Sektgut St. Laurentius mit Wasserlese

Von Birgit Reichert

Der Weinberg liegt idyllisch an einer steilen Felswand. Keine Straße, kein Weg und auch kein Pfad führt zu den rund 500 Rebenstöcken - nur die Mosel grenzt an den Traubenhang. Wer zur Lage «Piesporter Erzlay» will, hat also nur eine Möglichkeit: Er muss mit dem Boot übersetzen.

Alle Werkzeuge müssen hin und her geschifft werden. Und auch die geernteten Trauben werden in Hotten (große Behälter) aufs Boot geladen, bevor sie auf der anderen Flussseite gekeltert werden. «Alles muss von Hand und per Boot gemacht werden», sagt Nadine Herres-Singer vom Sektgut St. Laurentius in Leiwen, das den Weinberg betreibt.

Da das viel Arbeit ist, hat das Sektgut Rebstock-Paten mit ins Boot geholt. Insgesamt rund 150 Paten zählt der Weinberg an der sogenannten Moselloreley. Und sie kommen nicht nur aus der Region. «Wir haben Paten aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Belgien und sogar Island», sagt die 33-Jährige. Einmal im Jahr kommen sie im Herbst an ihren Rebstock, um Trauben zu lesen. Mit Scheren und Eimer setzen sie bei Piesport (Kreis Bernkastel-Wittlich) über und klettern die Rebzeilen hoch.

Wie etwa die Bilanzbuchhalterin Anke Cambeis aus Kaiserslautern, die vor sieben Jahren eine Patenschaft erworben hat: «Man muss aufpassen, wo man hintritt», sagt die 43-Jährige, als sie den Weinberg erklimmt. «Wenn man hier dabei ist, merkt man, wie schwer diese Arbeit ist.» Oder Flugkapitän Robert Löffler aus Frankfurt, der das erste Mal dabei ist: «Es ist schon etwas Besonderes, wenn man hier die Trauben pflückt und weiß, im nächsten Jahr trinkt man den Wein oder Sekt, den man im Jahr davor geerntet hat.»

Es ist der einzige Weinberg in Deutschland auf dem Festland, der nur per Boot erreichbar ist, sagt Sektgut-Inhaber Klaus Herres. Nur bei Bacharach wächst noch auf einer Insel im Rhein Wein. Herres habe den steilen Moselweinberg 2007 gekauft, weil der Vorbesitzer - der Piesporter Männergesangsverein - ihn aufgeben wollte. «Wir wollten einen Beitrag leisten, die einzigartige Naturlandschaft hier zu erhalten», sagt Herres.

Die «Piesporter Erzlay» sei ein sehr alter Wingert (Weingarten), der früher einmal über einen Weg zu erreichen war. Doch mit der Kanalisierung der Mosel wurde der Fluss Anfang der 1950er meterhoch aufgestaut, so dass der Weg verschwunden war, erzählt Herres. Von den Riesling-Reben am Steilhang fließen jedes Jahr rund 300 bis 400 Liter Wein in die Fässer.

Das sind nur wenige Prozent der Gesamtmenge, die Familie Herres im Jahr abfüllt. Rund 80 000 Flaschen Sekt produziert das Gut St. Laurentius jährlich. Hinzu kommen 240 000 Flaschen Sekt, die die Winzerfamilie für andere Weingüter herstellt.

Seit 1999 hat das Sektgut zwei prominente Kunden: das schwedische Königshaus und das Schloss Bellevue in Berlin. «Unser Sekt wird auf allen Staatsempfängen ausgeschenkt», sagte Herres-Singer. Und von der Moselloreley bekomme der Bundespräsident jedes Jahr vier Flaschen geschenkt.

Einen Kunden würde Herres-Singer aber gerne noch unbedingt gewinnen: «Den Deutschen Bundestag. Denn der Bundestag schenkt zur Zeit noch einen elsässischen Crémant aus. Und das geht gar nicht. Wir sind hier in Deutschland», sagt die Jung-Winzerin. dpa

Niko meint: Ich habe den Bundestag-Cremant kürzlich probiert, ein eher austauschbares Produkt im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. Jetzt wäre es an der Zeit, dass der Deutsche Bundestag Flagge zeigt und deutsche Sekte unter seinem Logo präsentiert.

Sektgut St. Laurentius, Laurentiusstr. 4, 54340 Leiwen

www.st-laurentius-sekt.de