Baden-Württemberg Winzer im Südwesten starten Weinlese mit hohen Erwartungen

Zum Start der Weinlese in Baden und Württemberg blicken die Weinbauverbände dem neuen Jahrgang optimistisch entgegen. Mit einem voraussichtlichen Ertrag von 90 Hektolitern pro Hektar werde eine Erntemenge erwartet, die über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liege, sagte am Montag der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, Peter Wohlfarth. "Wenn das Wetter mitspielt, werden wir einen hervorragenden Qualitätsjahrgang ernten", ergänzte der Präsident des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Hohl.

Bei herbstlich kühler Witterung mit einer Temperatur von knapp unter zehn Grad wurden am Montagmorgen in Zell-Weierbach, einem Ortsteil von Offenburg (Ortenaukreis), die ersten Trauben der frühen Rebsorte Findling geerntet. Die Erwartungen an den 2014er Jahrgang seien hoch gesteckt, sagte der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Zell-Weierbach, Jochen Basler.

"Das war ein traumhaftes Jahr", jubelt Basler. "Unsere Winzer freuen sich schon seit dem Frühjahr auf den 2014er." Die Winzer seien mit der absehbaren Erntemenge hochzufrieden. Wenn die Nächte weiter kühl bleiben, der Regen aufhört und die Tagestemperatur auf 25 Grad klettert, könnte es nach den Worten Baslers auch qualitativ ein toller Jahrgang werden - das wäre dann in der mittelbadischen Region die erste wirklich gute Ernte seit 2008.

Die Findling-Lese wird ausschließlich für die Produktion von neuem Wein genutzt - vom Zeller Abtsberg könnte der neue Wein des Jahrgangs 2014 schon ab Donnerstag in die Gläser kommen. Die nächsten Rebsorten, bei der die Weinlese beginnt, sind die in Freiburg entwickelte Sorte Solaris und in Württemberg ab nächster Woche die rote Neuzüchtung Acolon. Den allgemeinen Herbstbeginn erwarten die badischen Winzer vom 10. bis 12. September und damit einige Tage früher als üblich. In anderen Weinanbauregionen wie Rheinhessen und Pfalz hat die Weinlese ebenfalls schon begonnen.

Sollten die Erwartungen einer guten Ernte eintreten, rechnen die Verbände in beiden Anbaugebieten mit einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation. In den vergangenen Jahren sei die Lage angespannt gewesen, erklärte der Württemberger Verbandspräsident Hohl. Nach wie vor machen nach seinen Angaben vor allem billige Landwein-Importe aus dem Ausland dem heimischen Weinbau zu schaffen.

In Baden gibt es 22 000 bis 25 000 Winzer, in Württemberg sind es annähernd 20 000. Die meisten von ihnen sind genossenschaftlich organisierte Neben- und Zuerwerbswinzer. Der Weinbau im Südwesten ist auch Teil der historisch gewachsenen Kulturlandschaft Baden-Württembergs. Dass zum neuen Wein der Zwiebelkuchen dazu gehört, ist Teil dieser Tradition. Dabei gibt es auch regionale Besonderheiten. In der Gegend um Offenbach werden seit alter Zeit Butterbrote und Walnüsse vom letzten Jahr zum neuen Wein gereicht. dpa