Andechser Bier contra Andechser Käse

Von Paul Winterer

Den Namen Andechs verbinden Genussmenschen mit zweierlei Köstlichkeiten: Die einen schwärmen vom süffigen Bier der Klosterbrauerei, die anderen von den schmackhaften Produkten der Andechser Molkerei. Weil aber der eine Hersteller mit dem anderen nichts mehr zu tun haben will, liegen die Mönche auf dem Heiligen Berg und die Eigentümerfamilie Scheitz immer wieder im Clinch.

Dieses Mal geht es um etwas leicht Anrüchiges: um Käse, der nicht von der Bio-Molkerei kommt, sondern in der urigen Andechser Klostergaststätte serviert wird. Diesen Donnerstag tragen die Streithähne den Konflikt einmal mehr vor Gericht aus.

Firmenchefin Barbara Scheitz klagt gegen die Klosterbrüder auf Unterlassung des Namens «Andechser Frischkäsezubereitung». Sie ist der Meinung, die Verbraucher nähmen bei dem Namen fälschlicherweise an, dass es sich um ein Produkt aus ihrer Molkerei handelt. «Das stört uns, weil wir der Auffassung sind, dass Andechser - im Bereich der Milchprodukte wohlgemerkt - für die Andechser Molkerei steht.»

Vor Ausbruch des Streits um das Wort mit den sieben Buchstaben machten beide Betriebe sogar gemeinsame Sache. Die Molkerei stellte einige Produkte für das Kloster her, die die Mönche unter ihrem Logo verkauften. Doch davon will der Orden schon lange nichts mehr wissen. «Er will jetzt quasi das Geschäft selbst machen», empört sich Barbara Scheitz. Und noch eines wirft sie dem Kloster beim Thema Frischkäse vor: «Wir halten die Bezeichnung für irreführend, weil die Basis für das Produkt, der Frischkäse, gerade nicht vom Kloster stammt.»

Vor dem Münchner Landgericht ist die Molkerei mit ihrer Klage freilich abgeblitzt. Laut Mitteilung des Oberlandesgerichtes (OLG) München wies die Vorinstanz den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung am 9. Juni dieses Jahres zurück (Aktenzeichen Gz.: 17 HK O 10607/11). Die zuständige Kammer sah die Unterlassungsansprüche der Molkerei «insgesamt als unbegründet an», wie es heißt. Firmenchefin Scheitz gibt sich damit aber nicht zufrieden und ging in Berufung. So kommt es nun zur Neuauflage des Streits vor dem OLG.

Schon nach dem erstinstanzlichen Urteil hatte das Kloster frohlockt: «Es liegt keine Täuschung des Verbrauchers vor und die Andechser Frischkäsezubereitung ist eindeutig und zweifelsfrei als Produkt des Klosters Andechs zu identifizieren.» Aufgrund der eindeutigen Aufmachung der Käsezubereitung in Verbindung mit dem Logo des Klosters Andechs sei nicht denkbar, dass der Verbraucher der irrigen Auffassung sein könnte, das Produkt stamme von dem Milchhof.

Molkerei und Mönche beharken sich wegen des klangvollen Namens Andechs nicht zum ersten Mal. So klagt die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München, zu der das Kloster in der kleinen oberbayerischen Gemeinde gehört, gegen das Markenzeichen «Andechser Natur seit 1908». Mit diesem Label wirbt die Familie Scheitz für ihre Produkte. Die Klosterbrüder halten die Verwendung dieses Begriffes für eine unzulässige Traditionswerbung, weil Bio-Produkte der Molkerei erst seit 1980 erzeugt würden.

Wenn es um ihr Kloster und die Produkte aus ihrem Orden geht, sind die Mönche nicht zimperlich. Erfolgreich stritten sie bereits vor Jahren durch alle Instanzen, dass eine Klosterbrauerei den Namen nur dann verwenden darf, wenn das Bier tatsächlich in einem Kloster gebraut wird und auch Mönche dahinterstehen. Von seinen Gaststätten mit dem Titel «Der Andechser» hat sich der Orden inzwischen getrennt.

Die Molkerei Scheitz verarbeitet im Jahr gut 90 Millionen Liter Milch von 600 Bio-Bauern zu Milchprodukten. Dazu gehört nach einem ebenfalls vor Gericht ausgetragenen Streit ein Joghurt, der mit aus der Stevia-Pflanze gewonnenem Tee gesüßt ist. Von sich reden machte die Molkerei auch mit den Plänen für ein neues Verwaltungsgebäude samt Schaukäserei im Hundertwasser-Stil. dpa