Skandal um Chefs Next Generation

Die Veranstaltung Chefs Next Generation (CNG) hat sich als eine ungeheuerliche Pleite und Seifenoper mit kriminellen Zügen herausgestellt und musste nach dem ersten Tag abgesagt werden. Die aus ganz Europa eingeflogenen Köche waren quasi heimatlos - ihre Hotels waren nicht bezahlt, es gab keine Rückfahrt-Tickets.

Ebenfalls unter den betroffenen Köchen ist Markus Semmler (Foto oben mit Silvio Nickol), der rund 30 der Teilnehmer gestern Abend zum Essen in sein Restaurant einlud - eine wunderbare Geste der Freundschaft.

Im folgenden dokumentieren die Gourmetwelten die Presseerklärungen vom Umspannwerk und von Matthias Gleiß aus dem Volt, ebenfalls einer der beteiligten Köche. Die Stellungnahme von Highendfood liegt jetzt ebenfalls vor (s.u.).

Stellungnahme der Geschäftsführung der Umspannwerk Kreuzberg GmbH:

"Als Geschäftsführer der Umspannwerk Kreuzberg GmbH möchte ich mich an dieser Stelle zu den Vorfällen im Rahmen der „Chefs Next Generation 2014“ äußern, um es Ihnen zu ermöglichen, unsere Position kennen zu lernen und ein klares Lagebild zu schaffen.

Vom 4. bis zum 6. Mai sollte in unserem Hause das von den Betreibern der Website „HighendFOOD.org“ ausgerichtete Nachwuchsevent „Chefs Next Generation 2014“ stattfinden. Veranstalter bzw. unser Vertragspartner war die „highendFOOD Ltd.“ mit Sitz in London.

Als Vertreter dieser Firma trat uns gegenüber ein Herr Max V. auf, mit dem alle Absprachen getätigt wurden. Vertragsgemäß und branchenüblich war die highendFOOD Ltd. verpflichtet, 80% der Vertragssumme bis zum Veranstaltungstag an uns zu zahlen. Die postalische versendete 1. Anzahlungsrechnung erhielten wir mit dem Vermerk „return to sender“ zurück, der Erhalt der Rechnung per email wurde uns bestätigt.

Bis zum heutigen Tage konnten wir auf unserem Konto allerdings keinerlei Zahlungseingang feststellen, obwohl uns durch Herrn V. mehrfach bestätigt wurde, dass die Zahlungen angewiesen seien und es sich wohl um eine auslands- und feiertagsbedingte Verzögerung handeln müsste. Entsprechende Zahlungsbelege konnten trotz mehrfacher Nachfrage und Zusage der Übermittlung jedoch nicht beigebracht werden.

Ich habe daraufhin am 03. Mai 2014 in einem persönlichen Gespräch Herrn V. aufgefordert, eine Schuldbeitrittserklärung zu unterzeichnen, dieser lehnte zunächst ab, stimmte aber am nächsten (Sonntag)Morgen im Beisein eines kurzfristig durch ihn mandatierten Anwaltes zu. Bei der Überprüfung der Personalien musste ich mit Erstaunen feststellen, dass Herr V. in Wirklichkeit „Bernd H.“ heißt und es sich bei dem Namen V. lediglich um einen eingetragenen Künstlernamen handelt.

Bis heute ist unklar, wer Geschäftsführer der highendFOOD Ltd. ist, nach Auskunft eines sich ebenfalls für zuständig erklärenden Mitarbeiters sei dieser Geschäftsführer, ein britischer Staatsbürger, ohnehin ausschließlich „kommissarisch“ für die Gesellschaft tätig.

Ich habe am Sonntagvormittag die Veranstaltung auf eigenes Risiko, aus Kulanz und mit Rücksicht auf die bereits wartenden Gäste und Köche trotz erheblicher persönlicher Zweifel freigegeben, nachdem mir Herr H. für den nächsten Morgen Zahlungszugeständnisse gemacht hat. Ich habe ihm gegenüber auch klar geäußert, dass ich im Falle der Nichteinhaltung dieser Zugeständnisse jede weitere Leistung verweigern werde. Die Verhandlungen und „Formalitäten“ führten – wie viele von Ihnen sicherlich mitbekommen haben - bereits am Sonntag zu einer Verzögerung beim Veranstaltungsbeginn.

Der Vertrag mit der highendFOOD Ltd. sah am Sonntag das Veranstaltungsende um 20.00 Uhr und das Mietzeitende um 22.00 Uhr vor. Am Nachmittag wand sich Herr H. an mich, um die Veranstaltung auf „open end“ zu verlängern, was für mich nicht in Frage kam. Wie sich hinterher heraus stellte, war diese „Verlängerung“ jedoch bereits im Vorfeld an die Kunden verkauft worden!

Am Montagmorgen um 08.00 Uhr entsandte unsere Konzernmuttergesellschaft einen Aufklärungstrupp an die gem. gültigem Bundespersonalausweis von Herrn H. angegebene Adresse. Die beiden Mitarbeiter mussten feststellen, dass unter dem Namen H. / V. weder Briefkasten noch Klingel auffindbar waren.

Eine Bewohnerin des Hauses erklärte den Mitarbeitern gegenüber, dass Herr H. bereits vor ca. einem Jahr unbekannt verzogen sei, jedoch des Öfteren „Leute“ nach ihm fragen würden. Wohnsitz / Meldeadresse von Herrn H. sind derzeit noch unklar, nach letzten mir vorliegenden Informationen wurde der Wohnsitz in die Niederlande verlegt.

Zeitgleich mit der Entsendung der Mitarbeiter wurde eine Bonitätsprüfung angestoßen, welche mit „harten Negativmerkmalen“ für Herrn Bernd H. endete. Unter dem Namen „Max V.“ fanden wir hingegen keine Einträge.

Ich habe daraufhin am Montagvormittag weitere Leistungen verweigert bzw. ausschließlich gegen Barleistung, Bankbürgschaft oder attestierte Überweisung angeboten. Da Herr H. hierzu jedoch nicht in der Lage war, sah ich mich leider gezwungen, die Veranstaltung abzusagen. Unglücklicherweise war die Zeit an diesem Tage bereits auf nach 11 Uhr fortgeschritten, so dass viele Besucher, Sponsoren und Köche leider vergeblich lange Wartezeiten hinnehmen mussten.

Ich habe heute bei der Staatsanwaltschaft Berlin gegen Herrn H. Strafanzeige wegen Eingehungsbetruges gestellt.

Ich bedauere die Umstände und die Unannehmlichkeiten, die Ihnen allen möglicherweise entstanden sind zutiefst, darf aber doch mit Rücksicht auf die besonderen Umstände auf ihr Verständnis für mein Handeln hoffen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen allen auf diese Weise einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der letzten Tage gewähren und hoffe ebenso, dass Sie sich hierdurch einigermaßen in unsere Position hineinversetzen können."

Ilja Wolf-Bauwens

Geschäftsführender Gesellschafter Umspannwerk Kreuzberg GmbH

Stellungnahme Restaurant VOLT:

"Vom 4. bis zum 6. Mai sollte in Berlin das vom Betreiber der Website www.highendFOOD.org ausgerichtete Nachwuchsevent „Chefs Next Generation 2014“ stattfinden. Veranstaltungsort war das Umspannwerk Kreuzberg. Die Veranstaltung wurde am 4. Mai eröffnet, musste jedoch vorzeitig durch den Vermieter der Location (Umspannwerk Kreuzberg GmbH) beendet werden. Ich als Küchenchef des Restaurants VOLT im Umspannwerk Kreuzberg möchte mich gerne kurz zu den Vorfällen äußern. Im Zusammenhang mit dem plötzlichen Ende der „Chefs Next Generation 2014“ kursieren derzeit viele Gerüchte. Die meisten davon sind unzutreffend, weshalb es mir wichtig ist, den Vorfall aus Sicht der Beteiligten auf Vermieterseite im Umspannwerk Kreuzberg zu schildern.

Bereits vor mehreren Monaten einigte man sich mit dem Veranstalter highendFOOD auf die genauen Konditionen der Zusammenarbeit und legte diese vertraglich fest. Bernd H. von highendFOOD, der sich selbst auch als Max V. vorstellt und im Geschäftsverkehr unter diesem Namen agiert, wollte die Location und diverse Unterstützungsleistungen in Anspruch nehmen, gastronomische Leistungen durch das Team des Restaurants VOLT waren nicht vorgesehen. Bereits der Veranstaltungsbeginn am 4. Mai verspätete sich wegen eines Konfliktes mit dem Veranstalter, der zuvor seinen Verbindlichkeiten gegenüber dem Vermieter in keiner Weise nachgekommen war. Während des ersten Veranstaltungstages unternahm das Team vom Umspannwerk Kreuzberg mehrere Versuche, einen tragfähigen Kompromiss zu finden, um die Veranstaltung nicht zu gefährden. Das Vertrauen gegenüber highendFOOD war aber schlussendlich so erschüttert, dass der Vermieter vor Beginn der Abendveranstaltung die Notbremse zog und die „Chefs Next Generation 2014“ vorzeitig beenden musste.

Wir möchten uns auf diesem Wege und in aller Form von der highendFOOD Ltd., London, insbesondere aber auch von Herrn H. alias V. distanzieren. Ein vertretungsberechtigter Geschäftsführer der Firma highendFOOD Ltd. wurde uns bis heute weder benannt, noch stand er für Verhandlungen zur Verfügung. Gegen Herrn H. haben wir uns gezwungen gesehen, Strafanzeige zu stellen.

Im Umspannwerk Kreuzberg bedauert man die Umstände, die die Beendung der Veranstaltung nötig machten, sehr und denkt hierbei vor allem an den Köchenachwuchs, der viel Arbeit in die Vorbereitung der Veranstaltung gesteckt hat. Viele der teilnehmenden Köche und auch die Sponsoren der Veranstaltung sind nur für dieses Event nach Berlin gereist. Auch wir waren ursprünglich begeistert von dem Konzept der Veranstaltung und hofften auch deshalb bis zuletzt auf eine Einigung mit dem Veranstalter – leider ohne Erfolg"

Matthias Gleiß

Umspannwerk Kreuzberg GmbH Restaurant VOLT

Stellungnahme HighEndFood:

"Der Startschuss für die CHEFS NextGeneration fiel am Sonntag. Nach dem überwältigenden Erfolg der letztjährigen Premiere präsentieren sich die jungen Spitzenköche in der Bundeshauptstadt. Der erste Tag gehörte unter anderem den Patissiers, die diesmal die kulinarische Elite der Köche ergänzen. 7 junge Dessertkünstler aus ganz Europa präsentierten dem Publikum ihre Kreationen und damit auch die Trends der Zukunft. Umrahmt wurde die Live-Show durch Talkrunden mit renommierten Referenten aus. Rund 200 Besucher kamen bereits am Sonntag, um die nächsten zweieinhalb Tage die Zukunft der Spitzenküche mitzuerleben. Leider konnte die Kitchenparty am Sonntag nur in verkürzter Form stattfinden und endete bereits um 20h.

Nach dem tollen Start musste der zweite Veranstaltungstag leider abgesagt werden. Wegen Differenzen mit dem Vermieter des Veranstaltungsortes war es leider nicht möglich, diesen Event wie geplant durchzuführen. Das entscheidende Problem aus unserer Sicht war, dass abgesprochene Abläufe und Zeiten nicht eingehalten wurden. Dazu wurden täglich neue finanzielle Forderungen gestellt, die in einer Gebühr in Höhe von 3.500 € für eine (vorher kostenfreie vereinbarte) einmalige Küchennutzung gipfelten. Durch die sich permanent in der letzten Minute ändernden Bedingungen und die damit verbundene Ankündigung, die Location nicht zu öffnen, war die Veranstaltung letztendlich nicht sinnvoll durchzuführen. In aller Deutlichkeit möchten wir der Aussage entgegentreten, es hätte an mangelnder Zahlungsbereitschaft gelegen, denn die Mitarbeiter vor Ort haben trotz des Wochenendes dem Veranstalter mehrere Tausend € in bar übergeben, wurden jedoch mit immer neuen Forderungen konfrontiert, die teils unerfüllbar waren.

War schon am ersten Tag die Zuhilfenahme eines Anwaltes notwendig, um die die Türen mit 2h Verspätung zu öffnen, beendete der Vermieter die abendliche Kitchenparty bereits nach einer Stunde, obwohl ein Abend bis 24h vereinbart war. Dass sich der Spitzenkoch im eigenen Hause, dadurch nicht wie vereinbart präsentieren konnte, wurde billigend in Kauf genommen. Am 2. Tag verweigerte der Vermieter die Öffnung unter Zeugen komplett, erteilte Hausverbot und verließ kommentarlos den Veranstaltungsort. Nur durch Zuhilfenahme die Polizei gelang es uns, zumindest an die eingelagerten Waren und Produkte zu gelangen. Unsere Anwälte sind bereits dahingehend beauftragt, Schadenersatz geltend zu machen, der auch den anderen Geschädigten zukommen wird. Wir müssen uns natürlich vorwerfen lassen, im Vorhinein nicht geprüft zu haben, wer letztendlich wirklich Vermieter der Location ist, denn das hätte sicherlich viele Probleme verhindert. Die Absage haben wir uns sicher nicht leicht gemacht, denn es hat uns neben dem zweifelsohne vorhandenen Reputationschaden auch eine Menge Geld und Zeit gekostet, welche wir in diesen Event gesteckt haben. Wir haben Verständnis dafür, dass die Absage viele Leute verärgert hat und sie emotional reagieren. Wofür wir jedoch wenig Verständnis haben sind Beschimpfungen und Unwahrheiten, die in den letzten 24h in direkter und öffentlicher Form getätigt wurden. Da unser Chefredakteur Max Vanderveer teils massiven persönlichen Anfeindungen ausgesetzt ist, wird er seine Aufgaben in der nächsten Zeit ruhen lassen, da unter diesen Umständen ein Alltagsgeschäft nicht möglich ist.

Wir möchten hiermit alle Gäste nochmals für den entstandenen Aufwand um Verzeihung bitten und sind bemüht, die Dinge schnellstmöglich zu einem positiven Ergebnis zu bringen. Selbstverständlich werden alle nicht benutzen Tickets kurzfristig erstattet, dazu haben alle Käufer bereits eine Nachricht."

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