Rotwein aus Deutschland

Der Klimawandel macht es möglich: In Deutschland gedeiht immer mehr und immer besserer Rotwein. Doch der hat es schwer bei den heimischen Verbrauchern. Obwohl 49 Prozent des hierzulande getrunkenen Rebsafts eine rote Farbe haben, stammen nur etwa 28 Prozent davon aus heimischen Anbau.

«Es gibt bisweilen noch Vorbehalte gegen deutschen Rotwein, viele bleiben lieber zum Beispiel beim spanischen Rotwein», sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) im Rahmen der internationalen Fachmesse ProWein (bis 25. März) in Düsseldorf.

Die Bedenken stammen nach Büschers Einschätzung aus den 1980er Jahren, als im Barrique-Fass ausgebaute Weine aus Deutschland noch keine Rolle spielten, sondern nur etwas für eine kleine Gruppe Kenner waren. «Damals war der Rotwein auch noch etwas heller in der Farbe», erläuterte Büscher. Seit sich die Temperaturen nach oben entwickeln, sei das anders. Die Qualität habe zugenommen, und das sei mittlerweile auch schmeckbar.

Im Rheingau zum Beispiel habe sich in den vergangenen 20 bis 25 Jahren die Durchschnittstemperatur zwischen April und Oktober um ein Grad erhöht - also genau während der Vegetationsphase der Reben, erklärte der DWI-Experte. Davon profitieren rote Sorten: Sie brauchen mehr Wärme als Weißwein. Tendenziell ist ihr Alkoholgehalt auch höher.

Doch nicht nur die Klimaveränderung wirkt sich positiv auf die Anbaubedingungen für die Roten aus. «Auch das Know-how der jungen Winzer ist besser, sie setzen auf gute Qualität», sagte Büscher. Die Weinbauer legten mittlerweile Wert auf gesundes Lesegut und reduzierte Erträge, und vor allem große Erzeuger hätten in moderne Kellertechnologie investiert. Auch das mache sich letztlich im Geschmack bemerkbar.

Bei verdeckten Verkostungen könne hiesiger Rotwein international inzwischen gut mithalten. Von südländischen Rotweinen unterscheidet er sich laut Büscher aber nicht nur in den Rebsorten, sondern auch in der Stilistik: Deutscher Rotwein ist oft fruchtbetonter als ausländischer. Schließlich ist das aber einfach eine Geschmacksfrage: Dem einen Weintrinker kommt diese Fruchtigkeit zupass, der andere mag lieber kräftigere, sehr gerbstoffbetonte Rotweine, die eher zum Beispiel in Frankreich, Italien oder Spanien zu finden sind. dpa

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