Syrische Weinkönigin in Deutschland Ninorta Bahno wird neue Weinkönigin von Trier

Von Birgit Reichert

Mit Wein verbindet Ninorta Bahno die Erinnerung an frohe Stunden. Vor der Flucht aus ihrem Heimatland Syrien schenkte ihre Familie edle Tropfen immer bei besonderen Feiern aus. Nun wird die aramäische Christin neue Weinkönigin von Trier an der Mosel. Bei dem «königlichen Amt» geht es ihr um viel mehr als um Reben und deren Saft: «Ich möchte eine Botschafterin für die Integration und für das Zusammenleben in meinem neuen Land werden», erzählt die 25-Jährige inmitten von Rebstöcken in einem Trierer Weinberg.

Vor ihrer Krönung am 3. August bereitet sich Bahno schon eifrig auf ihr Amt vor. «Immer wenn ich Zeit habe, lese ich über Wein», erzählt die junge Frau in hervorragendem Deutsch. Von Winzern bekommt sie praktisches Wissen im Weinberg: «Ich habe schon einiges für das Aufbinden der Rebstöcke erfahren.» Und auch in das ABC der Fachbegriffe von Abgang bis Restsüße wird die Syrerin noch eingewiesen.

«Es geht aber nicht darum, dass sie über Nacht zur Weinexpertin wird», betont Winzer Peter Terges, Vorsitzender der Vereinigung der Trier-Olewiger Winzer. «Sie ist eine gut aussehende Frau, die etwas für unsere Kultur, für ihr Land und für die Integration machen kann.» Terges hatte Bahno im vergangenen Sommer angesprochen, als sie beim Olewiger Weinfest in Trier für eingeladene Flüchtlinge dolmetschte. «Nach dem ersten Gespräch war klar, dass sie den Trierer Wein liebt.» Bahno sei bundesweit die erste Geflüchtete als Weinkönigin.

«Ich trinke gerne lieblichen Rieslingwein», erzählt Bahno, die Ende 2012 mit ihrer Schwester aus der nordsyrischen Stadt Kamischli nahe der Grenze zur Türkei vor dem Bürgerkrieg geflohen war. Ihr Schicksal steht für unzählige: «Wir mussten alles aufgeben und in einem neuen Land ganz bei Null anfangen.» Vor dem Krieg habe sie viel über Flüchtlinge gehört. «Ich wusste aber nicht, wie schwer es ist, einer zu sein, bis ich es in der Realität erlebt habe.»

In Syrien hatte die junge Frau Jura studiert. Sie würde Recht auch gerne in Deutschland studieren, müsste aber ganz von vorne anfangen. «Wegen der juristische Begriffe ist es noch zu früh und zu schwer für mich.» Deshalb startet sie ab September zunächst eine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen bei der Agentur für Arbeit Trier. Derzeit bereitet sie sich mit einem Praktikum darauf vor. «Die Arbeit dort macht mir viel Freude, ich mag den Umgang mit Menschen.» Zudem lerne sie dabei viel über deutsche Gesetze.

Bahno könne sich nach dem Jahr als Trierer Weinkönigin gerne auch um das Amt der Moselweinkönigin bewerben, sagt der Geschäftsführer des Vereins Moselwein, Ansgar Schmitz. Falls sie das werde, stehe ihr auch später das Rennen um den Titel Deutsche Weinkönigin offen. Die Mosel sei im Ausland eines der bekanntesten deutschen Weingebiete. «Da passt eine Weinkönigin aus Syrien ganz gut ins Bild.»

Winzer Peter Schleimer findet die Wahl der jungen Frau auch aus einem anderen Grund gelungen. Sie bringe zwei Kulturen über den Wein zusammen: Syrien als eines der Ursprungsländer der Weinkultur überhaupt und die Weintradition rund um die wohl älteste Stadt Deutschlands Trier.

Inzwischen ist Bahnos ganze Familie nach Deutschland gezogen. Zur Krönung von Bahno zur 68. Trierer Weinkönigin werden ihre Eltern aus Gießen nach Trier kommen. Und - wie das bei Familie Bahno zu besonderen Gelegenheiten üblich ist - mit einem feinen Wein anstoßen. dpa