Caradonna, Ostfriesland und Mainacht Über das Würzkraut Salbei

Von Dorothée Waechter

Der Salbei gehört auf italienische Nationalgerichte wie das Saltimbocca, ein Kalbsschnitzel mit Parmaschinken. Und wenn der Hals wehtut, helfen Bonbons mit dem Kraut. Das Würzen und Heilen ist aber längst nicht alles, was der Salbei Hobbygärtnern zu bieten hat.

Um den Überblick zu behalten, rät Prof. Cassian Schmidt, Leiter des Schau- und Sichtungsgartens Hermannshof in Weinheim, die Gattung in Gruppen einzuteilen. "Man unterscheidet zwischen den mediterran, halbstrauchig und den mehrjährig staudig wachsenden sowie den einjährigen Arten." Immer öfter werden auch Arten aus Nord- und Südamerika in unseren Gärten verwendet. "Sie sind bei uns nicht winterhart, können aber geschützt überwintert werden", sagt Schmidt.

Die halbstrauchig wachsenden Exemplare

Diese Gruppe vertritt in unseren Gärten häufig der Küchensalbei (Salvia officinalis). "Diese Arten sind natürliche Partner von Lavendel und Rosmarin, mit denen sie zusammen die Landschaft von Zwergstrauchheide und Felssteppe im mediterranen Raum prägen", erklärt Prof. Schmidt. Ein sonniger, magerer Standort fördert die Lebenserwartung. Aber wer regelmäßig Blätter erntet, wird das Wachstum durch Nährstoffgaben ankurbeln. In der Folge werden die Halbsträucher nicht besonders alt, und man muss sie alle drei bis fünf Jahre austauschen.

Das Sortiment des Küchensalbeis teilt sich in gut 20 verschiedene Sorten auf, die sich vor allem in der Laubfärbung unterscheiden. Zu den wichtigsten zählen 'Berggarten' mit breiten Blättern und meist spärlichen Blüten, die rotlaubige Sorte 'Purpurascens' sowie die buntlaubigen Sorten 'Icterina' und 'Tricolor'. Sie sehen nicht nur als Dekoration auf den angerichteten Tellern hübsch aus, sondern lockern auch die Bepflanzung im Kräuterkasten auf.

Attraktiv ist auch der zu dieser Gruppe gehörende Lavendelblättrige Salbei, als Spanischer Salbei bekannt (Salvia lavandulifolia). "Das Laub ist etwas schmaler und ebenfalls silbrig-grau", beschreibt Prof. Schmidt den robusten Halbstrauch mit lavendelblauen Blütenständen.

Die staudig wachsenden Arten

Sie stammen aus dem eurasischen Raum, wo sie in Wiesen und Steppenlandschaften gedeihen. Vor allem der Sommersalbei (Salvia nemorosa) steht für diese Gruppe. Von dieser Form gibt es viele verschiedene Sorten: "'Ostfriesland' und 'Blauhügel' sind zwei besonders bewährte Formen", erklärt der Staudengärtner Jan Weinreich aus Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt). 'Ostfriesland' blüht violettblau und damit deutlich dunkler als 'Blauhügel'. Beide werden etwa 50 Zentimeter hoch.

Wer etwas Höheres sucht, greift zur Sorte 'Caradonna' mit bis zu 70 Zentimetern. Das Besondere: Die Stängel sind dunkelviolett, was die Blütenfarbe verstärkt, erklärt Weinreich. Nur etwa 20 bis 30 Zentimeter hoch wird die kompakte Sorte 'Marcus'. Seine besondere Empfehlung ist aber 'Mainacht': Sie blüht bereits im Mai und damit einige Wochen früher als die zuvor beschriebenen Sorten. "Zwar ist sie ein bisschen komplizierter im Beet", sagt Weinreich. "Aber das strahlende Blau der großen Blüten ist unübertroffen." Und die Sorte wächst luftiger.

Alle staudigen Salbeisorten haben die positive Eigenschaft zu remontieren - sie blühen also zweimal. "Geht die erste Blüte ihrem Ende entgegen, kann man die Horste runterschneiden", erläutert Weinreich. Anschließend treibt die Pflanze noch mal aus und bildet in den folgenden sechs Wochen neue Blüten, die im Spätsommer ein Blickfang sind.

Schmidt empfiehlt für den Staudensalbei einen kalkhaltigen, aber nicht zu schweren Boden. "Ideale Partner zum Sommersalbei sind beispielsweise Schafgarben", erklärt der Gartenleiter. Die horizontalen gelben oder terrakottafarbenen Blütenscheiben der Schafgarben harmonieren mit den vertikalen lilablauen Blütenrispen des Salbeis. Dazu passen dunkelrote Knautien, Fetthennen und Gräser.

Einjährige Varianten

Unter den einjährigen Arten sind vor allem der blaublühende Mehlsalbei (Salvia farinacea) und der rote Feuersalbei (Salvia splendens) beliebt. Sie stammen aus Nord- oder Südamerika, wofür gerade die rote Blütenfarbe typisch ist. Im Bereich der Küchenkräuter hat sich vor allem der Ananas- oder Honigmelonen-Salbei einen Namen gemacht. Die Blätter eignen sich als Gewürz für Fruchtsalate oder Getränke.

"Die aus Südamerika stammenden Arten sind alle Kurztagspflanzen", erläutert Prof. Schmidt. Sie bilden dann Knospen, wenn die Tage kürzer sind als die Nacht. Das bedeutet, dass die Blüten erst im Herbst richtig üppig sind und man die Zwergsträucher im kalten Gewächshaus bis in den Winter blühend halten kann. Noch nicht ganz so verbreitet, aber deutlich auf dem Vormarsch in unsere Gärten ist eine ganze Reihe von Namenssorten. Schmidt begeistert sich zum Beispiel für 'Phyllis Fancy' in zartem Blau und 'Nachtvlinder' mit samtig lilablauen Blüten. Diese Dauerblüher eignen sich auch für die Bepflanzung von Kübeln und Balkonkästen. dpa