Reisebericht Usbekistan Einmal Seidenstraße und zurück

Manchen Städtenamen sind ja irgendwie magisch: Venedig, Casablanca, San Francisco, Paris, um nur einige zu nennen, bei denen sicherlich mancher denkt, dass man da einmal hinmöchte. Es gibt jedoch auch Städte die - nun mal deutlich gesagt - für einen Besuch überflüssig sind. Zum Beispiel Bogota oder eben auch Usbekistans Hauptstadt Taschkent. Bei Usbekistan denkt man an Seidenstraße, Samarkand und Buchara und Wüste Kysylkum und schöne Bauten.

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Das Eingangstor für den Touristen liegt indes in Taschkent. Ein richtiges Zentrum ist kaum erkennbar. Es gibt viele Parks, mächtige Regierungsbauten und immerhin einen sehenswerten Markt mit freundlichen Menschen, die Fleisch, Käse und natürlich jede Art Gewürzen, und Nüsse, Trockenfrüchte feilbieten.

Doch wie gesagt, viel mehr hat die Hauptstadt nicht zu bieten. So sieht man außer an ein paar historischen Bauten kaum Touristen. Überhaupt ist das Land noch ganz am Anfang des Tourismus. Gerade einmal eine halbe Million kommen im Moment pro Jahr. Davon fast 50.000 aus Deutschland. Ab Frankfurt gib es einen Flug, ansonsten Empfiehlt sich die Route über Istanbul.

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Also raus aus Taschkent, dahin wo Usbekistan noch nach den Tagen der alten Seidenstraße durftet. Der einst bedeutende Handelsweg zog sich von Ost nach West und beförderte neben Waren auch Wissen über Astronomie und Medizin.

Die beiden Propeller der alten IL 114 surren über die Wüste hinweg. Von Taschkent sind es zwei Stunden Flugzeit nach Urgensch. Usbekistan ist eines der größten Mittelasiatischen Länder. Etwa ein Drittel größer als Deutschland. Will man das Land erkunden, kommt man um einen Inlandsflug nicht herum. Unbewohnte Landschaften so weit das Auge reicht ziehen vorbei.

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Vom Flughafen Urgentsch im Osten des Landes geht es ein paar Kilometer weiter an die Grenze Turkmenistans in die alte Oasenstadt Chiwa. Eine fast zweieinhalb kilometerlange, bis zu acht Meter hohe Lehmmauer schützte die Stadt einst. Hier machten die Händler auf der Strecke China-Rom Station. In den teils engen Gassen kann man sich noch das quirlige Treiben von damals vorstellen. Heute freilich kommen nur ein paar Touristen. Dies indes, wie man auch an den anderen sehenswerten Orten Usbekistans feststellt, hat auch Vorteile. Man kann die historischen Bauten ohne große Menschenmassen herum bestaunen und fotografieren.

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Touristisch ist Usbekistan noch ganz am Anfang. Und eigentlich hat es außer Chiwa, Buchara, Samarkand und dem Fergana Tal ganz im Westen auch nicht mehr zu bieten. Eher ein Land für Bildungsreisende. Kaum ein Hotel verfügt über einen Pool, an dem man in der Mittagshitze verweilen könnte, die Herbergen sind nicht schlecht, so etwa im drei- bis vier Sternebereich nach deutschem Standard.

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Mit dem Auto geht es zurück Richtung Taschkent. 1100 Kilometer ist die Capitale entfernt. Erste Station Buchara. Gut acht Stunden dauert die Fahrt für die etwa 500 Kilometer. Eine holprige Straße führt quer durch die Wüste Kysylkum. Steppenland wohin man schaut. Man kann sich gut vorstellen wie beschwerlich dereinst der Weg für die Kamelkarawanen war. Heutzutage bringen LKW mit türkischen, iranischen, natürlich usbekischen und selbst deutschen Kennzeichen die Waren hin und her.

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Immerhin hat eine deutsche Firma für ein paar Kilometer Autobahn auf der Strecke gesorgt. Ansonsten ist es mitunter doch eine sehr durchschüttelnde Fahrt. Immer wieder sieht man am Straßenrand oder auf dem Mittelstreifen auch mal Flaschen mit Benzin oder Diesel stehen. Dann geht man zum nächsten Haus und tankt. Trotz Ölvorkommen ist es nicht ganz so leicht Treibstoff in den Tank zu bekommen. Lange Schlangen an so mancher Zapfsäule zeugen davon.

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Die meisten Autos indes sind auf Gasbetrieb eingestellt. Auf dem Dach oder dem Unterboden, im Kofferraum verbergen sich die Flaschen. Und auch der sonstige Zustand so mancher Automobile wäre sicherlich ein Fest für den TÜV. Aber irgendwie funktioniert es. Neuere Autos tragen zumeist das Signet Chevrolet oder bei den LKW MAN. Beide Firmen produzieren im Land.

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In Buchara angekommen geht es in eines der vielen neuen kleinen Hotels. Fast alles liegen nur einen Steinwurf vom Lab-i-Hauz dem Hauptplatz der Perle des Ilsma, wie die Stadt auch genannt wird, entfernt. Rings um ein etwa 20 x 20 Meter großes Wasserbecken, das früher regelmäßig durch den Fluss Zerafshan gefüllt wurde und zur Versorgung der Einwohner diente, reihen sich heute Restaurants, Hotels und Andenken-Geschäfte und -Stände.

Platzbestimmend ist die Mir-Arab-Medresse aus dem 16. Jahrhundert. Diese islamischen Lehreinrichtungen (vielleicht vergleichbar mit den Klöstern des europäischen Mittelalters) gibt es reichlich im Land. Eines der touristischen drei M: Medresse, Moscheen, Mausoleen. Heutzutage dient der Hof der Mir-Arab-Medresse als Restaurant und Bühne für traditionelle Musik und Tanz und eben auch als Souvenirzentrum, mitunter auch als Bühne für eine Modenschau mit modern-traditioneller Mode.

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Der Park vor dem gigantischen Bau dient Einheimischen und Besuchern zur Erholung und vor allem das Denkmal des islamischen Pendants zu Till Eulenspiegel, Hodscha Nasreddin, ist ein bei allen beliebtes Fotomotiv. Auf dem gut gefüllten Tischen in den Restaurants ringsum sieht man vor allem eines: Fleisch. Schachlik, Schurpa (gekochtes Fleisch), Samsa (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen), Lagman (Suppe mit Fleisch) und natürlich das sogar den als Unesco-Erbe gewürdigten Plov (Reis mit Fleisch und Karotten).

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Usbekistan ist definitiv kein Land für Vegetarier. Weintrinker haben es ebenfalls nicht so leicht. Es gibt zwar einigen Weinanbau (vor allem in der Region um Samarkand) doch die Qualität ist eher... - nun ja. Den meisten Einheimischen ist das aber egal. Es wird sehr wenig Alkohol getrunken. Wasser und Cola steht auf dem Tisch, natürlich Tee und immer viel Brot.

Weiter nach Samarkand, einer Stadt, deren Name sicherlich zu der am Anfang erwähnten Kategorie Städte gehört, bei der man schon beim Hören des Namens ins Träumen kommt. Wieder über holprige Straßen. Die Stoßdämpfer haben einiges zu tun. Aber besser als laufen.

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Aber! Es gibt merkwürdige Begegnungen. Schon in Buchara fiel ein 1984er VW-Käfer mit kleinen Kulba-Wohnanhänger auf. Noch ungewöhnlicher die Geschichte von Victor Neubauer und Kai Markus Xiong. Beide starteten am 12. März in Hamburg. Über Polen, Weißrussland, Russland und Kasachstan waren sie nun fast auf halber Strecke angekommen. Am 4. November ist die Ankunft in Shanghai geplant. Allerdings - nur Victor fährt. Kai Markus läuft die gesamte Strecke. "Täglich 60 bis 80 Kilometer", erzählte er, als wir ihn an der Straße nach Samarkand treffen.

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Bis jetzt hat er zehn Paar Schuhe verbraucht und ungezählte Liter Wasser bei zurzeit um die 35 bis 40 Grad Celsius. "Run to breakdown Prejudice", ist das Motto des Laufs über 12.000 Kilometer. Vorurteile abbauen. Und dabei geht es wie in einer der ersten Werbungen für den Käfer: "Er läuft und läuft und läuft ... (www.runmysilkroad.com, www.soletsgo360.com)

Wir fahren weiter, während die beiden Abenteurer wohl erst zwei drei Tage nach uns in Samarkand ankommen.

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Jeder hat sicherlich schon einmal Fotos der blauen Kuppeln gesehen. Wie schon erwähnt, sind auch in Samarkand die drei M präsent. Nur eben noch ein wenig prachtvoller und größer. Mansch ein Bau dient auch heute noch seiner ursprünglichen Bestimmung. Doch ist Usbekistan ein doch sehr gemäßigtes islamisches Land. Die jungen Menschen schauen wohl eher Richtung Westen als nach Mekka.

Traditionelles findet man vor allem noch im Handwerk. Sei es bei den Schreinern, die kunstvolle Ornamente in Türen schnitzen, Metallziseleuren oder auch bei den Papiermachern am Stadtrand von Samarkand, wo aus Maulbeerbaumrinde Papier gefertigt wird.

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Der Maulbeerbaum verhalf der Straße zum Namen. Ist er doch die gute Stube für die Seidenraupe aus der der einst sagenhafte Stoff gewebt wurde und wird. So auch für die Teppiche und Tücher die in Handarbeit in einer Manufaktur in Samarkand geknüpft werden. Bis zu vier Frauen arbeiten sechs bis neun Monate an einem mittelgroßen Teppich. Sechs Millionen Kokons sind dabei allein für einen Quadratmeter nötig. Kein Wunder, dass so ein Teppich dann leicht Fünf-, Sechs- oder noch mehr Tausend Euro kostet. Je nach Größe und Anzahl der Knoten. Aber ein Tuch als Mitbringsel tut es ja auch.

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Zurück geht es nach Taschkent. Noch einmal durch die Markthalle schlendern, den Duft von Gewürzen genießen und ein wenig von früheren Zeiten träumen. Wer mag reist weiter in eines der Länder nebenan. In die Steppe Kasachstans oder weiter an der Seidenstraße nach Bischkek in Kirgistan oder auch in die Berge Tadschikistans.

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Vieles hat sich in Usbekistan seit der Unabhängigkeit 1991 entwickelt. Doch ist auch viel geblieben. Von der Herrschaft Alexanders des Großen im 4. Jahrhundert vor Christi, von der arabischen geprägten Zeit im 7. Jahrhundert, den Mongolen, die im 13. Jahrhundert ihre Spuren hinterließen, dem Timuridenreich des 14. Und 15. Jahrhundert, welches die usbekische Tradition begründete bis zur Sowietzeit des vergangen Jahrhunderts. Vielleicht macht das den Reiz aus. Ein interessantes aber eben kein Urlaubsland.

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Bin dann mal wieder unterwegs