Bauhaus-Jubiläum mit Rekordzahlen Aufbruch in die Moderne

Von Dörthe Hein und Marie Frech

Das Jubiläumsjahr 2019 hat dem Bauhaus nationale wie internationale Aufmerksamkeit wie lange nicht beschert. Die Besucherzahlen in den Bauhaus-Städten Weimar und Dessau-Roßlau sind auf Rekordkurs. Die neuen Bauhaus Museen wurden bestens besucht: Gut 257 000 Gäste kamen bis Mitte Dezember in das im April eröffnete Bauhaus-Museum Weimar, wie die Klassik Stiftung Weimar mitteilte. Das für Publikum zugänglich gemachte Haus am Horn - dem Weimarer Modellhaus der Bauhäusler - statteten in diesem Jahr bisher rund 46 000 Interessierte einen Besuch ab.

Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar. Es entwickelte sich zu einer einflussreichen Architektur- und Designschule. Noch heute sind etwa Möbel und Nutzgegenstände nach den Entwürfen der Bauhäusler populär.

«Unser moderne Komplex mit dem Wohnhaus des Architekten Henry van de Velde, mit dem Neuen Museum, dem Nietzsche-Archiv und eben dem Haus am Horn und dem Bauhaus-Museum hat mehr als 400 000 Besucher gezählt», sagte die Präsidentin der Klassik Stiftung, Ulrike Lorenz. Man habe den Eindruck, dass es auch 2020 auf einem sehr hohen Niveau weitergehen werde, sagte sie mit Blick auf die Vorbuchungen für das kommende Jahr.

Auch dem «Nachbar-Bauhausland» Sachsen-Anhalt bescherte das Jubiläum viel Interesse: «Bis Ende des Jahres werden wir im Bauhaus Museum Dessau voraussichtlich 80 000 bis 90 000 Besucher haben», sagte die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren. «Insgesamt hatten wir 275 000 Besucher. Das ist eine Rekordzahl. Wir hatten in den letzten Jahren immer um die 100 000 in allen Bauhaus-Bauten.»

«Es ist ein absolut staunenswertes nationales Großprojekt gewesen - auch mit vielen Millionen gefördert. Wir sind durchaus Nutznießer von diesem großen Netzwerk und der Gesamtgemengelage», sagte Lorenz über die thüringen- und bundesweite Zusammenarbeit.

«Von dem Sog, der deutlich internationaler ist, als alles, was wir sonst haben, profitierten auch weitere Einrichtungen der Stiftung, wie etwa das Goethe-Nationalmuseum, das Schiller-Haus und das Wittumspalais», berichtete Lorenz. Ein Publikum sei erschlossen worden, das sich nicht nur das Bauhaus-Museum ansieht, sondern auch das Umfeld wahrnimmt. Auch Weimar profitiere, so Lorenz: Die Thüringer Tourismus GmbH (TTG) erfasste von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent mehr Übernachtungen in Weimar.

«Neben den Bauhausstätten in Weimar konnten im Jubiläumsjahr erfreulicherweise auch weitere Sehenswürdigkeiten in Thüringen vom touristischen Interesse aus aller Welt profitieren», sagte TTG-Geschäftsführerin Bärbel Grönegres. Vor allem die BauhausCard belege den Erfolg. Die Karte ermöglichte den Eintritt zu mehr als 70 verschiedenen Einrichtungen in Thüringen und wurde nach Weimar vor allem für die Wartburg, den Egapark oder das Kunsthaus Apolda genutzt - insgesamt 250 000 Mal.

Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) bezeichnete das Jubiläumsjahr als «Quantensprung». Man dürfe sich aber nicht der Illusion hingeben, dass es so weitergehe. «Es ist eine Riesen-Herausforderung für alle, sich darüber heute schon Gedanken zu machen.» Robra betonte: «Das Bauhaus ist längst nicht auserzählt.»

Aus Lorenz' Sicht hat das Jubiläumsjahr die Tore in die Gegenwart für die Klassik Stiftung geöffnet. «Wir haben einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Natürlich sind wir immer noch Klassik, aber wir sind jetzt auch im 20. Jahrhundert angekommen.» Schon jetzt wird im Bauhaus-Museum auch dem Zeitgenössischen Platz eingeräumt: So ist etwa neben der Dauerausstellung «Das Bauhaus kommt aus Weimar» noch bis März eine Sonderschau der in Sarajewo geborenen und in Weimar arbeitenden Künstlerin Danica Dakic zu sehen. dpa