Von Michael Zehender
Nach der Taufe in Palma de Mallorca am Samstagabend sollte die «Aida Mira» eigentlich am Sonntag zur ersten Kurzkreuzfahrt unter dem neuen Namen aufbrechen: Geplant war eine Vier-Tage-Tour im westlichen Mittelmeer. Doch daraus wurde nichts.
Am Sonntagnachmittag verkündete Kapitän Manuel Pannzek über die Bordlautsprecher, dass das Schiff noch bis Mittwoch in Mallorca bleiben wird. Die Passagiere hatten an Deck schon das Auslaufen erwartet. Es sei nicht gelungen, in allen Bereichen den Aida-Standard in vollem Umfang zu bieten, lautete die Begründung für die Absage. Sprich: Das Schiff ist teilweise einfach noch nicht fertig umgebaut.
Die Arbeiten sollen nun in den kommenden Tagen im laufenden Betrieb erfolgen. Die Passagiere können entweder nach Hause reisen oder aber an Bord bleiben und bekommen in jedem Fall ihr Geld zurück.
Die «Aida Mira» ist das 14. Schiff der Aida-Flotte, aber kein Neubau. Im Jahr 1999 wurde sie als «Mistral» für Festival Cruises in Dienst gestellt, zuletzt fuhr sie für Costa als «Costa neoRiviera».
Für rund 50 Millionen Euro ließ Aida das Schiff in einer Werft in Genua umbauen, um es in der «Selection»-Reihe fahren zu lassen. In dieser waren bislang die drei kleinsten und ältesten Schiffe der Flotte unterwegs: «Aida Aura», «Aida Vita» und «Aida Cara». Doch bei den rund vierwöchigen Arbeiten gab es wohl deutlichen Verzug, für den laut Reederei das Wetter sorgte: Bei sintflutartigem Regen hätten vor allem die Arbeiten auf den Außendecks nicht beendet werden können.
Das wurde auch schon am Samstag rund um die Taufe deutlich. Etliche Bereiche an Bord waren nicht in dem Zustand, wie Stammgäste es von Aida Cruises kennen. Zum Beispiel das Promenadendeck präsentierte sich in einem schlechten Zustand, ebenso das Pooldeck. In etlichen Kabinen traten Probleme auf, zum Beispiel gab es in den Duschen nur brühendheißes oder aber eiskaltes Wasser, Minibars waren dreckig, Möbel auf den Balkonen fehlten, Getränkespender in den Restaurants funktionierten nicht, Teile des Außenanstrichs waren nicht komplett. Auch der Service präsentierte sich nicht besonders eingespielt.
Von den ersten Passagieren bekam die Reederei sowohl in sozialen Medien als auch direkt an Bord deutliche Kritik zu hören. «Wie kann man nur so ein Schiff der Öffentlichkeit präsentieren, das ist der Super-Gau», hieß es zum Beispiel in einem Kommentar bei Facebook.
Die abgesagte Reise reiht sich ein in mehrere Verzögerungen bei der Indienststellung neuer Kreuzfahrtschiffe in den vergangenen Monaten. Auch Aida Cruises war davon betroffen, zuletzt bei der «Aida Nova». Aktuell gibt es auch bei der «Costa Smeralda» Verspätungen. Außerdem traten 2019 die «World Explorer» von Nicko Cruises und die «Hanseatic nature» von Hapag-Lloyd Cruises verspätet ihre ersten Reisen an.
Bis Mittwoch (4. Dezember) wird die «Aida Mira» nun weiter in Palma de Mallorca liegen. Dann soll das Schiff seine erste Reise antreten: eine Überführungsfahrt nach Südafrika, wo im Winter jeweils 14-tägige Kreuzfahrten ab und bis Kapstadt auf dem Programm stehen. dpa