Wein aus China

Es taut. Es ist Frühling und an der Zeit, unsere Serie Cool Labels stilecht weiter zu führen.

Also weg mit dem Eis in der Landschaft und her mit dem Eiswein - aus China!

Habe die beiden Kuriositäten bei Lenz Moser (TxB) auf der ProWein entdeckt.

ChangYu Blue Diamond icewine und Changyu Golden Diamond icewine - die beiden sind einfache Spaßweine, die eiskalt zum Dessert gehen.

Sie kommen aus dem Golden Icewine Valley, ein Gebiet um den Huanlong Lake in Liaoning - die Provinz ist bekannt für den Eiswein, der in einer Höhe von 380 Metern angebaut wird.

Changyu Pioneer Wine Co. Inc., hat seinen Sitz in der Shandong Provinz und ist das älteste und größte Weingut in China. Gegründet wurde es 1892 von Zhang Bishi, der Konzernname wurde aus dem Vornamen Zhang (Chang) und dem chinesischen Zeichen für Wohlstand geformt.

2002 wurde eine Kooperation mit der französischen Castel Gruppe gestartet. 2006 kam die kanadische Kooperation bei Huanlong Lake in Liaoning dazu. Und in Neuseeland gibt es nun das Chateau Changyu Kely.

Die Changyu Pioneer Wine Company ist heute der zehntgrößte Wein-Konzern weltweit, mit einer Produktion von mehr als 9 Millionen Tonnen Wein jährlich.

Und weil das Thema so cool ist, hier noch ein Markt-Bericht:

China als Weinland

Die Mittelschicht in China hat den Wein entdeckt. Einerseits kommen immer mehr Tropfen aus China. Aber auch die Exporte in das Land legen zu. Die Ausfuhren der deutschen Winzer wuchsen 2011 zweistellig.

Chinesische Schriftzeichen auf einer Weinflasche, das ist noch ein ungewohntes Bild. Doch chinesische Tropfen dringen inzwischen auch in die Weinregale vor. Im Reich der Mitte wird immer mehr Wein getrunken. Etwa einen Liter pro Kopf und Jahr konsumiert das 1,3-Milliarden-Volk nach Expertenangaben inzwischen - Tendenz steigend.

«Wir trinken Wein in Bars, Restaurants und auf Partys. Mehr und mehr Leute können es sich leisten», sagte die chinesische Exportmanagerin Susan Tan auf der Düsseldorfer Weinmesse ProWein.

Die chinesischen Weine würden unterschätzt, meint die Weinexpertin Caro Maurer. «Die haben internationale Winemaker reingeholt.» Die Fachleute geben den Produkten den Schliff, um auch auf den internationalen Märkten bestehen zu können. «Wir müssen offen sein, das wird irgendwann ein großer Konkurrent für uns werden», sagt die Fachfrau und meint damit auch eine Preiskonkurrenz.

Derzeit importiere China zwar noch viel, aber irgendwann werde es sich selbst versorgen können mit guten Weinen. «Die Chinesen sind ein Volk, das wahnsinnig schnell lernt, sie holen sich ihr Wissen», sagt Maurer. China hat mit 500 000 Hektar fünfmal so viel Rebfläche wie Deutschland. Weltweit liegt es damit auf Platz fünf.

Exportmanagerin Susan Tan ist auf Wachstum auch im Ausland eingestellt. «Wir streben auf den europäischen Markt», sagt die 45-Jährige selbstbewusst. Sie vertritt den Weinproduzenten Changyu, der mit 20 000 Hektar zu den größten in China zählt.

Die klimatische Vielfalt erlaubt etwa die Produktion eines Eisweins. Damit die Pflanzen im Winter nicht erfrieren, werden sie nach der Ernte mit Erde begraben. Einen Rotwein für Europa hat Changyu auch zu bieten. In einigen deutschen Kaufhäusern steht die Marke schon im Regal. Und in Belgien sind die Weine bei einer großen Supermarktkette angelangt.

Der britische Weinkenner Robert Joseph hat auf der ProWein bei einer öffentlichen Verkostung einen chinesischen Rotwein probiert. Er war angenehm überrascht von der Fülle des eigentlich jungen Jahrgangs 2009: Wer sich in seiner Branche nicht dafür interessiere, sei auf dem falschen Weg, meinte er dann. Allerdings ist die Fachwelt bei weitem nicht von allem überzeugt. «Nicht so wirklich gut», urteilte ein anderer Weinexperte diplomatisch nach einem ersten Versuch.

In China ist Wein ein Boom-Getränke. Man trinke es auch mit Freund oder Freundin, sagt Exportmanagerin Tan. «Es gilt als romantisch, gesund, elegant und modern.» Davon hat auch die deutsche Weinwirtschaft im vergangenen Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten profitiert. China hat Japan als Hauptland in Asien verdrängt und liegt nun erstmals auf Platz acht der deutschen Weinexporte. Und ein Kenner der Szene ist überzeugt: «Die werden es auch mit Riesling versuchen.» dpa