Winzer auf den Spuren der Bierbrauer Weniger Alkohol, neue Aromen

Von Peter Zschunke

Die schweren Weine sind auf dem Rückzug, nicht nur in der Hitze liegen leichte und alkoholarme Sorten im Trend. Diese Entwicklung prägt auch den Weltkongress für Rebe und Wein, der am Sonntagabend in Mainz beginnt. In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt beraten bis zum Freitag fast 500 Experten über internationale Standards der Weinherstellung und -kennzeichnung.

"Da trifft Tradition auf Moderne", sagt der zuständige Fachreferent im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Michael Koehler. "Wir beobachten eine wachsende Nachfrage nach entalkoholisiertem Wein." Bereits möglich ist eine 20-prozentige Reduzierung von 15 auf 12 Volumenprozent Alkohol. Einige Anbieter wollten aber weiter gehen, so dass sich die Frage stelle, ob das Ergebnis dann noch als Wein bezeichnet werden könne.

In der EU ist ein Alkoholgehalt von mindestens 8,5 Volumenprozent Voraussetzung für die Bezeichnung als Wein. In anderen Ländern wie Australien gibt es diese Definition nicht. Allerdings haben auch deutsche Spezialweine wie der Eiswein zum Teil einen niedrigeren Alkoholgehalt von 6 oder 7 Volumenprozent.

Weil die Alkoholreduzierung allein mitunter zu einem geschmacklich wenig ansprechenden Ergebnis führt, wollen Weinanbieter in einigen Ländern auch die in der EU bislang verbotene Zusetzung von Aromastoffen möglich machen. Hier könnte sich dann eine ähnliche Entwicklung wie beim Bier andeuten, wo sowohl alkoholfreie als auch aromatisierte Angebote verstärkt auf den Markt kommen. Wichtig sei in jedem Fall die Frage, wie das dem Verbraucher dargestellt und etwa auf dem Etikett deutlich gemacht werde, sagt Koehler.

"Wir haben weltweit einen Trend zu leichteren und alkoholärmeren Weinen", heißt es auch im Deutschen Weininstitut in Mainz. Im Zuge einer bewussteren Ernährung hielten die Verbraucher auch Ausschau nach den dazu passenden Weinen. Die Zulassung von Aromastoffen in der Weinbereitung werde in Deutschland jedoch sehr kritisch gesehen, "weil der Wein als ein sehr natürliches Produkt wahrgenommen wird".

Ein Schwerpunkt der Beratungen am Rhein wird außerdem der Einsatz von Gentechnik in der Rebenzucht sein. Hier steht die Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten wie Mehltau sowie die Entwicklung von Rebsorten im Blickpunkt, die auch in trockenen Regionen ertragreich angebaut werden können. Im pfälzischen Siebeldingen (Kreis Südliche Weinstraße) gab es bereits 2005 einen Freisetzungsversuch mit gentechnisch veränderten Reben - dort ist das Julius-Kühn-Institut (JKI), das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, ansässig.

Der Weltkongress für Rebe und Wein ist auch die Generalversammlung der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV). Neben 140 Fachvorträgen steht am Freitag die Wahl der Präsidentschaft auf der Tagesordnung. Einzige Kandidatin ist Monika Christmann, die Leiterin des Instituts für Önologie an der Hochschule Geisenheim im Rheingau. dpa