Ski-Weltcup in Garmisch 64. Kandahar-Rennen

Von Gunther Matejka

Nach den Skirennen ist vor dem Rahmenprogramm: Hüttenzauber, Startnummern-Verlosung und Preisverleihung sollen die Gäste beim 64. Kandahar-Rennen in Garmisch-Partenkirchen nach dem Sport bei Laune halten. Von einer «Ballermannisierung» will Peter Fischer, Vorsitzender des Ski-Clubs Garmisch, aber nicht sprechen. Der Sport muss heute Spektakel sein - auch abseits der Pisten, Spielfelder und Arenen.

Ski-Weltcup in Garmisch | 64. Kandahar-Rennen

Für Ralph Eder, Sprecher des Deutschen Skiverbands(DSV) ist das eine nur logische Entwicklung: Der Sport, und damit auch der Skisport, sei Teil der Unterhaltungsbranche. Natürlich müsse die sportliche Leistung im Vordergrund stehen. «Aber Musik, Geselligkeit und Feiern gehören eben auch dazu», sagt er. Die Zuschauer erwarteten bei jedem Großereignis mittlerweile eine akustische und visuelle Vollbedienung - mit Video-Walls und leistungsstarken Lautsprechersystemen. «Wer heute sagt: 'Wir haben bei unserer Veranstaltung kein Rahmenprogramm, kein Entertainment', der lockt keinen Menschen hinter dem Ofen hervor», sagt Eder. Die Event-Kultur ist ein Muss.

Auch in Garmisch. Deshalb wird bei den beiden Herren-Abfahrten am 27. und 28. Januar und beim Riesentorlauf am 29. Januar zwischen jedem Läufer das alpine Areal der Kandahar-Strecke in bewährte Stimmungsmusik getaucht. Nur keine Langeweile aufkommen lassen. In diesem Jahr haben die Garmischer Renn-Veranstalter erstmals einen Animateur verpflichtet - eine Stimmungskanone, die dem Publikum bei frostigen Temperaturen einheizen soll.

«Das habe ich mir in Vail abgeschaut. Obwohl dort nicht so viele Zuschauer waren, hat der Animateur für richtig gute Stimmung gesorgt», sagt Peter Fischer, seit 20 Jahren Vorsitzender des Ski-Clubs Garmisch und Geschäftsführer des Organisationskomitees (OK) des Ski-Weltcups Garmisch-Partenkirchen. Man habe diskutiert, ob das der richtige Weg sei. Die Damen-Rennen vom vergangenen Wochenende hätten bewiesen: Es ist richtig. «Da waren auch nicht sehr viele Besucher da, aber die Stimmung war trotzdem toll. Auch dank des Einheizers», bilanziert Fischer.

Mit der guten Stimmung ist es natürlich so eine Sache. Während die einen mit Vergnügen Hits von DJ Ötzi mitgrölen, mögen es andere lieber etwas moderater. «Man muss ein Zwischen-Ding finden», sagt Fischer. Gute Stimmung - gerne! Ballermann-Atmosphäre - keinesfalls! Mit Kitzbühel und Schladming, den zwei österreichischen Vorzeige-Weltcup-Orten mit reichlich Party-Meilen, wolle man sich in Garmisch-Partenkirchen nicht messen. Obwohl auch in Garmisch jedes Jahr allein 450 ehrenamtliche Helfer anpacken. «Kitzbühel hat für seine Rennen etwa das fünffache Budget von uns - und sie haben ein Vielfaches an Zuschauern», sagt Fischer.

Laut Ralph Eder muss man für die Durchführung eines Ski-Weltcup-Wochenendes rund eine Million Euro locker machen. Viel Geld - das dennoch gut angelegt sei, wie Fischer meint. Schon allein durch die Fernsehübertragung der Ski-Rennen. «Da kommen wir in diesem Jahr auf sieben, acht Stunden Fernsehzeit. Das sind Werbefilme für den Markt Garmisch-Partenkirchen mit einem Medienwert in Millionenhöhe.»

Als neuen Medienpartner konnte das Team um den 63-Jährigen in diesem Jahr den öffentlich-rechtlichen Radiosender Bayern 1 gewinnen. Moderatoren und DJs des Senders sind nunmehr immer dabei, wenn abends um etwa 18 Uhr Höhepunkte des Rahmenprogramms anstehen: die Startnummern-Verlosungen und Preisverleihungen - als knallige Shows am Balkon der Garmischer Spielbank in Szene gesetzt. Die Radio-Profis sorgen auch in der neuen Party-Hütte am Zielhang der Kandahar-Strecke für Wiesn-Flair. «In diese Hütte kann jeder gehen, das ist kein VIP-Zelt oder so etwas. Hier kann man sich aufwärmen und feiern, das kam letztes Wochenende schon mal sehr gut an», freut sich Fischer über die Premiere.

Für die neue Hütte ist Peter Messerschmitt zuständig. Der Garmischer Gastronom betreibt seit vielen Jahren das ortsansässige «Peaches» und stellt seit der Ski-WM in Garmisch 2011 zum Weltcup-Wochenende am Garmischer Marienplatz eine 500 Menschen fassende Feier-Hütte auf. Noch bis zum 4. Februar sorgen hier Live-Bands und hochprozentige Getränke für Après-Ski-Stimmung, die vielleicht doch ein wenig mit Kitzbühel mithalten kann. dpa