Weinbauexperte plädiert für Flüge gegen Hagel

Mit dem Einsatz von Hagelfliegern ließen sich nach Einschätzung des Weinbauexperten Jürgen Oberhofer bei Unwettern die Schäden in den Weinbergen deutlich reduzieren. Die Kosten für die Flüge seien letztlich erträglich, sagte der Leiter der Gruppe Weinbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz.

«Wenn die Kosten auf breiten Schultern verteilt werden, geht es nur noch um homöopathische Dosen für den Einzelnen.» Hagelflieger verteilen bei einem Unwetter Silberjodid in den Wolken, wodurch die Hagelkörner kleiner werden. Komplett vermeiden lassen sich Schäden dadurch nicht, betont Oberhofer, aber ungefähr um die Hälfte mindern.

Erst im vergangenen Jahr hatte zwei Unwetter mit Hagel heftige Schäden in der Pfalz verursacht. Auf etwa 4000 Hektar wurden Reben beschädigt, bis hin zum Totalausfall. «Bei einigen der betroffenen Betriebe ist die finanzielle Lage dadurch sehr angespannt, die stehen mit dem Rücken zur Wand», sagte Oberhofer. Er betonte zudem, Klimaexperten seien sich einig, dass extreme Wetterereignisse wie der Hagel in Zukunft zunehmen werden.

Die Kosten für die Hagelflieger beliefen sich auf etwa zwölf Euro je Hektar Rebfläche und Jahr, wenn sich alle Winzer beteiligen. «Und es profitieren ja auch noch andere Bereiche der Landwirtschaft und auch die Privatleute, wenn der Hagel schwächer ausfällt», sagte Oberhofer. Dass in Rheinland-Pfalz - im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands - noch keine Hagelflieger eingesetzt werden, liege wohl daran, dass die Hagelschäden bislang insgesamt noch nicht allzu heftig gewesen seien, sagte der Experte. «Offenbar ist da die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.»

Als weitere Möglichkeit der Hagelprävention nannte Oberhofer eine Versicherung gegen Hagelschäden. «Die sollte eigentlich jeder größere Betrieb haben, der vom Weinbau leben muss», sagte er. Hier lägen die Kosten bei jährlich 150 bis 300 Euro je Hektar. Nur rund die Hälfte der Betriebe sei über Versicherungen abgesichert.

Stellenweise in den Weinbergen eingesetzt werden auch Schutznetze gegen Hagel, für die pro Hektar allerdings 14 000 bis 20 000 Euro investiert werden müssen. «Das rechnet sich aber nur bei Reben, deren Wein später hochpreisig verkauft werden kann», sagte Oberhofer. Das Problem der Hagelschäden stand am Mittwoch auch auf dem Programm der 64. Pfälzischen Weinbautage in Neustadt an der Weinstraße. dpa