Slow Wine 2017 im Münchner Eataly Slow Wine präsentierte 47 Weingüter

Den 1.115 Seiten umfassenden Slow Wine Führer gibt es lediglich in italienischer Sprache und eine reduzierte Ausgabe (364 Kellereien) in englischer Sprache. Im Unterschied zum Gambero Rosso werden im Slow Wine-Guide keine Bewertungen vergeben, sondern die Weine beschrieben und mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnet.

Slow Wine 2017 im Münchner Eataly

 

So steht die Schnecke für Weingüter die keine chemischen Unkrautbekämpfungsmittel im Weinberg verwenden und die Weine müssen ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Zudem sollten die Weingüter der Slow Wine-Philosophie folgen. Eine Flasche symbolisiert eine durchgängige gute Qualität für die von Slow Wine getesteten Weine des Weinguts. Ein € Zeichen weist darauf hin, dass der Wein zu einem optimalen Preis-Leistungsverhältnis verkauft wird.

Daneben werden die Weine noch zusätzlich gekennzeichnet mit: vino slow - wird nur an Weingüter vergeben, die völlig auf chemische Herbizide verzichten und einen nachhaltigen Pflanzenschutz garantieren, grande vino - für herausragende exzellente Weine, vino quotidiano - für gute Weine die man im Weinhandel unter 10 € kaufen kann.

Zu jedem Weingut gibt es eine übersichtliche Info zu Anbau- und Ausbaumethoden wie:
Welcher Dünger, Behandlung der Rebe, Behandlung des Bodens, Verwendete Hefen, Eigene Trauben und Zertifizierung.

Slow Wine 2017 im Münchner Eataly

Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch 32 Weinbaubetriebe aus Slowenien vorgestellt die sich nahe den Anbaugebieten im Friaul befinden. Weine von zwei slowenischen Weingütern konnte man auch in München verkosten und dabei begeisterte vor allem das Weingut Marjan Simcic unter anderem mit einem beeindruckenden Pinot Noir.

Eine wahre Trinkfreude bereitete der "Collio 2015" vom Weingut Edi Keber in Cormons, der sein klassisches Friaul-Cuvée in Zement ausbaut und nicht in Barrique, was viele Winzer für diesen Wein bevorzugen. Ein sehr ausgewogener Weißwein, der Lust auf einen zweiten Schluck macht.
Hervorzuheben sind auch die zwei Jahrgänge des "Verdicchio di Matelica" 2015 und 2013 vom Weingut Bisci in den Marken, die mit ihrer Frische und lebendigen Säure beeindruckten.

Der Hauptanteil, nämlich 16 Winzer, kamen aus dem Piemont und die lockten viele Münchner Weinfreaks zum Verkosten von Barolo und Barbaresco an, auch wenn die meisten der gefragten Roten, aus Piemont (vorwiegend Jahrgang 2013) noch in den Kinderschuhen steckten. Richtig Spaß machte ein klassischer Langhe Nebbiolo 2015 vom kleinen Weingut Ca´del Baio und nach diesem ersten Eindruck war man natürlich neugierig auf den großen Wein des Weinguts, den Barbaresco Asili 2011! Im Führer wurde er als großer Wein ausgezeichnet und das bei einem absolut stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Neben einigen bereits altbekannten Toskana-Weingütern wie Felsina, Badia a Coltibuono, Fontodi und Riecine waren es vor allem auch Weingüter aus weniger bekannten Weinregionen und Weine aus autochthonen Reben, die Weinliebhaber magisch anzogen. So zum Beispiel ein pfeffriger Rotwein aus der Rebsorte Tintilia (nie vorher gehört) aus der kleinen, unbekannten Region Molise, vom Weingut Vinica, das gerade die 24 Hektar auf biologischen Anbau umstellt.

Slow Wine 2017 im Münchner Eataly

Gerne habe sich die Besucher zum Abschluss ihrer Verkostungen noch einen Schluck des eleganten, sehr gut strukturieren Franciacorta Extra brut EBB 2011 vom biologisch geführten Weingut Mosnel gegönnt. Ein ansprechender Franciacorta, der lange am Gaumen bleibt.

Alles in allem war diese Slow Wine Veranstaltung interessant um auch einmal kleinere, noch unbekannte italienische Weingüter kennenzulernen.

Eine weitere Neuigkeit 2017 füllt die letzten Seiten des Buches: die für Slow Wine hundert besten Lokale Italiens, wo man gut isst und gute Slow-Weine bekommt.

Es wäre wünschenswert wenn der Slow Wine Führer auch in deutscher Sprache auf den Markt käme, sonst wird er es schwer haben gegen den großen Konkurrenten Gambero Rosso.

Monika Kellermann