Bouvet Ladubay 30 Jahre Cuvée Trésor

Legenden sind doch immer etwas Schönes. Es könnte so sein oder auch nicht - aber irgendwie wünscht man es sich. Eine Legende aus Saumur an der Loire besagt, Etienne Bouvet habe den "Schatz der Mönche von St. Florent" gefunden, der seit der Revolution in den Höhlen versteckt sei. Für einen Großteil der Öffentlichkeit ist der Erfolg eines Bürgers derselben Stadt oder desselben Dorfs fast immer viel mehr mit einem äußeren Ereignis verbunden als seinem Talent oder seiner Leistung zu verdanken. Diese sehr hypothetische Entdeckung eines Schatzes ist ein weiterer Beweis hierfür.

Bouvet Ladubay | 30 Jahre Cuvée Trésor

Es muss schon ein kurioses Bild gewesen sein, als 1988 eine Kutsche vor dem Londoner Edelkaufhaus Harrods vorfuhr und die erste Kiste Bouvet Trésor lieferte. Diesen ganz besonderen Cremant de Loire, nur gemacht aus Chardonnay und Chenin Blanc Trauben. Als die ersten Flaschen verkostet wurden meinten die Kellermeister, dass er ganz besonders schmecke und besonders gelagert werden müsse. Eben wie in einem Tresor.

1000 Barrique-Fässen liegen dafür in den Kellern in Saumur an der Loire. Zwei Mal pro Jahr werden sie gefüllt und jedes Jahr werden zehn Prozent der Fässer ausgetauscht.

Der erste Kunde in Berlin war vor 30 Jahren übrigens Weinhändler Rolf Paasburg. Kein Wunder also, dass auch er zu den Jubiläumsgästen im Berliner Restaurant "Colette by Tim Raue" gehörte. Die Hauptperson indes fehlte. Juliette Monmousseau, Chefin des Hauses, wurde der Flug gecancelt. "Sie hat ein bisschen geweint", erzählte Deutschland-Chef Benoit Defranoux. Immerhin hatte er noch per Mail die Grußworte der Chefin bekommen und so war sie doch irgendwie dabei. Mit ihren grandiosen Tropfen sowieso.

Und mit ihrer Botschaft an ihre genussvollen Freunde: "Als ich in den 60er Jahren begann, für meinen Vater zu arbeiten, wurden unsere gesamten Weine in Demi-Muids gelagert - großen Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von 600 Litern, die häufig als "Tonne" bezeichnet werden. In den folgenden zehn Jahren mussten wir all diese Tonnen, die zu alt geworden waren (30 oder 40 Jahre und älter) aussortieren, da unsere Weine sie nicht mehr vertrugen und vor unseren Augen oxidierten. Dies war auch das Ende der besonderen sportlichen Aktivität der Handhabung dieser riesigen Tonnen und der Beginn der Ära moderner Anlagen mit selbstregulierenden Behältern aus Edelstahl. Hierdurch entwickelten sich auch die Qualität und der Style unserer Cuvée-Weine, insbesondere durch unsere neue Grundlage der in diesen neuen Tanks im Hause fermentierten Moste (siehe Saphir).

Und dann hatten wir ein wichtiges Abendessen mit unserem amerikanischen Vertreter KOBRAND, der soeben das Weingut "Louis Jadot en Bourgogne" gekauft hatte, für deren Verkauf er zu 80 % verantwortlich war. Im Verlauf dieses Abendessens in Beaune zur Feier der Einweihung der neuen Weinkellerei des Hauses saß ich neben Jacques Lardière, dem sehr medienaffinen technischen Direktor von Jadot. Während unseres Gesprächs über Wein fragte Jacques mich, wer unser Küfer sei. Diese Frage konnte ich nicht beantworten, da meine einzige Erinnerung an Holz in der Aussortierung unseres Demi-Muids-Bestands zugunsten von Edelstahltanks bestand. Jacques Lardière ließ jedoch nicht locker und sagte: "Du musst unbedingt diese "neuen" Barrique-Fässer ausprobieren, die von großem Vorteil für deinen Wein sein können."

Ich muss hinzufügen, dass ich keine Erfahrung mit Holz hatte, außer der enormen körperlichen Anstrengung ihrer Handhabung nach der alten Methode, die darüber hinaus hervorragend für die Figur war. Für mich war Holz bis zu diesem Moment kein Thema und ich hatte daher keine Kenntnisse über den Einfluss von neuem Holz auf unsere Cuvée-Weine, da unsere Demi-Muids 30 bis 40 Jahre und älter waren. Doch da Jacques Lardière hartnäckig blieb und mir die Adresse seines Küfers gab, bestellte ich am nächsten Tag nach diesem Abendessen sechs neue Barrique-Fässer bei seinem Küfer SEGUIN MOREAU und füllte darin einen Teil unseres besten Cuvée-Weins ab.

Nach drei Monaten verstand ich die Bedeutung unseres Gesprächs in Beaune. Der Wein hatte in diesen Barrique-Fässern eine Farbe angenommen, die die schönsten Frauen manchmal künstlich zu erreichen versuchen. Die Aromen waren durch den Kontakt mit diesem edlen Holz aus Hochwaldbäumen majestätisch und so verstärkt worden, dass sich dieses Ausgangsprodukt zu einem "Grand Cru" entwickelt hatte. Nach weiteren drei Monaten dieser Reise in ein Wunderland führte ich diesen Nektar mit seinen Brüdern zusammen, die in Tanks aus Metall lagerten, die das Fruchtaroma bewahrten. Wir gaben dieser Assemblage des ersten Cuvée den Namen TRÉSOR - nicht wegen der Legende, sondern wegen seines Geschmacks. Es war eine Offenbarung und der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Bouvet Ladubay | 30 Jahre Cuvée Trésor

Heute feiern wir das 30-jährige Jubiläum des Cuvée TRÉSOR. Der Bestand der Barrique-Fässer mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern ist im Lauf der Jahre erheblich gewachsen. Heute ruhen 1.000 Barrique-Fässer in unseren Weinkellern in St. Florent. Pro Jahr werden jeweils 100 Fässer erneuert, sodass wir 10 unterschiedliche Jahre zu gleichen Teilen nutzen, was uns auch unsere Erfahrung aus dreißig Jahren gezeigt hat. Die Innenseite der Fässer wird mittelstark geröstet wie bei den großen Weißweinen der Bourgogne. Wir lagern die Cuvée vor der Abfüllung in Flaschen 6 Monate in Barrique-Fässern. Diese tausend Barrique-Fässer, die 2-mal pro Jahr gefüllt werden, können daher nahezu 600.000 Flaschen Cuvée TRÉSOR pro Jahrgang liefern. Die erste Kiste in England wurde 1988 bei Harrods mit dem Bouvet-Ladubay-Gespann geliefert. Dies fand nach einem Einführungscocktail bei Cartier New Bond Street statt. Seither hat die Cuvée TRÉSOR viele Abenteuer erlebt und wurde mit zahlreichen Medaillen und viel Lob bedacht.

Dies ist auch heute noch etwas Besonderes, da meines Wissens nach kein anderes Weinhaus der Loire 1.000 Barrique-Fässer aufweisen kann, in denen eine Familie von Cuvées für die besten Schaumweine der Loire - TRÉSOR, INSTINCT und ZÉRO - reift."

Übrigens: Bouvet gibt es wie gesagt in der Weinhandlung von Rolf Paasburg. Aber ein Besuch in Saumur ist noch einmal ein potenzierter Genuss.

Ich bin dann mal wieder unterwegs