die Insel Kuba ins karibische Meer.

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Varadero an sich hat nicht all zu viel zu bieten. Der erwähnte Strand reicht indes auch den meisten Urlaubern. Die Stadt ist eher eine Straße. Gut vier Kilometer lang mit ein paar Hotels und Geschäften, Bars, Restaurants etc. gesäumt. Doppeldeckerbussen für 5 Pesos (ca. 5 Euro) fahren die Straße entlang. Hop-on, hop-off, wie überall auf der Welt. Sehr praktisch. Oder man nimmt eines der uralten Taxis.

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Wohl nirgendwo auf der Welt sind die Autos auf der Straße eines der Fotomotive Nummer Eins. Alte Doge, Ford, Pontiacs und Chevrolets dazu die weniger fototrächtigen Mobile aus den einstigen sozialistischen Bruderstaaten. Lada, Wolga, Moskwich und Skoda. Dazu Motorräder von MZ aus der DDR und Java aus der einstigen CSSR. Alles in allem jedoch wenig Verkehr, so dass von der schlechten Straßenqualität mal abgesehen es doch ziemlich entspannt ist auf Kuba einen Mietwagen zu bewegen. Dies indes sind modernere Modelle von Hyundai oder auch Peugeot.

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Allerdings sollte man vorbuchen. So viele Wagen gibt es nicht, dass man spontan einen bekommt. Zwar gibt es in den Hotels Plakate, die Mietwagen anpreisen. Das war es dann aber oft auch schon. Etwa im Turquesa, welches u.a. auch im alltours-Programm ist. Vier Sterne, All-Inklusive, ok. Die Zimmer und vor allem die Bäder etwas renovierungsbedürftig aber auf dem Zimmer ist man eh nicht so oft. Der Pool, das Meer, die karibische Luft, die Bar, ein Ausflug, eine Show – irgendwas ist immer.

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Apropos Show. Gleich um die Ecke vom Turquesa liegt das Delphinarium von Varadero. Schwimmen mit Delphinen in einer Lagune und eine Show werden geboten. Kurios: Die Menschen reisen in die fernsten Ecken der Welt. Oft auch in Länder und an Orte, wo die Menschenrechte oder die Lebensbedingungen für die Einheimischen nicht eben die besten sind. Geht es jedoch um ein Delphinarium wie in Varadero, in dem die Brüder und Schwestern von Flipper in einer natürlich, freilich abgesperrten Lagune gehalten werden, heißt es bei vielen gleich: „Schlimm, schlimm“.  

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Am Abend finden sich Touristen und Einheimische in der Calle 62 ein. Bei Live Musik und dem unvermeidlichen Cuba Libre, einem Mojito oder einfach Cerveza (Bier). Vier Euro kostet der Cuba Libre, zwei Euro eine Pizza. Nicht viel. Der Kubaner indes hat im Durchschnitt pro Monat 25 Euro. Da wird es schwer mit der Partynacht. In den Touristengegenden mag das Einkommen höher sein. So sind denn auch die Mitarbeiter in den Hotels und Bars und auch sonst die Menschen ungeheuer freundlich. „Je mehr Touristen kommen, desto mehr Geld kommt, desto besser geht es uns“, erzählt ein Taxifahrer, der übrigens auch nicht weiß wie es mit seinem Land weitergeht. Nun ja – wie schon gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht.

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Darauf einen Daiquiri. Im Café Floridita in der Altstadt Havannas. Dort wo einst Ernest Hemingway seinen genossen hat. Wer will kann sich von ihm – na oder immerhin von seiner Statue dabei über die Schulter blicken lassen. Und wenn man die Augen schließt bzw. sich einfach nur auf seine Umgebung einstellt, kann man ihn noch spüren, den Glanz Havannas bis an den Anfang der 60iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

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Ohne Fidel Castro, ohne seinen Versuch des Sozialismus wäre die Capitale am Meer vielleicht noch immer eine der schönsten Städte der Welt. Heute indes kann man mit viel Wohlwollen jedoch nur noch von morbidem Charme sprechen. Einst wunderschöne Stadtpaläste verfallen. Manche gar gänzlich eingestürzt. Vieles ist nur noch Fassade. Hier und da sieht man Renovierungsarbeiten. Es gibt nun die Möglichkeit private Bars und Geschäfte zu eröffnen. Da wird dann auch erneuert.

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Ansonsten ist das Geschäftsleben eher überschaubar. Eine Shoppingmetropole ist Havanna nicht. Doch die Menschen machen keinen unglücklichen Eindruck. Irgendwie scheinen sie ihren Frieden mit der Lage gemacht zu haben. Bettler jedenfalls kann man keine sehen, wie etwa in der benachbarten Dominikanischen Republik oder im mexikanischen Cancun. Jeder schlägt sich irgendwie durch und die Touristen bieten dazu ja auch einige Möglichkeiten. Ein etwa zehnjähriger Junge weist Touristen auf eine Gruppe Mädchen hin und fragt anbietend: „Chika? Chicka?“ Andere verdingen sich als Touristenführer oder arbeiten in einem der gut gefüllten Hotels.

Etwa im Inglaterra unweit des Capitols direkt am Parque Central. Auf der Dachterrasse kann man bestens seinen abendlichen Drink genießen und über die Dächer Havannas hinweg den Sonnenuntergang genießen. Dort hinter dem Malecón. Dieser indes ist nur mehr Legende. An jeder anderen vergleichbar gelegenen Uferstraße der Welt würden sich Cafés, Restaurants, Bars und Hotels aufreihen. Die Hauptstraße Havannas ist vor allem von eher ruinösen Stadtpalästen geprägt. Lediglich das grandiose Hotel National sorgt auf einem Hügel für Glanz.

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Einziger Neubau – die amerikanische Botschaft. Kurz dahinter das Hotel Riviera, das an die Tage erinnert, als die Mafia mit Glückspiel und Hotels die Insel eroberte. Bis eben Fidel Castro kam. Beides nicht eben das Optimum. In einem kleinen Park an der Calla Obispo, der Fußgängerzone Havannas, steht eine Staue von Don Qichote. Auf Kuba hätte er wohl gegen viele Windmühlen zu kämpfen.

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Bin dann mal wieder unterwegs