Stylische Hotels an der Nordsee

Von Verena Wolff

Es ist ein ungewöhnliches Haus, das da direkt hinter dem Deich steht. Ungewöhnlich jedenfalls für St. Peter-Ording. An der amerikanischen Ostküste, in den Hamptons vor New York oder in Neuengland, sind die Holzhäuser mit ihren Veranden, mit den tiefen Fenstern und den Häubchen und Fahnen auf den Dächern ein gewohnter Anblick. In St. Peter-Ording fallen die hellgrauen Gebäude auf im Bild der verklinkerten Häuser. Im "Beach Motel" aber ist einiges anders, nicht nur von außen. Flip-Flops und Badeshorts sind zu sehen, Jeans und T-Shirt - einen Dresscode gibt es in dem 2013 eröffneten Haus nicht.

StrandGut Resort in St. Peter-Ording © StrandGut Resort

Dafür eine Menge Angebote, die nicht so recht in das Bild eines klassischen Hotels passen wollen - aber genau so soll es sein. Die Halle ist eine Lounge, die Rezeption schmücken bunte Surfbretter, und an der Bar daneben werden rund um die Uhr Getränke ausgeschenkt. Den Kaminsims schmückt ein Haifischkopf aus Plastik, die Sitzgruppen laden zum entspannten Zeitunglesen ein, zum Schmökern in einem Buch. Und wer nicht das schöne Wetter verpassen will, lässt sich auf einer der Veranden auf einen Sitzsack plumpsen oder hält ein kleines Nickerchen in einer der knallbunten Hängematten, in die leicht zwei Erwachsene passen.

StrandGut Suite © StrandGut Resort

Gegenüber im Shop werden Beach Cruiser verliehen, jene eigentümlichen Fahrräder, mit denen in Kalifornien die Beach Boys mit ihren Surbrettern am Strand entlangradeln. Und auf dem hinteren Teil des Parkplatzes gibt es noch ganz spezielle Suiten mit Namen wie "Bulli Supreme", "Suite on Wheels" oder "Garden Suite". Hier können Surfer ihre Busse parken und finden für ein paar Euro die Infrastruktur, die sie zum komfortablen Campen für sich und ihre Ausrüstung brauchen. "Sie haben Wasser und Strom, Dusch- und Waschräume", sagt Direktorin Alexandra Rojas. Ein Hotel für Familie und Freunde, so umschreibt sie ihr Haus - und mit einem Angebot, das sich an eine ganz gemischte Zielgruppe wendet: von den Surf-Freaks, die nur über den Deich müssen und direkt am Strand sind, bis hin zu Familien mit kleinen Kindern.

StrandGut Restaurant Deichkind © StrandGut Resort

Das "Beach Motel" passt gut in einen Trend, der an weiten Teilen der Nordsee zu beobachten ist: Es gibt eine Reihe von modernen, schick designten Hotels und Pensionen, in allen Kategorien und Preisklassen. Vom gediegenen Fünf-Sterne-Hotel "Seesteg" auf Norderney, minimalistisch eingerichtet und mit Sterne-Restaurant bis zur ersten stylishen Club-Jugendherberge der Welt in Neuharlingersiel reicht das Angebot an der niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Küste. Dort scheinen die Zeiten vergessen, in denen Gelsenkirchener Barock die Unterkünfte prägte.

Thomas Hotel Spa Lifestyle Husum, © Thomas Hotel Spa Lifestyle

Das DJH-Resort in Neuharlingersiel ist auf drei Hektar Land in einer früheren Reha-Klinik untergebracht. Die 398 Betten stehen in Vierbett-Apartments, die zwei Zimmer und ein eigenes Bad haben, dazu gibt es Bungalows und Apartments mit sechs Betten und eine Reihe von Doppelzimmern. Stockbetten findet man nur noch vereinzelt in den Kinderzimmern, Toiletten auf dem Gang sucht man vergeblich. Stattdessen: Wände in Lila, Pink und Grün, schicke Möbel und farbenfrohe Accessoires.

Thomas Hotel Spa Lifestyle Husum, © Thomas Hotel Spa Lifestyle

Doch an der Programmatik der Jugendherbergen hat sich nichts geändert, wie Oliver Engelhardt, Marketingchef der Jugendherbergen im Nordwesten, sagt."Die Zielgruppen sind Familien und Schulklassen, das Programm ist hochwertig." So gibt es eine Reihe sportlicher Angebote: "Wir haben einen eigenen Kanu-Anleger und Areale für Trendsportarten, auf denen etwa Slacklines gespannt sind oder man Bogenschießen kann." Auch eine Musikschule, die "School of Rock", gehört zum Angebot. Teurer als die Jugendherbergen in der Umgebung sei das DJH-Resort, aber um gut die Hälfte günstiger als vergleichbare Clubs anderer Anbieter.

Thomas Hotel Spa Lifestyle - Juniorsuite, © Thomas Hotel Spa Lifestyle

Auf einigen der Ostfriesischen Inseln haben in den vergangenen Jahren ebenfalls schicke Häuser ihre Pforten geöffnet: Das "Logierhus" auf Langeoog ist nicht nur modern eingerichtet, sondern auch klimafreundlich gebaut. Die Familie Kolb betreibt gleich fünf Hotels auf der Insel, eines davon im farbenfrohen Retro-Design der 1970er Jahre und eines als durchkomponiertes Lifestyle-Hotel.

Auf Norderney betreiben Marc und Jens Brune das "Hotel Seesteg" und das "Inselloft". Das eine gehört zur exklusiven Gruppe der Relais & Châteaux Hotels und hat nur 16 Zimmer. Das andere, das "Inselloft", liegt nur ein paar Meter entfernt und hat ein sehr junges Konzept, wie Geschäftsführer Philipp Herzogenrath sagt. "Hier ist man zu Gast in vier historischen Kaufmannsvillen, die an die Seebäder an der Ostsee erinnern." Zum Frühstück sitzen alle an einer langen Tafel, ob sie sich kennen oder zum ersten Mal sehen. "Wir wollen, dass unsere Gäste die Möglichkeit haben, miteinander zu kommunizieren, auch die, die alleine im Urlaub sind", sagt Herzogenrath.

Auch auf der nordfriesischen Insel Sylt geht es stylish zu: In der "Villa 54° N" in Westerland lässt sich zunächst nicht erahnen, dass sich hinter den Mauern einer Villa im alten Bäderstil fünf Apartments und zehn Zimmer in schickem Design und gestaltet in klaren Farben verbergen. Das Haus wurde 2012 grundrenoviert und hält heute alle kleinen Gadgets bereit, die die Generation Internet auch im Urlaub braucht: vom flachen Fernseher über die Dockingstation für das Smartphone bis zu drahtlosem Internet-Anschluss im Haus. In Büsum und Husum stehen das "Hotel Bootshaus" und das Lifestyle-Hotel "Thomas" für eine neue Generation von Unterkünften.

Die größte Dichte schicker Hotels in allen Preis- und Leistungskategorien ist aber wohl in den vier Ortsteilen von St. Peter-Ording zu finden. Vom "Beach Motel" über das bereits 2007 eröffnete "StrandGut Resort" mit Zugang zu der benachbarten Dünen-Therme, das "Hotel Strand No. 1" und das "Hotel Lieblingsplatz" in einer der letzten erhaltenen Villen aus den 1930er Jahren im Ortsteil Bad - wer Design und ungewöhnliche Einrichtung sucht, wird schnell fündig. Und nur ein paar Schritte vom "Beach Motel" entfernt eröffnet im April 2014 noch ein Haus mit einem ganz speziellen Konzept: die "Zweite Heimat". Hier gibt es keine Zimmer oder Suiten, sondern Stuben. Empfangen werden die Gäste in der Diele und gegessen wird im Esszimmer. Schick und wohnlich soll das sein. Und direkt hinter dem Deich. dpa