Weinland Württemberg Die Frühlings-Weine

Es ging gut los. Der erste Wein war ein halbtrockener Silvaner, der sich sehr stimmig und geschmacklich eher knochentrocken präsentierte. Die kleine Runde war sich einig: «Der ist absolut empfehlenswert.» Und er entsprach exakt der Vorgabe. Frühlingsweine standen auf dem Programm. Darunter versteht man frische, anregende, herzhafte Weißweine, die nicht allzu hoch im Alkohol sind, vielleicht etwas jugendliche Kohlensäure aufweisen, aber im Geschmack doch Rückgrat haben sollen.

Der Württemberger: Frühlings-WeineDamit sind sie zum Beispiel auch hervorragend geeignet als Begleiter zum jetzt wieder aktuell werdenden Spargel. Angenehmer Nebeneffekt: Diese Weine sind meist sehr preiswert. Kein einziges der empfohlenen Gewächse kostet über zehn Euro, die meisten liegen im Preis deutlich darunter.

Nicht erwünscht sind bei solchen Weinen kellertechnische Einflüsse wie der Ausbau im neuen Holz, biologischer Säureabbau und auch allzu deutliche Süße. Herb sollte er sein. Und wenn «feinherb» auf dem Etikett steht, darf der Wein nicht deutlich fruchtig schmecken – was bei dieser Geschmacksangabe durchaus möglich ist. Denn der Begriff ist weinrechtlich, warum auch immer, nicht exakt definiert und lässt viel Spielraum. Bei Riesling aus Regionen außerhalb von Württemberg haben wir schon feinherbe Weine mit mehr als 50 g/l Restzucker registriert. Da muss die Säure als geschmackliches Gegengewicht schon über 10 g/l liegen, damit der Wein nicht allzu süß schmeckt.

Doch zum Test: Mit dabei waren Markus Krull (seit 2010 Mitglied der Gruppe «Vision» von Heuchelberg Weingärtnern in Schwaigern), Philipp Laipple (Sprecher der Jungwengertergruppe «Next Generation» bei den Fellbacher Weingärtnern) und Markus Eberle (bei der Heilbronner Genossenschaftskellerei zuständig für das Jungwinzer-Projekt «Riesling Triebwerk»). Sie befassten sich intensiv mit den Weinen, urteilten über die Vielschichtigkeit der Aromen und die verschiedenen Geschmacksrichtungen – und das alles recht kritisch, obwohl ihnen bewusst sein musste, dass da durchaus der eine oder andere Wein aus dem Keller des eigenen Betriebes dabei sein konnte.

Als dann hinterher die Hüllen fielen, meinte Philipp Laipple über einen der Weine: «Den hatte ich aber besser in Erinnerung, der hat sich nicht gut entwickelt.» Sein Fazit: Blindproben können die Augen öffnen.

Dafür bekam der Fellbacher in der Runde Komplimente für den gut bewerteten «Offensive», einen Wein, der bevorzugt im Stuttgarter Fußballstadion ausgeschenkt wird: «Schmeckt deutlich besser, als der VfB in der Vorrunde gespielt hat.»  (Text: Rudolf Knoll/Fotos: Armin Faber)

 Der Württemberger: Frühlings-Weintest mit Rudolf Knoll und Jungwinzern Foto Faber

Die Verkostung

2013 Silvaner Metzinger Hofsteige halbtrocken Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen: Apfel in der Nase; knackig und saftig im Geschmack, zarte Würze, Frucht sehr gut integriert (13,1 g/l Fruchtzucker); «schönes Süße-Säure-Spiel», urteilt Markus Eberle. 4,80 Euro (Liter!)

2014 Rivaner Fellbacher Goldberg «C» Fellbacher Weingärtner: Grüne, frische Noten im Aroma; saftig, verspielt, leichtgewichtig, unkompliziert; Philipp Laipple lobt den Duft: «Feinfruchtig, etwas Muskat.» 5,25 Euro

2014 Rivaner Rosswager Halde Genossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhausen: Klare, zarte Würze im Bukett; schlank, gut strukturiert, angenehme Frucht im Abgang. «Nachhaltig, füllig, ausgewogene Säure», notiert Markus Krull. 5,50 Euro

2013 Rivaner «f.frisch» Weingärtner Bad Cannstatt Das «f» steht für frech. Es passt zu dem Wein; er hat im Aroma einen Hauch Muskat und viele Kräuter, im Geschmack saftig, würzig, gradlinig. Philipp Laipple findet ihn «lang anhaltend». 6,10 Euro

2013 Rivaner Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck: Muskat und etwas Pfeffer in der Nase; würzig, angenehmer, nerviger Schliff, ein «Maul voll Wein». Markus Eberle gefällt die «kräftige Säurestruktur». 4,60 Euro

2013 Rivaner Kabinett Cleebronner Michaelsberg halbtrocken Weingärtner Cleebronn-Güglingen: Zarte Muskatnote im Duft; saftig, würzig, immer noch jugendlich frisch. «Süße Frucht, weich», ist das Urteil von Markus Krull. 5,50 Euro

2013 Rivaner Edition Gourmet halbtrocken Württembergische Weingärtner- Zentralgenossenschaft, Möglingen: Florale Noten im Bukett; saftig, frisch, lebhaft, angenehme Säure, gute Balance. «Kräuterig, jugendlich», meint Philipp Laipple. 3,93 Euro

2014 Müller-Thurgau Stettener Heuchelberg Württembergische Weingärtner- Zentralgenossenschaft, Möglingen: Kräuter im Aroma; saftig, herzhaft, angenehme Würze, schöner Trinkfluss. «Feinfruchtig, etwas Ananas», sind die Eindrücke von Markus Eberle. 4,17 Euro (Liter)

2013 Riesling Cannstatter Zuckerle * Weingärtner Bad Cannstatt: Im Aroma etwas bittere Feuersteinnote; leichtgewichtig, würzig, mittlerer Abgang; in Süße (7 g/l) und Säure (8,1 g/l) ausgewogen. «Apfelige Frucht, gute Säure», bemerkt Markus Krull. 6,50 Euro

2013 Riesling St. Michael Weingärtner Cleebronn-Güglingen: Zitrusfrucht im Aroma; knackig, saftig, herzhaft, etwas viel jugendliche Kohlensäure. «In der Restsüße relativ hoch», schätzt Philipp Laipple. 6,10 Euro

2013 Riesling Uhlbacher Götzenberg Kabinett fruchtig Collegium Wirtemberg, Stuttgart: Sanfte Mineralik in der Nase, dazu etwas Zitrusfrucht und Grapefruit; saftig, ausgewogen; Frucht gut integriert (23,6 g/l). «Feingliedrig, elegant, aber für mich zu süß», meint Markus Eberle. 7,00 Euro

2013 Cuvée «Offensive» Fellbacher Weingärtner Eine Kreation aus Riesling, Kerner, Muskateller und Cabernet blanc, erstellt in Kooperation mit dem VfB Stuttgart, die nur bei dessen Stürmern in der Vorrunde nicht so recht Wirkung zeigte. Sehr aromatisch; saftig, würzig, gradlinig, fest strukturiert. «Elegant, gute Säure», notiert Markus Krull. 9,70 Euro

2013 Cuvée blanc Collegium Wirtemberg, Stuttgart Setzt sich aus Weißburgunder, Justinus K. (Kerner) und Sauvignon blanc zusammen. Kräuter und weißer Pfeffer im Bukett; saftig, herzhaft, dezente Würze, schöner Trinkfluss. Philipp Laipple verspürt «Pfeifentabak» im Duft. 6,90 Euro

2014 Weißburgunder Rosswager Halde Genossenschaftskellerei Rosswag-Mühlhausen: Würzig in der Nase mit Fortsetzung im Geschmack, gradlinig, anregend, gute Länge. «Fruchtig, Säure nicht ganz harmonisch eingebunden», meint Markus Krull. 5,50 Euro

2013 Weißburgunder Heuchelberg Weingärtner, Schwaigern: Zitronenmelisse im Aroma; würzig, viel Herz, gute Länge im Abgang. «Feingliedrig, toller Sortentyp», begeistert sich Markus Eberle. 4,70 Euro

2014 Weißburgunder feinherb Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Brackenheim: Apfel und etwas Kräuter im Bukett; saftig, herzhaft, Frucht (17,6 g/l bei 5,5 g/l Säure) gut integriert, stimmig. «Tragende Süße, braucht noch etwas Zeit», befindet Philipp Laipple. 4,88 Euro

2013 Weißburgunder «Edition K8» feinherb Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck: Nüsse und Kräuter im Duft; schlank, verspielt, herzhaft, Frucht (15,1 g/l) in guter Balance zur Säure (6,5 g/l). «Etwas grüne Komponenten, Frucht verhalten», notiert Markus Krull. Die Bezeichnung steht für die Adresse Kelterplatz 8 und für die besten Trauben eines Jahrgangs. 6,80 Euro

2014 Pinot gris «Edition C» Fellbacher Weingärtner: Kräuter und Zitronenmelisse im Aroma; saftig, würzig, mit Spiel und noch etwas jugendlich vordergründiger Kohlensäure, die für eine knackige Note sorgt. «Toll eingebundene Säure, vielschichtig », freut sich Markus Eberle über den «französischen Württemberger». 6,75 Euro

2014 Grauburgunder Lauffener Weingärtner: Kräuter, Nüsse und Pfeffer kitzeln die Nase; würzig, schlank, guter Nerv, viel Trinkfluss, macht Lust auf das nächste Glas. «Ausgewogen und anhaltend», befindet Markus Krull. 5,00 Euro

2014 Pinot grigio Heuchelberg Weingärtner Die italienische Bezeichnung für die Sorte wurde deshalb gewählt, weil es auch einen halbtrockenen Grauburgunder im Haus gibt. Der Pinot grigio schmeckt aber richtig schwäbisch: Zitronenmelisse im Duft; knackig, etwas grüne Noten, guter Nerv und jugendliche Kohlensäure. Philipp Laipple empfindet «Frische am Gaumen». 4,64 Euro

2014 Sauvignon blanc *** Remstalkellerei, Weinstadt-Beutelsbach: Paprika und Holunder, sehr typisch im Aroma; im Geschmack etwas füllig, rund, sanfte Frucht im Abgang, braucht noch etwas Zeit. «Alles, was man von einem Sauvignon erwarten kann», kommentiert Markus Eberle. 9,95 Euro

2013 Blanc de Noirs Collegium Wirtemberg, Stuttgart Weißgekelterter Wein aus Spätburgunder und Heroldrebe; Kräuter, Pfeffer und etwas florale Noten im Bukett; würzig, viel Herz, noch sehr frisch und anregend. Für Philipp Laipple «trinkfreudig ». 6,50 Euro

2014 Lemberger Blanc de Noirs «Kultur» halbtrocken Winzer vom Weinsberger Tal, Löwenstein: Zitronenmelisse im Aroma; saftig, herzhaft, Frucht stimmig integriert. «Frisch, feines Bukett», urteilt Markus Eberle, während Markus Krull sich an «viel Süße» etwas stört. 5,71 Euro

2014 Kerner * feinherb Weinmanufaktur Untertürkheim: Angenehme, sortentypische Zitronengraswürze im Bukett; viel Spiel und Herz, saftig, gut eingebundene Frucht. «Frisch und floral», sind die Eindrücke von Philipp Laipple. 6,00 Euro

2013 Muskateller Schwarzer Rappe Felsengartenkellerei Besigheim, Hessigheim: Typische animierende Muskatnote im Aroma; schlank, wirkt trotz etwas Fruchtsüße (7,6 g/l) recht herb, anregend und ausdauernd im Abgang. Hoher Spaßfaktor. «Intensive Frucht, nachhaltig», notiert Markus Krull. 9,00 Euro

2013 Gewürztraminer Genossenschaftskellerei Heilbronn Kein klassischer Frühlingswein, weil im Restzucker relativ hoch (25,1 g/l), aber durch die für Gewürztraminer stattliche Säure (5,7 g/l) doch sehr lebhaft. Im Bouquet ein Hauch Rosenblätter; schöne Fülle und eher diskret in der Frucht, vielschichtig, geschmeidig, etwas Banane geschmacklich im Vordergrund. 4,60 Euro

2014 Chardonnay Weingärtner Flein-Talheim: Zitrus, Melone und Kräuter im Aroma; komplex, feste Struktur, schöne Balance zwischen Frucht (7,5 g/l) und Weinsäure (6,9 g/l), gradliniger Wein, universeller Speisenbegleiter. Der Fleiner Betrieb fusionierte vor einigen Jahren mit der Heilbronner Genossenschaftskellerei, aber die Weine behielten ihren eigenständigen Charakter mit einer angenehm prägnanten Säure bei Weiß. 5,00 Euro

Mehr: Die besten Roten aus Württemberg

Die Bezugsquellen

Weingärtner Bad Cannstatt, 0711 54 22 66, www.badcannstatt-weine.de Weingärtner Cleebronn-Güglingen, 07135 980 30, www.cleebronner-winzer.de Collegium Wirtemberg, Stuttgart, 0711 32 77 75 80, www.collegium-wirtemberg.de Fellbacher Weingärtner, 0711 578 80 30, www.fellbacher-weine.de Felsengartenkellerei Besigheim, Hessigheim, 07143 816 00, www.felsengartenkellerei.de Heuchelberg Weingärtner, Schwaigern, 07138 970 20, www.heuchelberg.de Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen/Teck, Neuffen, 07025 31 50, www.weingaertner-neuffen.de Lauffener Weingärtner, 07133 18 50, www.wg-lauffen.de Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen, 07123 417 15, www.wein-metzingen.de Remstalkellerei, Weinstadt-Beutelsbach, 07151 690 80, www.remstalkellerei.de Genossenschaftskellerei Rosswag- Mühlhausen, 07042 29 50, www.lembergerland.de Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Brackenheim, 07135 985 50, www.wg-stromberg-zabergaeu.de Weinmanufaktur Untertürkheim, 0711 336 38 10, www.weinmanufaktur.de Winzer vom Weinsberger Tal, Löwenstein, 07130 46 12 00, www.weinsbergertal-winzer.de Württembergische Weingärtner- Zentralgenossenschaft (WZG), Möglingen, 07141 486 60, www.wzg-weine.de Genossenschaftskellerei Heilbronn- Erlenbach-Weinsberg (und Flein), Heilbronn, 07151 157 90, www.wg-heilbronn.de