Wolkenberg und Vattenfall Wein vom Wolkenberg

Mit der Lese an 3066 Rebstöcken der Weißweinsorte Schönburger haben heute rund 20 Helfer der Wolkenberg GmbH sowie von Vattenfall auf dem Wolkenberg am Rand des Tagebaus Welzow-Süd begonnen. In den kommenden vier Wochen werden nacheinander und sortenrein die Weißweinsorten Grau- und Weißburgunder, Kernling und Roter Riesling sowie die zwei Rotweinsorten Rondo und Cabernet Dorsa gelesen.

Nach zwei ruhenden Jahren rechnen die Winzer der Wolkenberg GmbH, Bettina Muthmann und Martin Schwarz, mit einer guten Erne aus der zwischen 7.000 und 9.000 Flaschen Wolkenbergwein hervorgehen könnten. Die Winzer und Vattenfall hatten im vergangenen Jahr ihre Bewirtschaftungsstrategie auf eine intensive Pflege des rekultivierten Bodens und der noch jungen Rebstöcke ausgerichtet. Um die Fläche nachhaltig zu entwickeln, wurde auf eine Lese im Herbst 2013 und 2014 verzichtet.

Geschäftsführerin Bettina Muthmann bei der Lese des Schönburgers

"In diesem Jahr werden wir für unsere Mühen mit einem guten Ertrag belohnt. Wir können uns über eine gepflegte, vitale und kräftige Fläche freuen, auf der die Reben ein gutes Mostgewicht haben. Wir prüfen jetzt täglich den Reifegrad der Trauben, um den optimalen Zeitpunkt für die Lese jeder einzelnen Weinsorte abzupassen", sagte Bettina Muthmann.

Gemeinsam mit dem sächsischen Winzer Martin Schwarz bewirtschaftet sie die sechs Hektar große Fläche. Zuletzt hatten die Winzer zum Schutz vor Vogelfraß einen aufwändigen Vogelschutz entlang der Reben aufgebaut. "Einen Schaden wie im Jahr 2013 wollen wir nicht wieder hinnehmen müssen. Diesmal soll nichts schiefgehen, damit wir unseren Wein im nächsten Jahr vermarkten können", hofft sie.

Gekeltert wird der Wein in der Kellerwirtschaft von Martin Schwarz in Meißen bevor er ab Mai 2016 unter anderem dort sowie im Besucherzentrum "excursio" in Welzow zum Kauf angeboten wird. Regionale Gaststätten werden ihn ebenfalls auf der Getränkekarte haben.

Vattenfall als Eigentümer des Wolkenbergs unterstützt die Wolkenberg GmbH weiterhin bei der Entwicklung der Rebfläche. Dazu gehört die von der Wolkenberg GmbH angestrebte Tröpfchenbewässerung zur Kompensation von längeren Trockenperioden sowie eine dauerhafte Wasserbereitstellung.

"Die Planung und Gestaltung dieses Bergs hat uns viele Jahre lang begleitet. Wir sehen ein großes Potential in der Weinanbaufläche. Damit haben wir den Winzern eine Existenzgrundlage auf einer hervorragend angelegten Fläche gegeben und den Menschen ein attraktives Ausflugsziel in der rekultivierten Landschaft. Landwirtschaftliche Nutzung und Naherholung gehen hier wunderbar Hand in Hand", bekräftigt die Leiterin Rekultivierung bei Vattenfall, Franziska Uhlig-May.

Zur Gestaltung des Umfelds hat Vattenfall unter anderem einen Wanderpfad angelegt, der von den Bäumen des Jahres gesäumt ist. Mit der Traubeneiche im Jahr 2014 wurde begonnen, noch in diesem Herbst kommt der Baum des Jahres 2015, der Feldahorn, hinzu.

Mühsames Wachsen bis zur Ernte - Trauben vom Tagebau

Von Lars Müller

Die tiefstehende Sonne taucht die rekultivierte Landschaft am Rande des Braunkohletagebaus Welzow (Landkreis Spree-Neiße) in gleißendes Licht. Aus Westen weht ein frischer Wind durch einen 30 Meter hohen Weinhang im Süden Brandenburgs. Wo einst das Dorf Wolkenberg stand, wachsen heute auf einer Fläche von sechs Hektar Rebstöcke, aber bisher eher zögerlich. In der Ferne sind im aktiven Tagebau Welzow die Förderbrücke und Abraumbagger zu erkennen.

«Obwohl die Rebstöcke 2010 gepflanzt wurden, bringen sie noch immer keinen wirtschaftlichen Ertrag», sagt Winzer Martin Schwarz. Der 52-jährige gebürtige Hesse betreibt im sächsischen Meißen ein eigenes Weingut, hat den Tagebau-Weinberg im vergangenen Jahr unter seine Fittiche genommen und ist Mitgesellschafter der Wolkenberg GmbH.

«Üblicherweise bringen neu angelegte Rebflächen nach drei Jahren ersten wirtschaftlichen Ertrag», sagt der studierte Weinbauer. Am Wolkenberg allerdings sei in den Anfangsjahren einiges schief gelaufen. Die Betreiber wollten zu schnell größeren Ertrag erzielen, sagt Schwarz. Das allerdings hätten die jungen Rebstöcke nicht verkraftet. Sie seien auf dem künstlich angelegten Weinberg mit drei Terrassen sprichwörtlich noch gar nicht verwurzelt gewesen.

Der Energiekonzern Vattenfall hat mit fachlicher Unterstützung von der TU Cottbus den Weinberg zur Rekultivierung anlegen lassen. Dazu wurde eine mehrere Meter dicke Erd- und Gesteinsschicht aufgebracht, wie sie in der dortigen Endmoränenlandschaft natürlich vorkommt.

In der Region hat es bereits früher Weinbau gegeben, der allerdings spätestens mit der Reblaus-Katastrophe vor mehr als 100 Jahren zum Erliegen kam. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurde Weinbau im Märkischen erstmals 1173 urkundlich belegt. Extremwinter, gesetzliche Veränderungen und der beginnende Eisenbahnbau bedeuteten ab Mitte des 19. Jahrhunderts für viele Rebflächen das Aus. Trotzdem gab es 1868 noch knapp 830 Hektar Rebfläche. Bei Neugründung des Landes Brandenburg 1990 waren davon nur noch Fragmente übrig.

Inzwischen sind im Landweingebiet Brandenburg die Rebrechte auf 30 Hektar begrenzt und nach Ministeriumsangaben vollständig vergeben. Qualitätswein darf nur rund um Werder an der Havel und bei Schlieben nahe der Schwarzen Elster produziert werden. Diese Regionen sind den Weinbaugebieten Saale-Unstrut beziehungsweise Sachsen zugeordnet. Der Durchschnittsertrag liegt bei 30 bis 40 Hektoliter je Hektar.

Für Schwarz steht die Weinerzeugung indes erst einmal an zweiter Stelle. Da der Boden der Lausitz sehr sandig ist und über dem Wolkenberg ständig ein Wind weht, trocknet das Erdreich im Sommer schnell aus, sagt der Winzer. Das habe den schwachen Rebstöcken zugesetzt. «Wir müssen die Rebstöcke stärken, eine Humusschicht im Weinberg aufbauen», erklärt Schwarz.

Zwischen den Reben pflanzt er Hülsenfrüchte, die den Boden verbessern sollen. Zudem liegt frischer Pferdemist im Berg, auch das geschnittene Rebholz wird gemulcht und bleibt im Weinhang. Naturnah will Schwarz den Weinberg in voller Südausrichtung bewirtschaften, später vielleicht sogar biologisch zertifizieren lassen. Im vergangenen Jahr wurde ein Bewässerungssystem installiert.

Gegen den frostigen Ostwind im Winter hat Vattenfall einen Hügel modelliert, damit die Kälte ins Tal abfließen kann. «Frostschäden haben wir bisher kaum», sagt Schwarz. Dagegen seien durchziehende Starenschwärme in der noch weitläufigen, steppenähnlichen Landschaft ein Problem. Vor allem auf die roten Trauben der Neuzüchtungen Cabernet Dorsa und Rondo haben es die Vögel abgesehen. Daneben stehen die alte Rebsorte Roter Riesling mit roséfarbenen Trauben, Klassiker wie Weiß- und Grauburgunder sowie die weißen Neuzüchtungen Schönburger und Kernling.

Im vergangenen Jahr hat Schwarz mit seinen Mitarbeitern zur Stärkung der Rebstöcke sämtliche Trauben im Sommer abgeschnitten, in diesem Jahr soll wieder eine kleinere Menge gelesen werden. Mit höchstens 20 bis 30 Prozent vom für später geplanten Ertrag kalkuliert Schwarz 2015. Verarbeitet werden sollen die Trauben in seinem zwei Fahrstunden entfernten Weingut in Meißen. Künftig will der Winzer die Trauben vom Tagebau als Brandenburger Landwein vermarkten. dpa