Tourismus im Spreewald Burg wird 700 Jahre alt

Von Anna Ringle

Spreewald? Klar, eingelegte Gurken und Kahnfahrten. Diese Klassiker bescheren dem Biosphärenreservat zwischen Berlin und Cottbus volle Hotels und Touristen-Trauben an den kleinen Häfen. Die Kähne gleiten zurzeit im Akkord durch das kleinteilige Wassernetz. An den Ufern gibt es Gurkenhappen und Schmalzbrote. Vor allem Lübbenau zieht viele Tagestouristen an. Aber auch das Dorf Burg weiter südlich hat sich einen Namen gemacht. Es setzt auf Gesundheitstourismus und Naturerlebnisse abseits der Hauptschlagadern des Fremdenverkehrs. Das Konzept zieht, aber der Tourismus hat auch Probleme gebracht.

Kahnfahrt im Spreewald Fotos: TMB

Burg feiert in diesem Jahr ebenso wie Lübbenau 700. Geburtstag. Ab Samstag, den 22. August, gibt es eine Festwoche mit Umzug und Trachtenfest. Eigentlich leben schon viel länger Menschen im Burger Raum, wie aus der Festschrift des Amtes Burg hervorgeht. Demnach gab es bereits seit etwa 4000 v. Chr. Besiedlung. Eine Verkaufsurkunde aus dem Jahr 1315 wird aber als Ersterwähnung des Dorfes gewertet.

Nach der Wende entwickelte sich der Spreewald zu einem bundesweiten Touristenmagneten. Rund 600 000 Gäste kamen laut Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2014 in die Region, es gab gut 1,5 Millionen Übernachtungen in Hotels und Unterkünften ab neun Betten. Allein auf Burg entfiel nach Angaben des Tourismusverbands Spreewald ein Drittel der Spreewald-Übernachtungen des vergangenen Jahres. Die Zahlen steigen.

Bürgermeisterin Ira Frackmann (CDU) sagt: «Trotz der vielen Touristen verteilt sich alles. Burg ist Deutschlands größte Streusiedlung. Die Gehöfte stehen nicht geballt.»

Seit 2005 ist das zum sorbischen Siedlungsgebiet gehörende Dorf mit etwa 4300 Einwohnern staatlich anerkannter Ort mit Heilquellen-Kurbetrieb. Es gibt eine Rehaklinik und eine Thermen-Anlage. Unter Burg lagert warmes, salzhaltiges Wasser. Bohrungen gab es laut Festschrift schon Ende der 1990er Jahre.

131 touristische Firmen sind zurzeit in Burg ansässig, wie die Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) mitteilt. Durch die Therme werde ein ganzjähriges Angebot geschaffen. Damit setzt Burg den Akzent klar auf den Gesundheitstourismus. Aber auch die Kahnfährleute verlassen sich nicht mehr allein auf klassische Gruppen-Kahnfahrten. «Das Individuelle wird gesucht. Die Leute wollen in Burg das Verträumte», sagt der stellvertretende Hafenmeister am Spreehafen Burg, Thomas Petsching. Kahnfahrten zu zweit bei Sonnenaufgang oder abseits der großen Fließe zum Beispiel.

Der Tourismus brachte aber auch Probleme. Personalmangel zum Beispiel. Um Auszubildende für die Hotel- und Gastronomiebranche zu gewinnen und an die Region zu binden, planen Burger Firmen deshalb laut IHK derzeit den Bau einer regionalen Übernachtungsherberge für sie.

Und da ist dann noch der Verkehr. Die Erreichbarkeit von Burg mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei beschwerlich. Zwar fahre die Bahn zwischen Berlin und Cottbus mit Halt in Vetschau, der Transfer mit dem Bus nach Burg sei aber verbesserungswürdig, urteilt die IHK. Durch den Kurort fahren zudem viele Autos. Bürgermeisterin Frackmann sagt: «Der zunehmende Tourismus und der Durchgangsverkehr bringen eine hohe Verkehrsbelastung mit sich. Wir wollen zum Beispiel Parkplätze an den Ortseingängen schaffen, um im Ort weniger Verkehr zu haben.»

Der Landesfachbeirat für Kur- und Erholungsorte überprüft Kurorte in Brandenburg regelmäßig, ob sie noch den Standards entsprechen. Acht staatlich anerkannte Standorte gibt es zurzeit in der Mark. Kürzlich erschienen die Prüfer in Burg. Wie sind die Aussichten? Laut Gesundheitsministerium wird eine Stellungnahme des Beirates erst Ende Oktober erwartet. Er habe aber durchblicken lassen, dass Burg eine hervorragende Entwicklung genommen habe. Dann kann die Festwoche ja kommen. dpa

burgimspreewald.de