Abu Dhabi hat sich ins Zeug gelegt; in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate wurden vor wenigen Tagen die 50 besten Restaurants des Mittleren Ostens & Nordafrikas mit einem Einsatz für Küche, Köche und ein sorgsames Miteinander vorgestellt, von dem man hierzulande nur Träumen kann.
Rund um die Awards fanden Talks, Meetings und Events zu Themen wie „Flavour“ und „Food & Memory“ statt. Selbst in einer Art Speed-Dating-Session standen wechselnde Küchenchefs und Vordenker an runden Tischen im 10 Minuten-Takt Rede und Antwort.
Und während so genannter Signature Sessions luden Abu Dhabis beste Restaurants einige der weltbesten Köche zum gemeinsamen Kochen ein. Starkoch Gaggan Amand aus dem „Gaggan“ in Bangkok etwa, der No. 1 von ASIA’s 50 BEST RESTAURANTS, lud Gäste mit seinem Slogan „lick my plate“ und einem Teller mit einer aus bunten Chutneys aufgemalten Weltkarte ein, Grenzen im Kopf einfach wegzulecken.
Südtirols Küchenstar Norbert Niederkofler („Cook the mountain“) kochte den Berg mit Zutaten aus Wüste und Oasen. Und Eduard Xatruch, Schüler von Ferran Adria und Teil des Trios am Herd in Barcelonas „Disfrutar“, der aktuellen No. 1 unter THE WORLD’s 50 BEST, erklärte, Aufgabe von Köchinnen und Köchen sei es dieser Tage, Produkte und Aromen zu bewahren, die an Erinnerungen knüpften. Denn: „Ohne Erinnerung keine Identität“, so Xatruch, „und ohne Identität kein Gefühl von Geborgenheit!“
Seit 2022 werden die von S.Pellegrino & Acqua Panna gesponserten MIDDLE EAST & NORTH AFRICA’s 50 BEST Awards vergeben. Im vergangenen Jahr war die Veranstaltung aufgrund politischer Querelen ausgesetzt worden. In diesem Jahr präsentiert die Liste eine Region, die kulinarisch auf dem Vormarsch ist.
Mit insgesamt 18 unter den 50 Besten steht Dubai dabei klar an der Spitze, gefolgt von Marrakesch und Amman mit jeweils 5 Adressen. Jeweils 4 Restaurants wurden in Kairo und in Riad ausgezeichnet. Die No. 1, den Spitzenplatz, belegt zum dritten Mal in Folge Dubais „Orfali Bros Bistro“ in dem es drei syrischen Brüdern gelingt, ihr kulinarisches Erbe aus Aleppo mit Aromen aus aller Welt zu vereinen.
Spannendster Neueinstieg in Dubai ist das „Row on 45“ von Londons Starkoch Jason Atherton im 45. Stock von „The Grosvenor House“. In Marrakesch führt „La Grande Table Marocaine“ im „Royal Mansou Marrakech Hotel“ auf Platz 20 mit grandioser marokkanischer Küche an. Star in Riad ist Zwei-Meter-Mann Abdulrahman Alsowailem. „Ich war Pilot, wie mein Vater, sagt er, „ich wollte aber Neues aufbauen“. Heute ist sein Grill- und Steakhouse „Marble“ auf Platz 14 Schlüsselstelle für Saudi Arabiens Biowirtschaft und nachhaltige Viehzucht.
Den Highest New Entry Award für den insgesamt größten Sprung nach vorne erhielt Sara Aqel, Jordaniens beeindruckende neue Starköchin. In ihrem „Dara Dining by Sara Aqel“ in Amman lässt die 29jährige Palästinenserin Festtagsdinner nach Rezepten ihrer Großmütter wieder auferstehen. Schwertmuscheln brät sie, wie einst typisch in Gaza, mit frischem Thymian, Brotkrumen und Sumac, Mit Salz und Zitrone marinierten und in Weinblättern gedünsteten Seebarsch reicht sie mit rishta, mit Knoblauch und Granatapfel-Molasse gekochten Linsen.
Parallel dazu baut sie alte Olivensorten an, schöpft Salinensalz und hat gemeinsam mit der Königsfamilie Gesetze zum Schutz traditioneller Handwerksbetriebe sowie dem Aufbau von Aquakulturen auf den Weg gebracht. Allein Idee der 50 Best Awards für die Region habe etwas ausgelöst, sagt sie. Und der Austausch untereinander setze Ideen frei und mache Mut.