Winzersekt als Nische

Von Petra Buch

Die Winzer an Saale und Unstrut, in einem der kleinen der 13 Weinanbaugebiete in Deutschland, sind in Feierlaune. Der Grund: Seit nunmehr 20 Jahren bieten die Weinbauern der Winzervereinigung Freyburg (Burgenlandkreis) eigenen Sekt an - nur einen Steinwurf entfernt vom Branchenriesen Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH (Freyburg). Weinliebhaber kämen zunehmend auf den Geschmack des perlendes Getränks direkt aus den Trauben des Winzers, so die Genossenschaft. Ihr gehören rund 500 Weinbauern aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg an.

Knapp 174 000 Flaschen Winzersekt hat die Winzervereinigung nach eigenen Angaben seit 1994 in Kooperation mit einer Manufaktur aus dem Rheingau hergestellt. Zum Vergleich: Laut Bilanz hat Rotkäppchen, nach eigenen Angaben Marktführer auf dem deutschen Sektmarkt, allein 2012 rund 177 Millionen Flaschen Sekt abgesetzt. Die Zahlen für 2013 werden Anfang April vorgelegt, wie ein Sprecher sagte.

Winzersekt ist nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI/Rheinland-Pfalz) in Deutschland ein Nischenprodukt. Am gesamtdeutschen Sektmarkt macht der Anteil weniger als drei Prozent aus, wie eine Sprecherin des DWI in Mainz sagte. "Winzersekt ist etwas ganz Spezielles", sagte sie auch mit Blick auf die Art der Herstellung. So gibt es Winzersekt als traditionelle oder klassische Flaschengärung, allgemein auch als von Hand gerüttelt bekannt.

Und das soll in der Winzervereinigung Freyburg unter der Regie ihres neuen Chefs auch so bleiben. "Wir wollen nicht die große Masse an Sekt herstellen, dafür haben wir unseren großen Nachbarn über die Straße", sagte der Geschäftsführer der Genossenschaft, Hans Albrecht Zieger. Zudem seien die Mengen aus dem Weinanbaugebiet nicht groß. "Wir verarbeiten europäische Sektgrundweine", betonte ein Rotkäppchen-Sprecher.

"Wir werden es beim Winzersekt individuell lassen, mit um die 10 000 Flaschen pro Jahr", sagte Zieger zu den Zielen der Winzervereinigung für 2014 und darüber hinaus. Die Genossenschaft verstehe sich vor allem als Weinproduzent, mit rund 3 bis 3,5 Millionen Flaschen Wein im Jahr. Weinkenner seien aber auch durchaus bereit, für Winzersekt um die 12, 13 Euro im Durchschnitt auf den Tisch zu legen - entweder direkt beim Verkauf in der Weingalerie, im Fach- oder Online-Handel.

Seit 1. Februar leitet der vormalige Kellermeister Zieger als Geschäftsführer die Geschicke der Winzervereinigung. In dem rund 730 Hektar großen und gut 1000 Jahre alten Weinanbaugebiet Saale-Unstrut gibt es zudem Winzer, die ihre Weine und auch Sekte in Eigenregie herstellen und vermarkten. Die Reben für Weiß- und Rotweine stehen auf terrassenförmigen Weinbergen, Muschelkalkböden sind typisch für die Region entlang der beiden Flüsse.

"Wir wollen den Geschmack des jeweiligen Jahrgangs im Sekt haben", sagte Norbert Bardong. In seiner Sektmanufaktur in Geisenheim (Hessen) wird aus Grundweinen aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut der Winzersekt den Angaben zufolge seit zwei Jahrzehnten für die Winzervereinigung Freyburg hergestellt. "Rotkäppchen war für uns eine Nummer zu groß dafür", sagte der Präsident des Weinbauverbandes Saale-Unstrut, Siegfried Boy, zur Geschichte der Kooperation mit dem Sektmacher aus dem Rheingau.

Weißburgunder, Riesling und Kerner seien als Weine besonders geeignet für Winzersekt, sagte Bardong. Er arbeite für 50 bis 60 Winzer in Deutschland und produziere jährlich 100 000 bis 120 000 Flaschen in der Rheingauer Sektmanufaktur. Auch wenn Winzersekt in der Regel länger als mancher Wein gelagert werden könne, betonte der Chef der Freyburger Winzervereinigung: "Es ist beim Sekt wie beim Wein, dass die getrunkene Flasche die beste ist". Laut Statistischem Bundesamt wurden 2012 in Deutschland 340 Millionen Liter Schaumwein konsumiert, 6,6 Millionen Liter oder zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Für Winzersekt werden nach Angaben des Weinbauverbandes Saale-Unstrut in der Regel die Trauben aus den eigenen Weinbergen des Winzers verwendet. Er soll die persönliche Handschrift des Weinbauers tragen und ist meist rebsortenrein - das heißt, der Sekt stammt aus einer Rebsorte. Hergestellt wird Winzersekt den Angaben zufolge aus einem Grundwein meist nach der traditionellen oder auch klassischen Flaschengärmethode. Dieses Verfahren gilt als besonders aufwendig. So muss der Grundwein in die Sektflasche gefüllt und durch erneute Zugabe von Hefe sowie Zucker zur zweiten Gärung gebracht werden.

Dann muss der Sekt mindestens neun Monate im dunklen und kühlen Keller reifen. Danach kommen die Flaschen kopfüber in Rüttelpulte. Vier Wochen lang müssen die Flaschen darin täglich nach einer gewissen Systematik gedreht und zugleich immer mehr aufgerichtet werden. Danach wird der Hefepfropfen wieder in einem speziellen Verfahren, zum Beispiel mittels Kältebad, durch den Druck der Kohlensäure aus der Flasche geschleudert. Anschließend wird die Flasche mit einem Korken und einem Drahtgeflecht - Agraffe - verschlossen. Ursprünglich stammt das Verfahren aus Frankreich. dpa