Spargel, Raps und Reben Kälte lässt Pflanzen frösteln

Harte Tage für Obst- und Gemüsebauern: Ein Frühlingsdurchbruch ist für die nächsten Tage nicht in Sicht. Tagsüber erwarten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach für die meisten Regionen in Rheinland-Pfalz und im Saarland zwar wieder zweistellige Temperaturen. Nachts müsse aber örtlich noch mit leichtem Frost gerechnet werden, heißt es in der am Donnerstag verbreiteten Prognose. Im Bergland könne in der Nacht zum Sonntag Schnee fallen.

Die Kälte hat Folgen für die bereits weit entwickelte Pflanzenwelt. Obstblüten warten dringend auf Bienen, ohne deren Bestäubung sich keine Früchte entwickeln. Spargel- und Erdbeerernte sind verzögert, die Winzer bangen um ihre Reben.

Auch die Rapsblüte setzt mit Verzögerung ein. Die Folge: Im Grün der Felder sind erst wenige gelbe Flecken zu entdecken. "Die Pflanzen folgen damit einer natürlichen Schutzfunktion, da geschlossene Blüten weniger frostempfindlich sind", teilte die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz mit.

Weil sich die Kälte stark auf das Spargelwachstum auswirke, "haben wir deutlich weniger Erntemenge als normal", sagte der Marketingleiter des Pfalzmarktes in Mutterstadt, Hans-Jörg Friedrich, auf Anfrage. "Ich schätze, dass das um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist", sagte der Spargelexperte beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz in Neustadt, Joachim Ziegler. Er könne sich nicht daran erinnern, dass es in den vergangenen zehn Jahren um diese Zeit so kalt gewesen sei.

Beim genaueren Hinsehen zeigt sich allerdings, dass die Durchschnittstemperatur des April 2016 sich nicht so sehr vom langjährigen Mittel früherer Jahre unterscheidet - er ist sogar wärmer. Während in diesem Jahr 10,2 Grad gemessen wurden, betrug der von 1961 bis 1990 ermittelte Durchschnittswert nur 9 Grad.

"Wir sind ein bisschen verwöhnt vom letzten Jahrzehnt", sagte Ziegler. Normalerweise hätte man derzeit schon zwischen 17 und 22 Grad. Er ist optimistisch: "Ich denke, es gibt noch genug Spargel." Früher seien die ersten Stangen erst in der zweiten Maihälfte gestochen worden.

Und auch Marketingleiter Friedrich kann der Kühle positive Seiten abgewinnen. Weil die Menge gering sei, könne man sie besser vermarkten - mit einem höheren Preis als sonst. Der Pfalzmarkt für Obst und Gemüse wird von mehr als 40 Landwirten aus der Region zwischen Wörth und Worms mit dem Stangengemüse beliefert.

Die Winzer könnten nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts "mit einem blauen Auge" davon gekommen sein. "Die Temperaturen waren teils schon grenzwertig", sagte Sprecher Ernst Büscher. Die Reben beginnen gerade, ihre Blätter auszutreiben, da könne es zu Erfrierungen gekommen sein. "Das frische, junge Grün ist empfindlich." Mögliche Schäden würden sich erst zeigen, wenn die Blätter ganz ausgetrieben seien. Je nach Rebsorte und Anbaugebiet könne dies unterschiedlich ausfallen. "Ich hoffe, dass das die vorgezogenen Eisheiligen waren", sagte Büscher.