Weinbau Kirschessigfliege kommt gut über den Winter

Die schädliche Kirschessigfliege hat die kalte Jahreszeit in Hessen wohl gut überstanden. «Es gibt keine Hinweise, dass der Winter ihr geschadet hat», sagte Christoph Hoyer vom Pflanzenschutzdezernat des Regierungspräsidiums Gießen. Doch erst mit der ersten Frucht in diesem Frühjahr könne abgeschätzt werden, ob es auch in diesem Jahr einen starken Befall geben werde. Klar sei aber: «Die Fliege bleibt ein großes Problem.»

Die aus Asien eingewanderte Fruchtfliegenart macht sich nun auch hierzulande über Beeren oder Trauben her - zur großen Sorge von Winzern und Obstbauern. Im vergangenen Jahr dokumentierten die Experten Schäden an Him-, Brom- und Erdbeeren, an Holunder sowie Weintrauben. Betroffen waren nicht nur die Anbaugebiete in Südhessen, sondern auch der Norden des Landes, wie Hoyer weiter berichtete.

Auch Heidrun Vogt vom Julius Kühn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, geht davon aus, dass die kleine Fliege in diesem Jahr wohl Ärger bereiten wird. Sie erweise sich als sehr robust.

Hessens Winzer sind deswegen alarmiert. Es gebe mittlerweile Arbeitskreise, um das Problem zu beraten und nach Lösungen zu suchen, sagte der Präsident des Rheingauer Weinbauverbands, Peter Seyffardt. Schäden gab es demnach in der vergangenen Saison im Rheingau und an der Bergstraße insbesondere bei roten Trauben. Riesling und Spätburgunder seien weitgehend verschont geblieben.

Auch nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums in Mainz dürfte die Population des Schädlings durch den milden Winter nicht stärker dezimiert worden sein. Die zuletzt kühlere Witterung verlangsame jedoch die Entwicklung. Aus diesem Grund sei auch wenig Flugaktivität feststellbar. «Für eine valide Aussage über das Befallsrisiko und erwartbare Schäden ist es noch zu früh», teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Eine Entwarnung könne aber keinesfalls gegeben werden.

Beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) wurden nach Angaben von Karl-Josef Schirra bislang nur wenige Weibchen gefangen, die auch noch nicht mit der Eiablage begonnen hätten. Allerdings wird die Kirschessigfliege erst bei Temperaturen über acht Grad richtig aktiv: «Die Population ist nicht sonderlich geschwächt», vermutete Schirra.

Die Kirschessigfliege legt ihre Eier in reife Früchte, die daraufhin aufplatzen und faulen. Eine Patentlösung, wie Landwirte, Winzer und Hobbygärtner ihr Obst vor den Winzlingen schützen können, gibt es bislang nicht. Die Profi-Anbauer sollten sich an Beratungsstellen wenden, rät Hoyer. Denn: «Für hoch spezialisierte Betriebe kann die Fliege existenzbedrohend sein.»

Wichtig sei, die Pflanzen regelmäßig frei zu schneiden und möglichst wenige Früchte hängen zu lassen, rät JKI-Mitarbeiterin Vogt. Insektizide und Netze helfen bislang nur bedingt. «Alles andere ist noch in der Forschungs-Pipeline», sagte Vogt. Neue Methoden können sich überdies erst beweisen, sobald die ersten Früchte - etwa Erdbeeren oder Kirschen - reif sind. Das Insekt befällt aber auch Weintrauben.

Die Kirschessigfliege wurde nach JKI-Angaben erst 2008 in Europa nachgewiesen und zwar in Spanien. In Deutschland wurde sie demnach erstmals im Spätsommer 2011 in den drei Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz registriert. In Spanien, Frankreich und Italien habe sie bereits hohe Schäden verursacht. Das JKI ist das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen und hat 16 Institute in Deutschland. dpa